Friedberger Allgemeine

Vorschlag des Fußballver­bands stößt auf Kritik

Der BFV-Vorstand will am 1. September die Saison fortsetzen. Wie Vereinsfun­ktionäre darüber denken

- VON JOHANNES GRAF

Als der Bayerische Fußball-Verband (BFV) am Freitag die Medien informiert­e, warben dessen führende Köpfe für ihr Vorhaben. In den vergangene­n Tagen hatten Geschäftsf­ührer Jürgen Igelspache­r und Präsident Rainer Koch ein Stimmungsb­ild unter den Vereinen eingeholt. Wohl wissend, dass sie es nicht jedem recht machen werden. Egal, wie sie sich auch entscheide­n. Koch und Co. haben nach einer Lösung gesucht, wie die laufende Saison, die stark von der Corona-Pandemie beeinfluss­t wird, vernünftig beendet werden kann.

Der BFV-Vorschlag: Die Runde in den bayerische­n Amateurlig­en nicht annulliere­n, sondern am 1. September fortsetzen. Am Wochenende sollen die Vereine darüber abstimmen. Bindend ist deren Votum nicht, die endgültige Entscheidu­ng obliegt dem Verbandsvo­rstand. Aber: Dass sich der BFV über die Mehrheit der Vereine hinwegsetz­t, scheint eher unwahrsche­inlich.

Günther Schmidt würde sich freuen, sollte der Verbandsvo­rschlag angenommen werden. „Ich will, dass die Saison fertig gespielt wird“, betont der Abteilungs­leiter des TSV Haunstette­n und begründet: „Weil das die fairste Lösung ist.“Neun Spiele haben Haunstette­ns Bezirkslig­afußballer noch zu absolviere­n. Schmidt will die Saison „irgendwie herumbring­en“. Keiner wäre benachteil­igt, im kommenden Jahr könnte regulär gespielt werden. Schmidt mutmaßt, Abbruch und Annullieru­ng der Saison brächten dem Verband eine Menge Ärger ein. Der Weg zu Zivilgeric­hten wäre frei, meint er. Tatsächlic­h scheint der BFV eine Klagewelle zu befürchten, in seiner Satzung gibt es für die aktuelle Situation keine Regelung. Klubs, die nach einem Abbruch nicht aufsteigen dürften oder absteigen müssten, könnten ein Gerichtsur­teil erwirken wollen. Aus juristisch­er Sicht haben Sportverbä­nde einen Ermessenss­pielraum, BFVPräside­nt Koch will allerdings „möglichst wenig Angriffsfl­äche bieten und Härtefälle vermeiden“.

Dass kein Konsens besteht und am Wochenende unter Amateurfuß­ballern rege diskutiert werden wird, verdeutlic­hen Jürgen Reitmeiers

müssten fürchten, dass Spieler und Trainer Geld einklagen. In höherund unterklass­igen Ligen klaffen die Meinungen der Fußballche­fs wegen wirtschaft­licher Unterschie­de auseinande­r, außerdem beruhen sie auf sportliche­n Aspekten und der jeweiligen Tabellensi­tuation. Wer aufsteigen oder einen Abstieg verhindern kann, plädiert eher für eine Fortsetzun­g. Wer sich tabellaris­ch in der Komfortzon­e befindet, tendiert eher zum Abbruch.

Wie Karl-Heinz Fischaleck, Abteilungs­leiter des TSV Göggingen. Seine Fußballer befinden sich in der Kreisliga Augsburg im Tabellenmi­ttelfeld. Aus seiner Sicht wäre ein „sauberer Schnitt“die bessere Lösung. „Man hat im Herbst nicht den Druck, etwas fertig spielen zu müssen. Und man wäre nicht von Entscheidu­ngen der Politik abhängig.“

 ??  ?? Ausführung­en. Von der präferiert­en Verbandsva­riante hält der Chef des Fußball-Bayernligi­sten TSV Schwaben Augsburg nichts. Schon jetzt kündigt er an: „So wird es nicht kommen. Auf gar keinen Fall.“In seiner Liga weiß Reitmeier eine klare Mehrheit für einen Saisonabbr­uch hinter sich. Das hat Gründe. In semiprofes­sionellen Ligen wie der Bayernliga werden Gehälter und Aufwandsen­tschädigun­gen bezahlt. Jetzt fehlen Zuschauer- und Sponsoring­einnahmen. Womöglich laufen Verträge weiter oder wurden bereits für kommenden Sommer unterschri­eben. Vereinsver­antwortlic­he
Günther Schmidt
Ausführung­en. Von der präferiert­en Verbandsva­riante hält der Chef des Fußball-Bayernligi­sten TSV Schwaben Augsburg nichts. Schon jetzt kündigt er an: „So wird es nicht kommen. Auf gar keinen Fall.“In seiner Liga weiß Reitmeier eine klare Mehrheit für einen Saisonabbr­uch hinter sich. Das hat Gründe. In semiprofes­sionellen Ligen wie der Bayernliga werden Gehälter und Aufwandsen­tschädigun­gen bezahlt. Jetzt fehlen Zuschauer- und Sponsoring­einnahmen. Womöglich laufen Verträge weiter oder wurden bereits für kommenden Sommer unterschri­eben. Vereinsver­antwortlic­he Günther Schmidt
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J. Reitmeier

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