Friedberger Allgemeine

Fußballer fühlen sich ausgebrems­t

Fußball Trotz einiger Baumaßnahm­en in den letzten zwei Jahren besteht im Karl-Mögele-Stadion weiter großer Sanierungs­bedarf. Die Gögginger Vereine haben schon in guten Zeiten Probleme, ihren Spielbetri­eb zu organisier­en

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Der Fußballspo­rt ruht aufgrund der Sportverbo­te mittlerwei­le seit Wochen. Und wenn Karl-Heinz Fischaleck momentan den perfekt getrimmten und in sattem Grün daliegende­n Rasen im Karl-Mögele-Stadion und auf den Nebenfelde­rn betrachtet, wird ihm eng in der Brust. „Ein einziges Mal haben wir zwischen der Winterpaus­e und der Corona-Krise auf Rasen trainiert. Dann war Schluss“, sagt der Fußball-Abteilungs­leiter des TSV Göggingen mit einem Kopfschütt­eln.

Und ärgert sich noch ein wenig mehr, dass das Augsburger Sportamt dem Verein wegen der Schonung der Rasenplätz­e erst Anfang März erlaubt hatte, das Fußballtra­ining dort aufzunehme­n. Jetzt wird hier wie auf allen anderen Fußballplä­tzen über Monate hinweg alles brachliege­n. Eine Seltenheit in der Geschichte des Karl-Mögele-Stadions, das seit Jahrzehnte­n die sportliche Heimat der Gögginger Fußballer – nicht nur die des TSV Göggingen, sondern auch der DJK Göggingen, die gleich nebenan ihren Vereinsbau mit Gymnastik- und weiteren Sporträume­n hat.

Die Gögginger Fußballer beider Vereine haben Sorge, dass in diesen unwägbaren Zeiten aus Corona-Krise, rückläufig­er Finanzen und neuer kommunalpo­litischer Führung künftig das in die Jahre gekommene Karl-Mögele-Stadion noch mehr durchs Raster fällt als bisher schon. Denn weitere Sanierunge­n an dem mittlerwei­le 54 Jahre alten Bau seien dringend notwendig, vor allem im Innenberei­ch, sagen die Nutzer.

Denn so gut und intensiv die Fußballplä­tze auch von den städtische­n Mitarbeite­rn gepflegt werden, so schwierig sei es, den Fußballspi­elbetrieb auf der Anlage zu organisier­en, berichten Fischaleck und sein Kollege Patrick Augustin. Denn das 1966 gebaute Stadion sei bis heute immer nur punktuell mit geringsten Mitteln am Laufen gehalten worden. Fischaleck und Augustin gehen davon aus, dass sich die Lage angesichts der finanziell­en Situation der Stadt weiter verschärfe­n wird. „Immer erst dann, wenn die Verkehrssi­cherheit gefährdet war, hat man wieder Geld in die Hand genommen“, sagt Fischaleck, „mit einem richtigen Plan hat das nichts zu tun“. So wurden zuletzt neue blaue Hartschale­nsitze auf der Tribüne installier­t, weil die Verletzung­sgefahr auf den betagten Holzbänken zu groß geworden war. „Zu unseren Spielen kommen vielleicht 50 bis 100 Zuschauer. Da hätte ich auf die neuen Tribünensi­tze gern verzichtet, wenn wir stattdesse­n für das Haupt- und das Nebenfeld eine Flutlichta­nlage bekommen hätten. Dann hätten wir in den Herbstmona­ten auch abends spielen und trainieren können.“Dem Abteilungs­leiter des Fußball-Kreisligis­ten wären Baumaßnahm­en zur Förderung der sportliche­n Aktivitäte­n lieber gewesen.

Auch wenn er froh ist, dass in den vergangene­n Jahren überhaupt Geld in das Mögele-Stadion geflossen ist. Über mittlerwei­le acht Jahre ziehen sich die Reparatura­rbeiten schon hin. Bereits 2012 war eine Sanierung beschlosse­n worden, doch erst 2017 war Geld für die ersten Maßnahmen da: etwa für die dringend notwendige Erneuerung der Fassade und der Fenster, eine Photovolta­ik-Anlage auf dem Dach sowie die Betonsanie­rung und die Sicherung der Tribüne. 600000 Euro wurden bereitgest­ellt, jeweils 200 000 Euro über drei Jahre verteilt. Im ersten Schritt 2017 wurden die Fenster erneuert, „weil die alten wirklich schon zu zerbrechen drohten“, sagt Fischaleck.

Zu sehr viel mehr hat es dann allerdings nicht mehr gereicht. Denn die 200000 Euro, die für das Jahr 2020 und die Sanierung der auch rund 50 Jahre alten Sanitäranl­agen vorgesehen waren, hat die Stadt nun scheinbar anderweiti­g verplant. Dabei versprühen die beengten Holzumklei­den wie auch die veralteten Duschen mit ihren gelblichen Fliesen immer noch den zweifelhaf­ten

der 50er-Jahre. Einladend wirken sie nicht, „doch zumindest ist alles sauber“, betont Fischalek. Besonders werbewirks­am, um für Sportler das Fußballspi­elen bei den Gögginger Vereinen attraktiv zu machen, sei es allerdings nicht. Dabei stehe man in großer Konkurrenz zu benachbart­en Vereinen mit ihren modernen Angeboten.

Und auch bei den Außenanlag­en gäbe es für die Gögginger Fußballer nach Fischaleck und Augustins Meinung große Nachteile. Zu oft werde die Nutzung des Haupt- und Trainingsf­eldes von der Stadt untersagt, „weil die Plätze sonst kaputtgehe­n“, sagt Fischalek, „dabei sind die doch dafür gemacht, dass darauf Sport getrieben wird“. Ein trapezförm­iges, beleuchtet­es Nebenfeld und ein ebenso beleuchtet­er roter AschenChar­me platz reichen in den Herbst- und Wintermona­ten nicht aus. Denn das Gögginger Stadion gehört zu den stark ausgelaste­ten Sportstätt­en der Stadt. In normalen Zeiten nutzen der TSV Göggingen und die DJK Göggingen mit knapp 30 Mannschaft­en die Fußballfel­der, und mittlerwei­le tragen auch die Frauen des FC Augsburg dort ihre Spiele aus. Da ballt sich die Nutzung vor allem in den Abendstund­en und am Wochenende. „Klar, dass diese hohe Belegung den Rasen schädigt“, sagt Fischaleck.

Der Abteilungs­leiter wird trotzdem den Gedanken nicht los, dass die Plätze nur deshalb so wenig genutzt werden dürfen, damit der Stadt keine hohen Unterhalts­kosten entstehen. Der Sparzwang sei überall zu spüren, auch wenn Fischaleck würdigt, dass sein Verein eine niedrige Jahrespach­t für die Anlage zahlt. „Manchmal habe ich trotzdem das Gefühl, dass das Sportamt eher ein Sportverhi­nderungsam­t ist“, sagt Fischaleck resigniert. Das nun kurioserwe­ise in der CoronaKris­e genau das bekomme, was es anzustrebe­n scheint. Perfekt gepflegte Rasenfläch­en, die nicht durch Fußballer zerstört werden.

 ?? Fotos: Ulrich Wagner ?? Patrick Augustin (links) und Karl-Heinz Fischaleck von der Fußballabt­eilung des TSV Göggingen befürchten, dass die dringend nötigen Sanierungs­arbeiten im Karl-MögeleStad­ion aufgrund der finanziell­en Situation der Stadt weiter auf sich warten lassen. Zumindest die Tribünensi­tze sind neu.
Fotos: Ulrich Wagner Patrick Augustin (links) und Karl-Heinz Fischaleck von der Fußballabt­eilung des TSV Göggingen befürchten, dass die dringend nötigen Sanierungs­arbeiten im Karl-MögeleStad­ion aufgrund der finanziell­en Situation der Stadt weiter auf sich warten lassen. Zumindest die Tribünensi­tze sind neu.
 ??  ?? Spartanisc­h: Einer der Umkleiderä­ume für die Fußballer im Karl-Mögele-Stadion. Zumindest die Fenster sind in den vergangene­n Jahren erneuert worden.
Spartanisc­h: Einer der Umkleiderä­ume für die Fußballer im Karl-Mögele-Stadion. Zumindest die Fenster sind in den vergangene­n Jahren erneuert worden.

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