Folgt jetzt ein „Hauen und Stechen“?
Die Zeit von Referent Dirk Wurm läuft in wenigen Tagen ab. Sein Nachfolger soll in einem neuen Referat für Sport und Kultur verantwortlich sein. Deshalb befürchten die Sportvereine Nachteile
Das Ergebnis der Augsburger Kommunalwahlen hat nun gravierende Auswirkungen auf die Sportvereine und die städtischen Sportstätten. Denn der gesamte Sportbereich wird in der neuen Regierung aus CSU und Grünen nicht mehr wie in den vergangenen Jahren dem Ordnungsreferat – das bis 30. April noch SPDMann Dirk Wurm führt – zugeschlagen, sondern findet seinen Platz in einem neu zugeschnittenen Referat Kultur und Sport. Die ursprünglich mit eingeplante Sparte Integration soll jetzt wohl dem Bildungsreferat zugeschlagen werden.
Gut möglich, dass ein Bewerber von außerhalb die Leitung erhalten wird, denn in der Augsburger Grünen-Fraktion, der das neue Referat zugeschlagen wird, scheint auf den ersten Blick kein geeigneter Kandidat vorhanden zu sein. Doch wer immer es auch wird, er wird ein schweres Amt antreten. „Die Sparzwänge werden nicht nur durch die Corona-Krise gewaltig sein“, befürchtet ein Verwaltungsfachmann. „Es werden Einbrüche in der Gewerbe- und Einkommenssteuer kommen, die ja mit die Haupteinnahmequellen der Stadt sind.“Dann könnte es im neu gebildeten Referat ein „Hauen und Stechen um die Verteilung des Budgets geben“. Denn sowohl der Sport als auch die Kultur sind Bereiche, die besonders stark von Zuschüssen abhängen.
Schon vor der Amtszeit von Wurm gab es diese Konstellation unter dem Stichwort „Ku-Spo“(Kultur-Sport). Kulturreferent war damals Peter Grab. Es waren schwierige sechs Jahre für alle Beteiligten. Denn Grab konnte weder dem Sport noch der Kultur annähernd gerecht werden. Auch weil er kaum finanzielle Spielräume hatte.
Das droht dem neuen Referenten jetzt auch. Was noch erschwerend hinzukommt: Im Sport und in der Kultur sind viele Leistungen der Kommune freiwillig. In finanziell engen Zeiten müssen diese hinter den Pflichtaufgaben zurückstehen. „Da wird sicher die eine oder andere Leistung auf dem Prüfstand kommen“, heißt es aus dem Umfeld der Sportverwaltung.
Entsprechend von Sorge getrieben sind deshalb schon die Vorsitzenden einiger Sportvereine und Sporttreibende, die sich gleich nach Bekanntwerden der neuen Referatsaufteilung an Hans-Peter Pleitner, den Vorsitzenden des Augsburger Sportbeirats, wandten. „Sie fragten bei mir nach, was die Zusammenlegung bedeutet und was fachlich dahintersteckt“, sagt Pleitner, „aber so richtig schlau werden wir nicht. Bei den Vereinsvertretern sind durchaus Ängste da.“Besondere Sorge mache ihnen die Verteilung der Gelder zwischen Kultur und Sport, denn mit dem dritten anfangs angedachten Bereich, der Integration, hätte Pleitner keine Probleme gehabt. „Sport und Integration passen super zusammen. Die Sportvereine haben sich darum schon gekümmert, als noch niemand darüber gesprochen hat.“
Von der Kommunalpolitik bereits fix beschlossen wurde die Bereitstellung der Gelder für die KanuslalomWeltmeisterschaft 2022 und die damit verbundene Sanierung der Olympia-Anlage am Eiskanal, deren Kosten sich Bund, Land und Stadt teilen. Die Arbeiten sind bereits angelaufen. Auch der Bau des neuen Funktionsgebäudes an der Sportanlage Süd sowie die neue Sportanlage am Meierweg in Oberhausen sind durch Haushaltsbeschlüsse genehmigt. Auch hier laufen die Baumaßnahmen.
Wurm hatte hier in seiner Amtszeit zusammen mit dem ehemaligen Sportamtsleiter Robert Zenner Nägel mit Köpfen gemacht.
Hinter allen anderen Sport-Projekten dürfte hingegen ein dickes Fragezeichen stehen. Darunter die weitere Umsetzung des von Dirk Wurm initiierten Sport- und BäderEntwicklungsplans. Dieser könnte in den nächsten Jahren durchaus auf Eis gelegt werden. Wohl schon deshalb, weil ein neuer Sportreferent seine eigenen Prioritäten setzen möchte. Auch wenn Sportbeiratsvorsitzender und CSU-Mitglied Pleitner meint, „die Stadt wäre ganz gut beraten, wenn sie sich an den Plan hält“. Und endlich auch „neue sportpolitische Impulse“setzen würde.
Der Bau eines neuen 50-MeterHallenbads könnte so ein Impuls sein. Doch angesichts der momentanen Lage und der finanziellen Folgen der Corona-Pandemie besteht die Gefahr, dass das von der Interessengemeinschaft Bäder vorangetriebene Projekt ebenfalls in weite Ferne rückt. Im schlimmsten Fall vielleicht ganz zu den Akten gelegt wird. Dass die schwarz-grüne Regierung ein neues Freizeit- und Spaßbad bereits abgelehnt hat, am Bau des Hallenbades aber wohl festhalten will, erscheint anhand der schwierigen Rahmenbedingungen eher als Placebo für die Sportvereine als ein substanzielles Vorhaben.
Denn schon die Instandhaltung und der Weiterbetrieb der bestehenden Bäder in Augsburg sind ein schwieriges Unterfangen. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis teure Reparaturen an den störanfälligen Hallenbädern nicht mehr durchgeführt werden können.