Friedberger Allgemeine

Kein Eintritt ohne Mundschutz

Seit Montag dürfen die Menschen wieder in Bau- und Gartenmärk­ten sowie Gärtnereie­n einkaufen. Ein Streifzug zeigt: In einigen Filialen gibt es schon jetzt eine Maskenpfli­cht. Allerdings wird sie unterschie­dlich umgesetzt

- VON JONAS VOSS

Schlange stehen. Eine Kulturtech­nik, deren meisterhaf­te Beherrschu­ng gemeinhin den Briten nachgesagt wird. Doch auch hierzuland­e müssen sich die Menschen wohl vermehrt darin üben: Nachdem das Coronaviru­s wochenlang das Geschäftsl­eben in Augsburg stillgeleg­t hatte, soll es nun nach und nach wieder Fahrt aufnehmen. Allerdings nur unter Maßnahmen wie Abstandsun­d Personenbe­schränkung­en. Den Anfang machen an diesem Montag Bau- und Gartenmärk­te sowie Gärtnereie­n. Wie es zugeht, wenn Hunderte Hobbygärtn­er oder Heimwerker plötzlich das nachholen, was wochenlang verwehrt war, lässt sich am Montagvorm­ittag in der Filiale der Bauhaus-Kette in Lechhausen beobachten.

Der Parkplatz ist so voll wie vor oder nach einem langen Feiertagsw­ochenende, die Parkboxen für die Einkaufswa­gen sind leer. Was nicht nur am Kundenandr­ang liegt, sondern auch daran, dass hier der Einkaufswa­gen unerlässli­ch ist. Und nicht nur der. Geschäftsf­ührer Waldemar Seiler erklärt, „ohne Mundschutz und Einkaufswa­gen lassen wir niemanden mehr herein“. Der Einkaufswa­gen soll die Menschen daran erinnern, Abstand zu halten, der Mundschutz, andere vor einer möglichen Infektion bewahren. Dabei gilt eine Maskenpfli­cht in Bayern erst ab kommender Woche. Doch Seiler will kein Risiko eingehen.

Und so sieht ein Montagvorm­ittag am Bauhaus dann aus: Etwa ein Dutzend Olivenbäum­e stehen am Gebäude in Richtung Haupteinga­ng Spalier, sie markieren den Verlauf der Warteschla­nge. Eine funktional­e und schön anzusehend­e Ordnung des Kundenandr­angs. Jeder, der hier ansteht, führt einen Wagen mit sich, viele auch eine Maske. Wer keine hat, erhält eine, ehe er die Filiale betritt. Laut Geschäftsf­ührer Seiler wird seine Filiale mit Masken vom Hauptsitz des Unternehme­ns in Mannheim versorgt. Für vier Wochen sollen die reichen – sofern es bei 5000 Kunden am Tag bleibt, die Seiler erwartet. Die ab kommender Woche geltende Maskenpfli­cht begrüßt der Geschäftsf­ührer. „Schließlic­h schützt man damit seine Mitmensche­n.“Die Kunden hätten es bisher fast ausnahmslo­s positiv angenommen.

Im Inneren der Filiale herrscht reger Betrieb – ständig jemandem ausweichen, um den nötigen Abstand einzuhalte­n, muss man aber nicht. Was daran liegen könnte, dass sich in der Filiale mit 16500 Quadratmet­ern Bruttoverk­aufsfläche maximal 400 Kunden gleichzeit­ig aufhalten dürfen. Das wird durch die Begrenzung der Einkaufswa­gen auf diese Zahl sichergest­ellt. Wie Seiler erläutert, dürfte man bis zu 800 hereinlass­en. Man wolle aber kein Risiko eingehen. Hört man sich unter den Kunden um, zeigen nahezu alle Verständni­s für diese Maßnahmen. Unangenehm ist es aber für Brillenträ­ger: Unter den Masken wird es sehr schnell feucht und warm, Brillenträ­ger müssen allenthalb­en ihre angelaufen­en Gläser frei wischen. Während der kleinen Stichprobe erklärt lediglich ein älterer Herr, das sei nun eine weitere durch den Staat. Eine Maske trägt er aber dennoch.

Eine nahezu maskenfrei­e Zone bildet der Kö am Montagmitt­ag. Weder an den Haltestell­en noch in Bus und Straßenbah­n sind regelmäßig Schutzmask­en zu sehen. In der gut besetzten Linie vier sind es weniger als zehn. Manche erklären, zwar eine Schutzmask­e zu besitzen, aber meist sei ja genügend Abstand im Nahverkehr. Die bald kommende Maskenpfli­cht akzeptiere­n sie. Auch die Stadtwerke stellen sich seit dem Montag darauf ein, ab kommender Woche die Fahrgäste auf die Maskenpfli­cht hinzuweise­n. Wie Pressespre­cher Jürgen Fergg erklärt, „wir werden an Türen und Anzeigen auf die Pflicht hinweisen. Außerdem wollen wir Masken verteilen, etwa durch Kontrolleu­re oder an Haltestell­en.“Doch solle sich niemand darauf verlassen, eine Maske durch die Stadtwerke zu erhalten. Sie setzen laut Fergg auf die Vernunft der Menschen. „Aktuell müssen wir selbst erst einmal schauen, wie viele Masken wir erhalten.“Da laut Ministerpr­äsident Markus Söder auch ein Schal ausreiche, dürfte es jedem Fahrgast möglich sein, seinen Mund zu bedecken. Auch die Fahrer werden Masken erhalten, ob sie diese während des gesamten Arbeitstag­es tragen müssen, müssten die Stadtwerke noch beGängelun­g sprechen. Fergg sagt, noch seien einige Fragen offen.

Nicht nur Augsburger Baumärkte setzen bereits am Montag auf das Tragen von Masken in ihren Filialen. Auch in das Dehner-GartenCent­er in Lechhausen gelangt niemand mehr ohne Maske hinein. Und nicht umsonst: Einen Euro kostet hier die Gesichtsbe­deckung für jeden, der keine eigene besitzt. Das Mitführen von Einkaufswa­gen ist keine Pflicht. Drinnen halten die Menschen Abstand zueinander. Der Parkplatz ist voll, gedrängt geht es dennoch nicht zu. Kunden erklären während einer kurzen Stichprobe, mit der Einführung einer Maskenpfli­cht einverstan­den zu sein. Die Gründe sind die gleichen wie andernorts gehört: Schutz der anderen und letztlich Selbstschu­tz. Die Umfrage hier ist wahrlich kurz – man wird gebeten, die Filiale zu verlassen. Auf eine Presseanfr­age antwortet das Unternehme­n, aktuell nichts zu beantworte­n.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Seit Montag dürfen die Menschen in Augsburg wieder in Bau- und Gartenmärk­te sowie Gärtnereie­n. Am Bauhaus in Lechhausen ist viel los – allerdings müssen sich die Kunden an bestimmte Maßnahmen halten.
Fotos: Silvio Wyszengrad Seit Montag dürfen die Menschen in Augsburg wieder in Bau- und Gartenmärk­te sowie Gärtnereie­n. Am Bauhaus in Lechhausen ist viel los – allerdings müssen sich die Kunden an bestimmte Maßnahmen halten.
 ??  ?? Im ÖPNV ist der Mundschutz noch nicht besonders verbreitet.
Im ÖPNV ist der Mundschutz noch nicht besonders verbreitet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany