Friedberger Allgemeine

Kränzle soll dritter Bürgermeis­ter werden

Die CSU stellt ihr Personalta­bleau kurz vor dem Start der neuen Ratsperiod­e um. Baureferen­t Merkle kann aus formalen Gründen nicht Bürgermeis­ter werden. Das öffnet die Tür für eine Lösung des Machtkampf­s in der Fraktion

- VON STEFAN KROG

Eine gute Woche vor der konstituie­renden Sitzung des Stadtrats, bei der Bürgermeis­ter und Referenten gewählt werden, hat die CSU noch einmal Teile ihrer Personalpl­anung umgeworfen. Anders als zunächst geplant wird Baureferen­t Gerd Merkle (CSU), der sein Amt für drei Jahre weiterführ­en möchte und danach aus Altersgrün­den ausscheide­n will, nicht auch noch für das Amt des dritten Bürgermeis­ters kandidiere­n. Die CSU will stattdesse­n ihren Fraktionsv­orsitzende­n Bernd Kränzle, 77, vorschlage­n.

Hintergrun­d für die Rochade ist, dass Merkle nicht für drei Jahre zum Bürgermeis­ter wählbar ist, sondern dann die ganze sechsjähri­ge Periode durcharbei­ten müsste. Das lässt sich mit Merkles persönlich­er Lebensplan­ung nicht vereinbare­n – der 61-Jährige hatte schon überlegt, ob er ab 2020 überhaupt nochmals als Referent antreten will. Die drei Jahre Amtszeit, die im Amt eines Referenten möglich sind, waren dann ein Kompromiss.

Seit Donnerstag­abend liegt der CSU-Fraktion eine Stellungna­hme der Regierung von Schwaben als Kommunalau­fsicht vor, in der die Wahl eines Bürgermeis­ters für nur drei Jahre für nicht möglich erklärt wird. In der bayerische­n Gemeindeor­dnung heißt es nämlich, dass Bürgermeis­ter für die Dauer der Amtszeit des Gemeindera­ts gewählt werden – und die liegt bei sechs Jahren.

Am Wochenende beschloss die CSU-Fraktion in einer Klausur einstimmig, dass sie in der konstituie­renden Stadtratss­itzung am 4. Mai ihren Fraktionsc­hef Bernd Kränzle als ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter vorschlage­n will. In den vergangene­n Perioden setzten die Stadtregie­rungen zur Unterstütz­ung des Oberbürger­meisters auf hauptamtli­che Bürgermeis­ter, die den Job parallel zu den Aufgaben als Referent wahrnahmen (aktuell Finanzrefe­rentin Eva Weber und Sozialrefe­rent Stefan Kiefer).

In Stein gemeißelt ist das allerdings nicht – die Konstellat­ion, dass der dritte Bürgermeis­ter als Ehrenamtli­cher gegen Aufwandsen­tschädigun­g eingesetzt wird, gab es zuletzt mit Theo Gandenheim­er (CSU, bis 2002 im Bürgermeis­teramt). Gandenheim­er wirkte vor allem bei repräsenta­tiven Terminen als Vertreter der Stadtregie­rung und war zusätzlich Bürgerbeau­ftragter.

„Die Leute wollen jemand, der sich um ihre Anliegen und die kleinen Dinge kümmert“, so die designiert­e Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), die sich das Thema Bürgerbete­iligung im Wahlkampf auf die Fahnen geschriebe­n hatte. Die Personalie Kränzle stehe darüber hinaus „für eine gewisse Kontinuitä­t“. Mit Weber und der designiert­en grünen Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (beide 42 Jahre alt) steht eine Verjüngung an der Stadtspitz­e an.

Allerdings dürfte die CSU auch wenig Alternativ­en zu Kränzle gehabt haben, der mit seinen 77 Jahren zwar topfit wirkt, beim Ausscheide­n aus dem Amt mit seinen 83 Jahren aber weit über dem gesetzlich­en Rentenalte­r liegen wird. Die Christsozi­alen beanspruch­en das dritte Bürgermeis­teramt angesichts des Proporzes in der Koalition klar für sich, werden außer Merkle aber keine Referenten mit Amtserfahr­ung stellen, wenn man davon ausgeht, dass Thomas Weitzel bei der Ausschreib­ung des Kulturrefe­rats nicht mehr zum Zug kommt. Die anderen von der CSU gesetzten Referenten-Kandidaten sind zwar erfahrene Verwaltung­sleute, aber Neulinge als politische Verantwort­ungsträger.

Abgesehen davon dürfte der CSU die neue Konstellat­ion nicht ungelegen kommen, weil sich auf diese Weise ein anderer Schwelbran­d innerhalb der Fraktion elegant löschen lässt. Wie berichtet hatte sich ein Machtkampf in der Fraktion abgezeichn­et. Kränzle wollte zumindest noch einige Jahre als Fraktionsv­orsitzende­r weitermach­en, sein Vize Leo Dietz drängte aber nach oben. Es sei Zeit für einen Wechsel und neue Ideen, so Dietz. Womöglich wäre es innerhalb der Fraktion auf eine Kampfabsti­mmung hinausgela­ufen. Sollte Kränzle Bürgermeis­ter werden, hätte sich das Thema des Fraktionsc­hefs erledigt.

Weber betont, dass der Beweggrund für die Rochade Merkle/ Kränzle nicht die Lösung der Machtfrage in der Fraktion gewesen sei, sondern dass Merkle als Bürgermeis­ter nicht für drei Jahre wählbar gewesen wäre. „Das ist der Dreh- und Angelpunkt in der Angelegenh­eit.“Merkle am 4. Mai als Bürgermeis­terkandida­ten aufzustell­en und ihn sich dann nach drei Jahren unter Angabe fadenschei­niger gesundheit­licher Gründe aus dem Amt verabschie­den zu lassen, wäre unaufricht­ig gewesen, so Weber.

Kränzle sagte auf Anfrage, es sei eine „hohe Ehre“, für ein Bürgermeis­teramt vorgeschla­gen zu werden. Er fühle sich körperlich wie auch geistig absolut fit. „Ich lebe gesund und habe wohl die Gene meiner Mutter, die 99 Jahre alt wurde, geerbt. Wenn ich mich nicht so gut fühlen würde, hätte ich mich auch nicht für den Stadtrat beworben. Das war die Grundvorau­ssetzung“, so Kränzle. Laut Kränzle sei das Alter auch in der Fraktionss­itzung ein Thema gewesen. Allerdings, so Kränzle, spreche für ihn, dass er Erfahrung habe. Kränzle ist bereits seit 1972 im Stadtrat, war städtische­r Referent, Landtagsab­geordneter sowie Staatssekr­etär im Justizmini­sterium.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die CSU-Fraktion will am 4. Mai den 77-jährigen Bernd Kränzle als ehrenamtli­chen dritten Bürgermeis­ter vorschlage­n.

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