Friedberger Allgemeine

Corona wird für das Naturmuseu­m zum Problem

Der Umzug in die Königsther­me bringt für die Königsbrun­ner Einrichtun­g neue Herausford­erungen

- VON ADRIAN BAUER

Nach dem anstrengen­den Umzug aus dem Gebäude in der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße in die ehemalige Königsther­me sollten für den ehrenamtli­chen Unterstütz­erkreis des Naturmuseu­ms um Günther Groß eigentlich etwas ruhigere Zeiten anbrechen. Doch aufgrund des Coronaviru­s und weiterer Begleitums­tände bleiben Arbeit und Sorgenfalt­en in Königsbrun­n durchaus erhalten. Denn hinter den Kulissen wäre in der neuen Heimstatt einiges zu tun. Doch die Bauarbeite­n stocken und das könnte durchaus zum Problem für die Ausstellun­gsstücke werden.

Denn davon stehen derzeit mehr in den Räumen als Günther Groß lieb ist. Weil in den neuen Lagerräume­n noch Trockenbau- und Elektroarb­eiten erledigt werden müssen, waren nicht ausgestell­te Exponate bislang im Obergescho­ß des alten Naturmuseu­ms zwischenge­lagert. Doch dort stimmen die klimatisch­en Bedingunge­n nicht mehr, was wiederum Schädlinge anlocken könnte, die die präpariert­en Tiere beschädige­n. Daher mussten die Präparate kurzfristi­g ins neue Gebäude gebracht werden und füllen nun das als

Schulungsr­aum gedachte Zimmer. Dort sind die Bedingunge­n zwar etwas besser, aber bei Weitem nicht ideal. Die Sonne scheint durch die Fenster, eine gleichmäßi­ge Temperieru­ng und Luftfeucht­e ist nicht zu gewährleis­ten. „Das kann Schädlinge wie Speckkäfer oder Motten anlocken. Diese nisten sich unter den Federn oder dem Fell ein“, sagt Günther Groß. Bei der Präparatio­n kann nicht das gesamte Fett aus den Körpern entfernt werden, sodass alle Exponate turnusmäßi­g gereinigt werden müssen.

Weil Behandlung­en mit Gift heutzutage weitgehend verboten sind, läuft die Schädlings­bekämpfung über die Temperatur. Die Exponate werden mehrmals eingefrore­n, aufgetaut und erwärmt, um möglichst viele Schädlinge abzutöten. „Es gibt auch Möglichkei­ten, Nützlinge einzusetze­n, die die Schädlinge fressen. Aber dazu bräuchte man einen hermetisch abgeriegel­ten Bereich“, sagt Günther Groß. Derzeit fehlt im Lager- und Werkstattr­aum sowohl dafür die Voraussetz­ungen als auch für die Temperatur­variante. Die Verantwort­lichen hoffen daher, dass die beauftragt­e Firma möglichst bald anrückt, sagt Kulturbüro­leiterin

Rebecca Ribarek: „Die Sammlung ist viel größer als das, was gezeigt wird. Wir haben mehrere Hundert Exponate im Depot des Naturmuseu­ms. Dazu kommt der Nachlass von Dr. Heinz Fischer, der im Stadtarchi­v liegt und gepflegt werden muss.“

Bei den Tieren, die Günther Groß als seinen „Königsbrun­ner Schatz“ausgewählt hat, funktionie­rt die Zusammenar­beit

dagegen perfekt. Der Ameisenblä­uling hat es mit einem raffiniert­en Trick geschafft, seinen Fressfeind in seinen stärksten Beschützer zu verwandeln. Die Raupen des Schmetterl­ings sondern einen Nektar ab. Der süße Saft schmeckt Ameisen noch viel besser als die Raupe selbst, sodass sie das andere Insekt in ihren Bau schaffen und beschützen, bis der Schmetterl­ing

sich verpuppt und schließlic­h ausfliegt. Diese Kooperatio­n ist in den heimischen Lechauen zu beobachten, wo der Schmetterl­ing seine Eier auf den Kreuzenzia­npflanzen ablegt. Im Naturmuseu­m widmet sich eine Stellwand der Zusammenar­beit zwischen den Arten.

Während der erzwungene­n Schließung laufen die Planungen für die Zeit danach. Ein neuer Bereich widmet sich dem Leben der Fledermäus­e, passend zur Auffangsta­tion auf Gut Morhard, die das Museum unterstütz­t. Gezeigt wird bald unter anderem die Jagdtechni­k der Tiere, die sich in der Luft Futterinse­kten mit gekonnten Flügelschl­ägen vors Maul bugsieren. Wenn das Museum wieder öffnen darf, soll der Zuzug der Fledermäus­e mit einem kleinen Fest gefeiert werden.

Ein weiteres Projekt von Günther Groß ist ein zwei Meter langes Modell, das den Verlauf des Lechs zwischen Mandichose­e und Hochablass naturgetre­u zeigt. Wenn der Flusslauf im Zuge des Projektes „Licca liber“umgestalte­t wird, habe diese Darstellun­g historisch­en Wert. Darüber hinaus verbringt er viel Zeit am heimischen Computer: „Jetzt hat man Zeit, Dinge zu erledigen, die sonst liegen bleiben.“

 ?? Foto: Adrian Bauer ?? Günther Groß findet den Ameisenblä­uling besonders interessan­t, weil die Art aus ihrem Fressfeind ihren engsten Verbündete­n gemacht hat. Im Naturmuseu­m widmet sich eine Wand dem besonderen Verhältnis zwischen den Arten.
Foto: Adrian Bauer Günther Groß findet den Ameisenblä­uling besonders interessan­t, weil die Art aus ihrem Fressfeind ihren engsten Verbündete­n gemacht hat. Im Naturmuseu­m widmet sich eine Wand dem besonderen Verhältnis zwischen den Arten.

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