Friedberger Allgemeine

Machtkampf in CSU-Fraktion: Kein Kompromiss in Sicht

Polit-Urgestein Bernd Kränzle will noch einmal Fraktionsc­hef im Rathaus werden, doch Leo Dietz fordert ihn heraus. Es gibt einen Vergleichs­vorschlag, doch auf den will sich der Herausford­erer nicht einlassen

- VON JÖRG HEINZLE

Viele Personalfr­agen in der Kommunalpo­litik sind in den vergangene­n Tagen gelöst worden. Referenten­posten wurden verteilt, die Fraktion der Grünen im Stadtrat wählte eine Doppelspit­ze. Eine wichtige Weichenste­llung in der CSU-Fraktion ist dagegen noch immer nicht vollzogen: Es geht um die Frage, wer den einflussre­ichen Posten des Fraktionsc­hefs in den nächsten sechs Jahren bekleiden wird. Leo Dietz, 53, fordert Bernd Kränzle, 77, heraus. Es gibt einen Kompromiss­vorschlag – doch es sieht nicht danach aus, als ob sich die Kontrahent­en darauf verständig­en könnten.

Bernd Kränzle, der bereits seit 1972 im Stadtrat sitzt, will sich noch einmal für den Fraktionsv­orsitz bewerben. Dem Vernehmen nach ist Kränzle nicht bereit, sofort aufzuhören und den Weg für Leo Dietz, der im Hauptberuf Gastronom ist, freizumach­en. Er soll aber einen Kompromiss vorgeschla­gen haben. Demnach würde er sich bereit erklären, in zwei Jahren als Fraktionsv­orsitzende­r aufzuhören – passend zu seiner dann 50-jährigen Stadtratst­ätigkeit. Kränzle, so heißt es aus seinem Umfeld, sei auch bereit dazu, einen für 2022 angekündig­ten Rücktritt notariell beglaubige­n zu lassen. Als Beweis dafür, dass er es ernst meine. Der Hintergrun­d: Zu Beginn der jetzt endenden Ratsperiod­e

hatte Kränzle auch schon angedeutet, er könnte nach der Hälfte der Zeit aus dem Amt ausscheide­n und den Weg für einen Nachfolger freimachen. Auch damals rechnete sich Leo Dietz bereits Chancen aus. Doch dann wollte Bernd Kränzle doch noch weitermach­en.

Dietz sagt, ein konkreter Vergleichs­vorschlag liege ihm bis jetzt nicht vor. Er werde sich auf eine solche Einigung aber auch nicht einlassen. Der Kreisvorsi­tzende der CSU im Augsburger Westen will den Fraktionsv­orsitz jetzt übernehmen und bei der Wahl am 28. April auf jeden Fall antreten – im Zweifel auch in einer Kampfabsti­mmung. Dietz argumentie­rt mit einem Generation­enwechsel, der nun vollzogen werden müsse.

Der Augsburger CSU-Chef Volker Ullrich und die neue Oberbürger­meisterin Eva Weber würden eine Kampfabsti­mmung in der Fraktion gerne vermeiden. In einem Acht-Augen-Gespräch mit Kränzle und Dietz sollen sie das auch deutlich gemacht haben. Ein Machtkampf in der Fraktion und eine damit verbundene Spaltung könne den Start in die Ratsperiod­e belasten, heißt es aus dem Umfeld von Eva Weber. Volker Ullrich sagt ebenfalls, er setze darauf, dass sich Kränzle und Dietz noch einig werden. Einmischen will sich Volker Ullrich, der selbst kein Stadtratsm­andat hat, aber nicht. Es sei am

Ende die Sache der Fraktion, darüber eine Entscheidu­ng zu treffen.

Bernd Kränzle hat sich zu dem Machtkampf bisher nicht öffentlich geäußert. Politische Weggefährt­en berichten aber, die Situation beschäftig­e ihn sehr. Kampflos das Feld zu räumen, das komme für ihn jedoch auch nicht infrage, soll er Vertrauten gesagt haben. Die Frage ist, wer im Fall einer Kampfabsti­mmung die Mehrheit der 20-köpfigen Fraktion hinter sich vereinen kann. Es gab bei der Wahl einen starken Wechsel, rund die Hälfte der CSUFraktio­nsmitglied­er wurde neu in den Stadtrat gewählt.

Es gibt Spekulatio­nen, Kränzle wolle womöglich auch deshalb weitermach­en, um Dietz zu verhindern und einen anderen Nachfolger oder eine Nachfolger­in – etwa Ruth Hintersber­ger – aufzubauen. Eine Lösung wie bei den Grünen jedenfalls, wo Verena von Mutius-Bartholy und Peter Rauscher jetzt eine Doppelspit­ze bilden, hält man in der CSU indes für ausgeschlo­ssen – da sind sich alle Lager einig.

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Foto: Wyszengrad Kommt es in der Stadtrats-CSU zu einer Kampfabsti­mmung um den Fraktionsv­orsitz? Leo Dietz (links) will den Posten, den Bernd Kränzle bisher bekleidet.

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