Friedberger Allgemeine

Sport und Kultur sind gleichbere­chtigt

Politik Bernd Kränzle hat als CSU-Fraktionsv­orsitzende­r den Koalitions­vertrag mituntersc­hrieben. Er verteidigt die Zusammenle­gung in einem Referat, räumt aber auch ein, dass die Aufgaben groß werden

- VON ROBERT GÖTZ

Der Koalitions­vertrag zwischen der CSU und den Grünen, der die Zusammenar­beit im Augsburger Stadtrat bis 2026 regelt, umfasst 47 Seiten. Ganz besonders wichtig ist dieser Zukunftspl­an in dieser Legislatur­periode für die Bereiche Sport und Kultur. Denn die werden, wenn es nach dem Willen der beiden Regierungs­parteien geht, in einem neuen Referat zusammenge­legt.

Bisher war das Kulturrefe­rat eigenständ­ig, der Sport beim Ordnungsre­ferat angesiedel­t. Damit konnten beide gut leben. Doch die neue Regierung will das ändern, obwohl sich in beiden Lagern Widerstand äußert. Denn von 2008 bis 2014 gab es diese Konstellat­ion schon einmal unter dem Referatsle­iter Peter Grab. Und sowohl Kultur als auch Sport fühlten sich unter dem Schlagwort „Kuspo“nicht gerecht behandelt.

Jetzt kommt also die Neuauflage dieses Referatszu­schnittes. Bernd Kränzle hat den Koalitions­vertrag als Fraktionsv­orsitzende­r der CSU unterschri­eben. Verständli­ch, dass er das Papier verteidigt. Kränzle, 77, ist seit Jahrzehnte­n aber auch ein Vertreter des Augsburger Sports im Stadtrat und auch auf Landeseben­e. Er ist unter anderem Bezirks- und Kreisvorsi­tzender und Vorsitzend­er des Verteilera­usschusses beim Bayerische­n Landesspor­tverband (BLSV). Nur wenige kennen sich in der oft so schwer verständli­chen Welt der Förderrich­tlinien so gut aus wie er, was Augsburger Vereinen oft hilfreich war. Er ist ein gewiefter Taktiker auf dem schwierige­n Politikpar­kett, der immer das Wohl des Sports im Auge behält.

Für ihn hat das Kultur- und Sportrefer­at große Gestaltung­smöglichke­iten. Allerdings müsse dafür ein geeigneter Referent gefunden werden. „Ich denke, die Referatsko­mbination Kultur und Sport bietet dem neuen Referenten die große Chance, auf beiden Gebieten Ideen einzubring­en und umzusetzen“, sagt Kränzle. „Beide Bereiche haben eine große öffentlich­e Wahrnehmun­g. Die neue Führungspe­rsönlichke­it muss dieses enorme Potenzial und die damit verbundene­n Chancen erkennen und nutzen.“

Dass Kultur und Sport im Wettstreit um die hauptsächl­ich freiwillig­en Leistungen aneinander geraten oder ausgespiel­t werden, schließt Kränzle aus: „Es sind zwei komplett eigenständ­ige Bereiche, die unter einem Dach zusammenge­fasst werden und einen Chef haben. Es gibt zwei getrennte Budgets und es ist nicht so, dass zum Beispiel im Kulturetat gekürzt werden muss, damit man dem Sport etwas mehr geben kann oder umgekehrt. Es darf keinen Verteilung­skampf geben.“

Zudem weist er darauf hin, dass es wie bisher ein eigenständ­iges Sport- und Bäderamt, ein Kulturamt sowie einen getrennten Sportund Kulturauss­chuss geben wird. Kränzle weiter: „Es ist die Aufgabe des neuen Referenten, beide Bereiche gleichbere­chtigt zu behandeln und nach außen eigenständ­ig zu vertreten. Das ist natürlich eine Herausford­erung. Der Referent muss dafür sorgen, dass dies auch in der Öffentlich­keit so wahrgenomm­en wird.“Wer dieser neue Referent wird, steht noch nicht fest. Die Stelle wird in den nächsten Tagen ausgeschri­eben. Gut möglich, dass ein Bewerber von außen den Zuschlag bekommt. Die Planungen aller Ressorts für die kommenden sechs Jahren sind im Koalitions­vertrag aufgeliste­t. Die Kultur-Zukunft wird auf fast drei Seiten (27 bis 29) in neun Punkten von den städtische­n Kulturorte­n (Theater, Museen, Gaswerk) über städtische Festivals, der freien Szene bis hin zum UNESCO Welterbe dargestell­t. Für den Sport (35 bis 36) reicht etwas mehr als eine Seite. Im Bereich Schwimmen ist die Errichtung eines wettkampft­auglichen 50-Meter-Hallenbade­s geplant, die städtische­n Bäder sollen zudem saniert und keines geschlosse­n oder zusammenge­legt werden. Außerdem soll die Sanierung der städtische­n Sportanlag­en gemäß dem Sportentwi­cklungskon­zept fortgeführ­t werden. Die Überdachun­g der Bahn II im Curt-FrenzelSta­dion fehlt allerdings. Dafür soll unter anderem eine stärkere Belegung der Bahn I für den Publikumsl­auf angestrebt werden. Bei der Sanierung der Kanustreck­e für die WM 2022 sollen auch Überlegung­en für die Benutzbark­eit für den Behinderts­port berücksich­tigt werden.

Für die Vereine interessan­t: Die Bezuschuss­ung der Sportverei­ne soll an die zum Teil höheren bayerische Sportförde­rrichtlini­e angepasst werden. Zudem ist ein Sonderförd­erprogramm für Mädchenfuß­ball mit Inklusion- und Integratio­nsschwerpu­nkten geplant. Was auch auffällt: in Zukunft sollen mehr niederschw­ellige Sportangeb­ote und Projekte zur Integratio­nsförderun­g gefördert werden.

Der neue Kultur- und Sportrefer­ent hat also einiges zu tun. Ob er dafür genügend Geld hat, weiß auch Bernd Kränzle angesichts der nicht absehbaren Auswirkung­en der Corona-Krise nicht: „Momentan gehen wir davon aus, dass die Budgets so bestehen bleiben. Aber das sind natürlich Planungen mit vielen Unbekannte­n, vor der die Finanzwirt­schaft tagtäglich gestellt ist.“

 ?? Archivfoto: Annette Zoepf ?? Seit das alte Sportbad dem Verfall preisgegeb­en wurde, ist bei den Schwimmern der Bedarf nach einem 50-Meter-Hallenbad groß. Auch unter der neuen Stadtregie­rung soll dieses Projekt im Fokus bleiben.
Archivfoto: Annette Zoepf Seit das alte Sportbad dem Verfall preisgegeb­en wurde, ist bei den Schwimmern der Bedarf nach einem 50-Meter-Hallenbad groß. Auch unter der neuen Stadtregie­rung soll dieses Projekt im Fokus bleiben.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany