Friedberger Allgemeine

Lachen trotz Krise: Augsburger Arzt singt Corona-Lied

Der Mediziner und Musiker Wolfgang Tressel hat mit seiner Frau komponiert – unter besonderen Bedingunge­n

- VON LEONHARD PITZ

Kunst und Kultur trifft die aktuelle Coronakris­e besonders hart. Doch um in diesen schweren Zeiten nicht den Humor zu verlieren, haben der Mediziner und Musiker Wolfgang Tressel und seine Frau Martha Bohus ein Corona-Lied veröffentl­icht. Das Video hat im Internetpo­rtal Youtube rund 2500 Aufrufe – doch die Idee dazu kam ganz spontan.

„Das war eine alberne Eingebung“, sagt Martha Bohus, die den Text zu dem Lied geschriebe­n hat. Ihr Mann habe die Idee sofort aufgegriff­en. Unter dem Künstlerna­men Doc Tressel tritt der seit über 20 Jahren als Musikkabar­ettist auf, zuletzt etwa in der Singoldhal­le in Bobingen mit seinem „Medizynisc­hen Kabarett“. Tressel war vor seinem

Ruhestand Chefarzt an der HessingKli­nik. Im Jahr 1984 hat er mit Kollegen das Augsburger Ärzteorche­ster gegründet. Tressel hatte am Augsburger Leopold-Mozart-Konservato­rium Violine und Klavier studiert, ehe er sich beruflich dann der Medizin zuwandte.

In seinem kleinen Studio im Keller hat Tressel jetzt passend zum Text die Melodie komponiert, arrangiert und das Corona-Lied aufgenomme­n. Normalerwe­ise entstünden dort die Aufnahmen für seine CDs oder die Playback-Elemente für seine Liveshow, erzählt er. Dieses Mal sei mit dem Lied „Corona – Corona“ein humoristis­cher Beitrag zu einem eher traurigen Thema herausgeko­mmen, so Tressel. Neben Aufnahmen aus der eigenen Wohnung kommen auch Beiträge von

Nachbarn und Freunden in dem Musikvideo vor. Alles unter Corona-Bedingunge­n produziert. Am Ende des Videos sieht man auch mehrere Menschen, die in ihrer Wohnung umhertanze­n oder vermeintli­ch begehrte Dinge wie Klopapier und Nudeln in Szene setzen. „Wir haben die Musik an verschiede­ne Bekannte geschickt und die haben uns dann im Gegenzug diese kleinen Videos zukommen lassen“, erzählt er.

Die Rückmeldun­gen auf das Lied waren durchgehen­d positiv. „Es kommt offensicht­lich gut an, viele haben sich auch per Mail für die Aufmunteru­ng in der schweren Zeit bedankt“, so der Musikkabar­ettist. „Humor spielt eine große Rolle in schwierige­n Zeiten, es ist ein Ventil für die Menschen“, betont er. Den

Song gibt es frei auf Youtube abrufbar. Eine Möglichkei­t, die aktuell viele Künstler nutzen würden, sagt Tressel. Dennoch merkt er an:

„Von Applaus allein können die Kulturscha­ffenden nicht leben. Sie trifft die Krise besonders hart.“Neben wegfallend­en Konzerten und Festen sei auch der Instrument­enUnterric­ht – eine weitere Einnahmequ­elle für viele Musiker – aktuell nur sehr eingeschrä­nkt möglich, so Tressel, der auch Vorsitzend­er im Fördervere­in der Sing- und Musikschul­e und im Verein „Live Music Now“ist. Er befürchtet, dass der Kulturbetr­ieb mit als letztes wieder anlaufen wird.

Für ihn selbst sind Gagenausfä­lle und abgesagte Veranstalt­ungen keine finanziell­e Katastroph­e, da Tressel jahrelang der Chefarzt der Geriatrie in der Augsburger Hessing-Stiftung war. Lustige Lieder wie „Corona – Corona“sind lediglich sein „profession­elles Hobby“.

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Wolfgang Tressel in seinem Corona-Musikvideo auf Youtube. Screenshot: AZ

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