Kein Eintritt ohne Mundschutz
Seit Montag dürfen die Menschen wieder in Bau- und Gartenmärkten sowie Gärtnereien einkaufen. Ein Streifzug zeigt: In einigen Filialen gibt es schon jetzt eine Maskenpflicht. Allerdings wird sie unterschiedlich umgesetzt
Schlange stehen. Eine Kulturtechnik, deren meisterhafte Beherrschung gemeinhin den Briten nachgesagt wird. Doch auch hierzulande müssen sich die Menschen wohl vermehrt darin üben: Nachdem das Coronavirus wochenlang das Geschäftsleben in Augsburg stillgelegt hatte, soll es nun nach und nach wieder Fahrt aufnehmen. Allerdings nur unter Maßnahmen wie Abstandsund Personenbeschränkungen. Den Anfang machen an diesem Montag Bau- und Gartenmärkte sowie Gärtnereien. Wie es zugeht, wenn Hunderte Hobbygärtner oder Heimwerker plötzlich das nachholen, was wochenlang verwehrt war, lässt sich am Montagvormittag in der Filiale der Bauhaus-Kette in Lechhausen beobachten.
Der Parkplatz ist so voll wie vor oder nach einem langen Feiertagswochenende, die Parkboxen für die Einkaufswagen sind leer. Was nicht nur am Kundenandrang liegt, sondern auch daran, dass hier der Einkaufswagen unerlässlich ist. Und nicht nur der. Geschäftsführer Waldemar Seiler erklärt, „ohne Mundschutz und Einkaufswagen lassen wir niemanden mehr herein“. Der Einkaufswagen soll die Menschen daran erinnern, Abstand zu halten, der Mundschutz, andere vor einer möglichen Infektion bewahren. Dabei gilt eine Maskenpflicht in Bayern erst ab kommender Woche. Doch Seiler will kein Risiko eingehen.
Und so sieht ein Montagvormittag am Bauhaus dann aus: Etwa ein Dutzend Olivenbäume stehen am Gebäude in Richtung Haupteingang Spalier, sie markieren den Verlauf der Warteschlange. Eine funktionale und schön anzusehende Ordnung des Kundenandrangs. Jeder, der hier ansteht, führt einen Wagen mit sich, viele auch eine Maske. Wer keine hat, erhält eine, ehe er die Filiale betritt. Laut Geschäftsführer Seiler wird seine Filiale mit Masken vom Hauptsitz des Unternehmens in Mannheim versorgt. Für vier Wochen sollen die reichen – sofern es bei 5000 Kunden am Tag bleibt, die Seiler erwartet. Die ab kommender Woche geltende Maskenpflicht begrüßt der Geschäftsführer. „Schließlich schützt man damit seine Mitmenschen.“Die Kunden hätten es bisher fast ausnahmslos positiv angenommen.
Im Inneren der Filiale herrscht reger Betrieb – ständig jemandem ausweichen, um den nötigen Abstand einzuhalten, muss man aber nicht. Was daran liegen könnte, dass sich in der Filiale mit 16500 Quadratmetern Bruttoverkaufsfläche maximal 400 Kunden gleichzeitig aufhalten dürfen. Das wird durch die Begrenzung der Einkaufswagen auf diese Zahl sichergestellt. Wie Seiler erläutert, dürfte man bis zu 800 hereinlassen. Man wolle aber kein Risiko eingehen. Hört man sich unter den Kunden um, zeigen nahezu alle Verständnis für diese Maßnahmen. Unangenehm ist es aber für Brillenträger: Unter den Masken wird es sehr schnell feucht und warm, Brillenträger müssen allenthalben ihre angelaufenen Gläser frei wischen. Während der kleinen Stichprobe erklärt lediglich ein älterer Herr, das sei nun eine weitere durch den Staat. Eine Maske trägt er aber dennoch.
Eine nahezu maskenfreie Zone bildet der Kö am Montagmittag. Weder an den Haltestellen noch in Bus und Straßenbahn sind regelmäßig Schutzmasken zu sehen. In der gut besetzten Linie vier sind es weniger als zehn. Manche erklären, zwar eine Schutzmaske zu besitzen, aber meist sei ja genügend Abstand im Nahverkehr. Die bald kommende Maskenpflicht akzeptieren sie. Auch die Stadtwerke stellen sich seit dem Montag darauf ein, ab kommender Woche die Fahrgäste auf die Maskenpflicht hinzuweisen. Wie Pressesprecher Jürgen Fergg erklärt, „wir werden an Türen und Anzeigen auf die Pflicht hinweisen. Außerdem wollen wir Masken verteilen, etwa durch Kontrolleure oder an Haltestellen.“Doch solle sich niemand darauf verlassen, eine Maske durch die Stadtwerke zu erhalten. Sie setzen laut Fergg auf die Vernunft der Menschen. „Aktuell müssen wir selbst erst einmal schauen, wie viele Masken wir erhalten.“Da laut Ministerpräsident Markus Söder auch ein Schal ausreiche, dürfte es jedem Fahrgast möglich sein, seinen Mund zu bedecken. Auch die Fahrer werden Masken erhalten, ob sie diese während des gesamten Arbeitstages tragen müssen, müssten die Stadtwerke noch beGängelung sprechen. Fergg sagt, noch seien einige Fragen offen.
Nicht nur Augsburger Baumärkte setzen bereits am Montag auf das Tragen von Masken in ihren Filialen. Auch in das Dehner-GartenCenter in Lechhausen gelangt niemand mehr ohne Maske hinein. Und nicht umsonst: Einen Euro kostet hier die Gesichtsbedeckung für jeden, der keine eigene besitzt. Das Mitführen von Einkaufswagen ist keine Pflicht. Drinnen halten die Menschen Abstand zueinander. Der Parkplatz ist voll, gedrängt geht es dennoch nicht zu. Kunden erklären während einer kurzen Stichprobe, mit der Einführung einer Maskenpflicht einverstanden zu sein. Die Gründe sind die gleichen wie andernorts gehört: Schutz der anderen und letztlich Selbstschutz. Die Umfrage hier ist wahrlich kurz – man wird gebeten, die Filiale zu verlassen. Auf eine Presseanfrage antwortet das Unternehmen, aktuell nichts zu beantworten.