Sport und Kultur sind gleichberechtigt
Politik Bernd Kränzle hat als CSU-Fraktionsvorsitzender den Koalitionsvertrag mitunterschrieben. Er verteidigt die Zusammenlegung in einem Referat, räumt aber auch ein, dass die Aufgaben groß werden
Der Koalitionsvertrag zwischen der CSU und den Grünen, der die Zusammenarbeit im Augsburger Stadtrat bis 2026 regelt, umfasst 47 Seiten. Ganz besonders wichtig ist dieser Zukunftsplan in dieser Legislaturperiode für die Bereiche Sport und Kultur. Denn die werden, wenn es nach dem Willen der beiden Regierungsparteien geht, in einem neuen Referat zusammengelegt.
Bisher war das Kulturreferat eigenständig, der Sport beim Ordnungsreferat angesiedelt. Damit konnten beide gut leben. Doch die neue Regierung will das ändern, obwohl sich in beiden Lagern Widerstand äußert. Denn von 2008 bis 2014 gab es diese Konstellation schon einmal unter dem Referatsleiter Peter Grab. Und sowohl Kultur als auch Sport fühlten sich unter dem Schlagwort „Kuspo“nicht gerecht behandelt.
Jetzt kommt also die Neuauflage dieses Referatszuschnittes. Bernd Kränzle hat den Koalitionsvertrag als Fraktionsvorsitzender der CSU unterschrieben. Verständlich, dass er das Papier verteidigt. Kränzle, 77, ist seit Jahrzehnten aber auch ein Vertreter des Augsburger Sports im Stadtrat und auch auf Landesebene. Er ist unter anderem Bezirks- und Kreisvorsitzender und Vorsitzender des Verteilerausschusses beim Bayerischen Landessportverband (BLSV). Nur wenige kennen sich in der oft so schwer verständlichen Welt der Förderrichtlinien so gut aus wie er, was Augsburger Vereinen oft hilfreich war. Er ist ein gewiefter Taktiker auf dem schwierigen Politikparkett, der immer das Wohl des Sports im Auge behält.
Für ihn hat das Kultur- und Sportreferat große Gestaltungsmöglichkeiten. Allerdings müsse dafür ein geeigneter Referent gefunden werden. „Ich denke, die Referatskombination Kultur und Sport bietet dem neuen Referenten die große Chance, auf beiden Gebieten Ideen einzubringen und umzusetzen“, sagt Kränzle. „Beide Bereiche haben eine große öffentliche Wahrnehmung. Die neue Führungspersönlichkeit muss dieses enorme Potenzial und die damit verbundenen Chancen erkennen und nutzen.“
Dass Kultur und Sport im Wettstreit um die hauptsächlich freiwilligen Leistungen aneinander geraten oder ausgespielt werden, schließt Kränzle aus: „Es sind zwei komplett eigenständige Bereiche, die unter einem Dach zusammengefasst werden und einen Chef haben. Es gibt zwei getrennte Budgets und es ist nicht so, dass zum Beispiel im Kulturetat gekürzt werden muss, damit man dem Sport etwas mehr geben kann oder umgekehrt. Es darf keinen Verteilungskampf geben.“
Zudem weist er darauf hin, dass es wie bisher ein eigenständiges Sport- und Bäderamt, ein Kulturamt sowie einen getrennten Sportund Kulturausschuss geben wird. Kränzle weiter: „Es ist die Aufgabe des neuen Referenten, beide Bereiche gleichberechtigt zu behandeln und nach außen eigenständig zu vertreten. Das ist natürlich eine Herausforderung. Der Referent muss dafür sorgen, dass dies auch in der Öffentlichkeit so wahrgenommen wird.“Wer dieser neue Referent wird, steht noch nicht fest. Die Stelle wird in den nächsten Tagen ausgeschrieben. Gut möglich, dass ein Bewerber von außen den Zuschlag bekommt. Die Planungen aller Ressorts für die kommenden sechs Jahren sind im Koalitionsvertrag aufgelistet. Die Kultur-Zukunft wird auf fast drei Seiten (27 bis 29) in neun Punkten von den städtischen Kulturorten (Theater, Museen, Gaswerk) über städtische Festivals, der freien Szene bis hin zum UNESCO Welterbe dargestellt. Für den Sport (35 bis 36) reicht etwas mehr als eine Seite. Im Bereich Schwimmen ist die Errichtung eines wettkampftauglichen 50-Meter-Hallenbades geplant, die städtischen Bäder sollen zudem saniert und keines geschlossen oder zusammengelegt werden. Außerdem soll die Sanierung der städtischen Sportanlagen gemäß dem Sportentwicklungskonzept fortgeführt werden. Die Überdachung der Bahn II im Curt-FrenzelStadion fehlt allerdings. Dafür soll unter anderem eine stärkere Belegung der Bahn I für den Publikumslauf angestrebt werden. Bei der Sanierung der Kanustrecke für die WM 2022 sollen auch Überlegungen für die Benutzbarkeit für den Behindertsport berücksichtigt werden.
Für die Vereine interessant: Die Bezuschussung der Sportvereine soll an die zum Teil höheren bayerische Sportförderrichtlinie angepasst werden. Zudem ist ein Sonderförderprogramm für Mädchenfußball mit Inklusion- und Integrationsschwerpunkten geplant. Was auch auffällt: in Zukunft sollen mehr niederschwellige Sportangebote und Projekte zur Integrationsförderung gefördert werden.
Der neue Kultur- und Sportreferent hat also einiges zu tun. Ob er dafür genügend Geld hat, weiß auch Bernd Kränzle angesichts der nicht absehbaren Auswirkungen der Corona-Krise nicht: „Momentan gehen wir davon aus, dass die Budgets so bestehen bleiben. Aber das sind natürlich Planungen mit vielen Unbekannten, vor der die Finanzwirtschaft tagtäglich gestellt ist.“