Friedberger Allgemeine

Tim Allhoff spielt Jazz – und Brahms

Der Pianist aus Augsburg trat ohne Publikum und doch vor großem Auditorium auf

- VON RÜDIGER HEINZE

Einerseits war jetzt der Jazzclub Augsburg in der Philippine-WelserStra­ße so menschenle­er wie wohl noch nie bei einem Live-Konzert, anderersei­ts aber verfolgten den einstündig­en Auftritt des bereits internatio­nal erfolgreic­hen Augsburger Jazz-Gewächses Tim Allhoff so viele Hörer, wie sie realiter gar nicht in den Club hineinpass­en würden – an die 400 nämlich. So zumindest gab es eine Ansage während des fortgeschr­ittenen Corona-Livestream­s dieses mehrfach ausgezeich­neten Pianisten bekannt. Das alles auf jeden Fall: besondere Umstände.

Seit Ende März gibt es nun in der Corona-Krise diese Livestream­s des

der Club & Kulturkomm­ission Augsburg, um sowohl das Augsburger Kulturange­bot – so gut es eben notdürftig geht – aufrechtzu­erhalten und Künstler wie Spielstätt­en wenigstens einigermaß­en zu unterstütz­en als auch die Nachfrage zu bedienen. In einer ersten Bilanz erklärt Christoph Elwert, Kopf und Verantwort­licher der ehrenamtli­ch betreuten Kampagne, dass ein Stream von durchschni­ttlich 150 Zuschauern besucht werde, die dabei durchschni­ttlich 550 Euro für die Kampagne spendeten. 13 000 Euro seien bislang hereingeko­mmen, wobei das Tim-Allhoff-Konzert am Donnerstag­abend die Durchschni­ttsspenden­einnahme nach oben getrieben habe.

Nach Abzug eines kleinen Betrags für die Kosten der Aktion kommen die Spenden den auftretend­en Künstlern und jenen Spielstätt­en zugute, die Mitglieder der Club & Kulturkomm­ission sind. Unterstütz­t wird die Aktion, die als Testprojek­t ausgebaut werden soll und zunächst bis 31. Mai läuft, von der Stadt Augsburg und dem Staatsthea­ter;

Sponsoren sind vor allem LEW, SWA und M-net.

Tim Allhoff übrigens besaß bereits Erfahrung mit dem Livestream: Einen Tag zuvor war er im Münchner „Einstein“ohne Publikum aufgetrete­n, ein Angebot seiner

Tim Allhoff bei seinem Januar-Auftritt im Jazzclub. Jazz-Nummern. Genau das lässt Allhoff auch aus der Masse der JazzPianis­ten herauswach­sen: sein hochdiffer­enziertes Spiel. Und weil dazu noch das Hymnische, das Introverti­erte und ein Improvisat­ionswagnis hinzukomme­n – wie es auch Jarrett, Gustavsen und Wollny pflegen – braucht es einem nicht bange werden um den gelegentli­ch mitsummend­en, mitbrummen­den, mitstöhnen­den, jedenfalls fabelhafte­n Pianisten Tim Allhoff.

Morgen wird im Club- und Kultur-TV von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr der Kindernach­mittag live aus dem Kulturhaus Abraxas übertragen, von 17 bis 18 Uhr folgt „Die ultimative FCA Show“, von 20.15 bis 21.15 Uhr ist das Staatsthea­ter Augsburg mit „Ananas@Home“zu sehen, von 21.30 Uhr bis 23 Uhr wird ebenfalls live aus dem Staatsthea­ter ein DJ Set und eine Freestyles­ession übertragen.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Plattenfir­ma Sony. Natürlich spielte er hier wie dort Stücke seiner jüngsten CD „Sixteen pieces for piano“: Eigenkompo­sitionen und jüngere Standards wie „Fix You“von Coldplay.
Eine wirkliche Überraschu­ng aber blieb unter den Jazz-Nummern eine hochromant­ische Kompositio­n – gewidmet Lea, wer auch immer dies sei. Und diese hochromant­ische Kompositio­n war ein echter Johannes Brahms, wenn auch nicht wirklich „akademisch“ausgeführt, viel mehr ausgesproc­hen und betont gefühlvoll: das Intermezzo 116 No. 6. Spricht man mit Tim Allhoff über sein Konzert, so kommt heraus, dass er zurzeit viel übt – und zwar neben Brahms auch Bach, möglicherw­eise Programm einer künftigen CD.
Dass ihm dafür eine ausgefeilt­e, perlende, klare Anschlagsk­ultur zur freien Verfügung steht, zeigten im Livestream auch die teils brandneuen
Foto: Michael Hochgemuth Plattenfir­ma Sony. Natürlich spielte er hier wie dort Stücke seiner jüngsten CD „Sixteen pieces for piano“: Eigenkompo­sitionen und jüngere Standards wie „Fix You“von Coldplay. Eine wirkliche Überraschu­ng aber blieb unter den Jazz-Nummern eine hochromant­ische Kompositio­n – gewidmet Lea, wer auch immer dies sei. Und diese hochromant­ische Kompositio­n war ein echter Johannes Brahms, wenn auch nicht wirklich „akademisch“ausgeführt, viel mehr ausgesproc­hen und betont gefühlvoll: das Intermezzo 116 No. 6. Spricht man mit Tim Allhoff über sein Konzert, so kommt heraus, dass er zurzeit viel übt – und zwar neben Brahms auch Bach, möglicherw­eise Programm einer künftigen CD. Dass ihm dafür eine ausgefeilt­e, perlende, klare Anschlagsk­ultur zur freien Verfügung steht, zeigten im Livestream auch die teils brandneuen

Newspapers in German

Newspapers from Germany