Corona wird für das Naturmuseum zum Problem
Der Umzug in die Königstherme bringt für die Königsbrunner Einrichtung neue Herausforderungen
Nach dem anstrengenden Umzug aus dem Gebäude in der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße in die ehemalige Königstherme sollten für den ehrenamtlichen Unterstützerkreis des Naturmuseums um Günther Groß eigentlich etwas ruhigere Zeiten anbrechen. Doch aufgrund des Coronavirus und weiterer Begleitumstände bleiben Arbeit und Sorgenfalten in Königsbrunn durchaus erhalten. Denn hinter den Kulissen wäre in der neuen Heimstatt einiges zu tun. Doch die Bauarbeiten stocken und das könnte durchaus zum Problem für die Ausstellungsstücke werden.
Denn davon stehen derzeit mehr in den Räumen als Günther Groß lieb ist. Weil in den neuen Lagerräumen noch Trockenbau- und Elektroarbeiten erledigt werden müssen, waren nicht ausgestellte Exponate bislang im Obergeschoß des alten Naturmuseums zwischengelagert. Doch dort stimmen die klimatischen Bedingungen nicht mehr, was wiederum Schädlinge anlocken könnte, die die präparierten Tiere beschädigen. Daher mussten die Präparate kurzfristig ins neue Gebäude gebracht werden und füllen nun das als
Schulungsraum gedachte Zimmer. Dort sind die Bedingungen zwar etwas besser, aber bei Weitem nicht ideal. Die Sonne scheint durch die Fenster, eine gleichmäßige Temperierung und Luftfeuchte ist nicht zu gewährleisten. „Das kann Schädlinge wie Speckkäfer oder Motten anlocken. Diese nisten sich unter den Federn oder dem Fell ein“, sagt Günther Groß. Bei der Präparation kann nicht das gesamte Fett aus den Körpern entfernt werden, sodass alle Exponate turnusmäßig gereinigt werden müssen.
Weil Behandlungen mit Gift heutzutage weitgehend verboten sind, läuft die Schädlingsbekämpfung über die Temperatur. Die Exponate werden mehrmals eingefroren, aufgetaut und erwärmt, um möglichst viele Schädlinge abzutöten. „Es gibt auch Möglichkeiten, Nützlinge einzusetzen, die die Schädlinge fressen. Aber dazu bräuchte man einen hermetisch abgeriegelten Bereich“, sagt Günther Groß. Derzeit fehlt im Lager- und Werkstattraum sowohl dafür die Voraussetzungen als auch für die Temperaturvariante. Die Verantwortlichen hoffen daher, dass die beauftragte Firma möglichst bald anrückt, sagt Kulturbüroleiterin
Rebecca Ribarek: „Die Sammlung ist viel größer als das, was gezeigt wird. Wir haben mehrere Hundert Exponate im Depot des Naturmuseums. Dazu kommt der Nachlass von Dr. Heinz Fischer, der im Stadtarchiv liegt und gepflegt werden muss.“
Bei den Tieren, die Günther Groß als seinen „Königsbrunner Schatz“ausgewählt hat, funktioniert die Zusammenarbeit
dagegen perfekt. Der Ameisenbläuling hat es mit einem raffinierten Trick geschafft, seinen Fressfeind in seinen stärksten Beschützer zu verwandeln. Die Raupen des Schmetterlings sondern einen Nektar ab. Der süße Saft schmeckt Ameisen noch viel besser als die Raupe selbst, sodass sie das andere Insekt in ihren Bau schaffen und beschützen, bis der Schmetterling
sich verpuppt und schließlich ausfliegt. Diese Kooperation ist in den heimischen Lechauen zu beobachten, wo der Schmetterling seine Eier auf den Kreuzenzianpflanzen ablegt. Im Naturmuseum widmet sich eine Stellwand der Zusammenarbeit zwischen den Arten.
Während der erzwungenen Schließung laufen die Planungen für die Zeit danach. Ein neuer Bereich widmet sich dem Leben der Fledermäuse, passend zur Auffangstation auf Gut Morhard, die das Museum unterstützt. Gezeigt wird bald unter anderem die Jagdtechnik der Tiere, die sich in der Luft Futterinsekten mit gekonnten Flügelschlägen vors Maul bugsieren. Wenn das Museum wieder öffnen darf, soll der Zuzug der Fledermäuse mit einem kleinen Fest gefeiert werden.
Ein weiteres Projekt von Günther Groß ist ein zwei Meter langes Modell, das den Verlauf des Lechs zwischen Mandichosee und Hochablass naturgetreu zeigt. Wenn der Flusslauf im Zuge des Projektes „Licca liber“umgestaltet wird, habe diese Darstellung historischen Wert. Darüber hinaus verbringt er viel Zeit am heimischen Computer: „Jetzt hat man Zeit, Dinge zu erledigen, die sonst liegen bleiben.“