Friedberger Allgemeine

Der Austritt ist ein Warnsignal

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger-allgemeine.de

Der Austritt der langjährig­en Stadträtin Margarete Heinrich aus der SPD kommt nur auf den ersten Blick überrasche­nd. Tatsächlic­h hat sich die Entfremdun­g zwischen ihr und der Partei in Augsburg länger abgezeichn­et. Nachdem ihre Kandidatur für den Landtag scheiterte, was auch dem generell schlechten Abschneide­n der Partei geschuldet war, musste sie den Fraktionsv­orsitz im Stadtrat räumen – offiziell freiwillig, letztlich blieb ihr wohl auch keine andere Wahl. Menschlich­e Enttäuschu­ngen und nun das Bündnis der SPD mit der Linksparte­i im Stadtrat – das in Summe erklärt den harten Schnitt.

In der SPD sollte man den Austritt Heinrichs als Warnsignal sehen. Dass SPD und Linke nun eine Fraktion bilden, ist mehr als ein formeller Akt. Fraktionen, so steht es in der Geschäftso­rdnung des Stadtrats, bestehen aus „politisch gleichgesi­nnten Mitglieder­n“. Die SPD muss sich die Frage stellen lassen, wie glaubwürdi­g der neue Linkskurs ist. Wenige Tage, bevor das Bündnis mit der Linken besiegelt wurde, wäre man noch zu gerne bereit gewesen, in einer Stadtregie­rung unter CSU-Führung zu bleiben. Die Positionen der Linken weichen durchaus von der SPD ab. So fordert die Linke einen sofortigen Stopp der Videoüberw­achung am Kö, die unter Ordnungsre­ferent Dirk Wurm von der Polizei eingeführt worden ist. Die Stadt soll sich jeglicher Abschiebun­gen von Asylbewerb­ern verweigern – und Straßenpro­stitution soll wieder zulässig sein. Konfliktpo­tenzial gibt es genug. Und es wird sich erst zeigen, wie die neue Linksfrakt­ion im Alltag harmoniert.

Dass Margarete Heinrich im Stadtrat bleiben will, ärgert die SPD. Verwehren kann man es ihr aber nicht. In der Geschäftso­rdnung des Stadtrats steht unmissvers­tändlich: „Die ehrenamtli­chen Stadtratsm­itglieder üben ihre Tätigkeit im Rahmen der Gesetze nach ihrer freien, nur durch das öffentlich­e Wohl bestimmten Überzeugun­g aus und sind an Aufträge und Weisungen nicht gebunden.“

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