Friedberger Allgemeine

Folgt jetzt ein „Hauen und Stechen“?

Die Zeit von Referent Dirk Wurm läuft in wenigen Tagen ab. Sein Nachfolger soll in einem neuen Referat für Sport und Kultur verantwort­lich sein. Deshalb befürchten die Sportverei­ne Nachteile

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER UND ROBERT GÖTZ

Das Ergebnis der Augsburger Kommunalwa­hlen hat nun gravierend­e Auswirkung­en auf die Sportverei­ne und die städtische­n Sportstätt­en. Denn der gesamte Sportberei­ch wird in der neuen Regierung aus CSU und Grünen nicht mehr wie in den vergangene­n Jahren dem Ordnungsre­ferat – das bis 30. April noch SPDMann Dirk Wurm führt – zugeschlag­en, sondern findet seinen Platz in einem neu zugeschnit­tenen Referat Kultur und Sport. Die ursprüngli­ch mit eingeplant­e Sparte Integratio­n soll jetzt wohl dem Bildungsre­ferat zugeschlag­en werden.

Gut möglich, dass ein Bewerber von außerhalb die Leitung erhalten wird, denn in der Augsburger Grünen-Fraktion, der das neue Referat zugeschlag­en wird, scheint auf den ersten Blick kein geeigneter Kandidat vorhanden zu sein. Doch wer immer es auch wird, er wird ein schweres Amt antreten. „Die Sparzwänge werden nicht nur durch die Corona-Krise gewaltig sein“, befürchtet ein Verwaltung­sfachmann. „Es werden Einbrüche in der Gewerbe- und Einkommens­steuer kommen, die ja mit die Haupteinna­hmequellen der Stadt sind.“Dann könnte es im neu gebildeten Referat ein „Hauen und Stechen um die Verteilung des Budgets geben“. Denn sowohl der Sport als auch die Kultur sind Bereiche, die besonders stark von Zuschüssen abhängen.

Schon vor der Amtszeit von Wurm gab es diese Konstellat­ion unter dem Stichwort „Ku-Spo“(Kultur-Sport). Kulturrefe­rent war damals Peter Grab. Es waren schwierige sechs Jahre für alle Beteiligte­n. Denn Grab konnte weder dem Sport noch der Kultur annähernd gerecht werden. Auch weil er kaum finanziell­e Spielräume hatte.

Das droht dem neuen Referenten jetzt auch. Was noch erschweren­d hinzukommt: Im Sport und in der Kultur sind viele Leistungen der Kommune freiwillig. In finanziell engen Zeiten müssen diese hinter den Pflichtauf­gaben zurücksteh­en. „Da wird sicher die eine oder andere Leistung auf dem Prüfstand kommen“, heißt es aus dem Umfeld der Sportverwa­ltung.

Entspreche­nd von Sorge getrieben sind deshalb schon die Vorsitzend­en einiger Sportverei­ne und Sporttreib­ende, die sich gleich nach Bekanntwer­den der neuen Referatsau­fteilung an Hans-Peter Pleitner, den Vorsitzend­en des Augsburger Sportbeira­ts, wandten. „Sie fragten bei mir nach, was die Zusammenle­gung bedeutet und was fachlich dahinterst­eckt“, sagt Pleitner, „aber so richtig schlau werden wir nicht. Bei den Vereinsver­tretern sind durchaus Ängste da.“Besondere Sorge mache ihnen die Verteilung der Gelder zwischen Kultur und Sport, denn mit dem dritten anfangs angedachte­n Bereich, der Integratio­n, hätte Pleitner keine Probleme gehabt. „Sport und Integratio­n passen super zusammen. Die Sportverei­ne haben sich darum schon gekümmert, als noch niemand darüber gesprochen hat.“

Von der Kommunalpo­litik bereits fix beschlosse­n wurde die Bereitstel­lung der Gelder für die Kanuslalom­Weltmeiste­rschaft 2022 und die damit verbundene Sanierung der Olympia-Anlage am Eiskanal, deren Kosten sich Bund, Land und Stadt teilen. Die Arbeiten sind bereits angelaufen. Auch der Bau des neuen Funktionsg­ebäudes an der Sportanlag­e Süd sowie die neue Sportanlag­e am Meierweg in Oberhausen sind durch Haushaltsb­eschlüsse genehmigt. Auch hier laufen die Baumaßnahm­en.

Wurm hatte hier in seiner Amtszeit zusammen mit dem ehemaligen Sportamtsl­eiter Robert Zenner Nägel mit Köpfen gemacht.

Hinter allen anderen Sport-Projekten dürfte hingegen ein dickes Fragezeich­en stehen. Darunter die weitere Umsetzung des von Dirk Wurm initiierte­n Sport- und BäderEntwi­cklungspla­ns. Dieser könnte in den nächsten Jahren durchaus auf Eis gelegt werden. Wohl schon deshalb, weil ein neuer Sportrefer­ent seine eigenen Prioritäte­n setzen möchte. Auch wenn Sportbeira­tsvorsitze­nder und CSU-Mitglied Pleitner meint, „die Stadt wäre ganz gut beraten, wenn sie sich an den Plan hält“. Und endlich auch „neue sportpolit­ische Impulse“setzen würde.

Der Bau eines neuen 50-MeterHalle­nbads könnte so ein Impuls sein. Doch angesichts der momentanen Lage und der finanziell­en Folgen der Corona-Pandemie besteht die Gefahr, dass das von der Interessen­gemeinscha­ft Bäder vorangetri­ebene Projekt ebenfalls in weite Ferne rückt. Im schlimmste­n Fall vielleicht ganz zu den Akten gelegt wird. Dass die schwarz-grüne Regierung ein neues Freizeit- und Spaßbad bereits abgelehnt hat, am Bau des Hallenbade­s aber wohl festhalten will, erscheint anhand der schwierige­n Rahmenbedi­ngungen eher als Placebo für die Sportverei­ne als ein substanzie­lles Vorhaben.

Denn schon die Instandhal­tung und der Weiterbetr­ieb der bestehende­n Bäder in Augsburg sind ein schwierige­s Unterfange­n. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis teure Reparature­n an den störanfäll­igen Hallenbäde­rn nicht mehr durchgefüh­rt werden können.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Mit dem Sporttreff Oberhausen und den Kunstrasen­plätzen, die sich der FCA und die DJK West teilen, wurde im Westen der Stadt eine neue Sportstätt­e errichtet, die Leistungss­port, Breitenspo­rt und Freien Sport verbindet.
Foto: Michael Hochgemuth Mit dem Sporttreff Oberhausen und den Kunstrasen­plätzen, die sich der FCA und die DJK West teilen, wurde im Westen der Stadt eine neue Sportstätt­e errichtet, die Leistungss­port, Breitenspo­rt und Freien Sport verbindet.
 ??  ?? H.-P. Pleitner
H.-P. Pleitner
 ??  ?? Dirk Wurm
Dirk Wurm

Newspapers in German

Newspapers from Germany