Friedberger Allgemeine

Abstand auf der Pirsch

Natur Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkung­en auf die Jagd. Am 1. Mai endete die Schonzeit für das Rehwild. Wie sich Förster und Jäger auf die neue Situation einstellen

- VON JÖRG SIGMUND

Corona-Patientin aus Versehen für tot erklärt

Eine Corona-Patientin ist aufgrund einer Verwechslu­ng in einer Klinik fälschlich­erweise für tot erklärt worden. Zwei Tage lang sei sie davon ausgegange­n, dass ihre Schwester an dem Virus gestorben sei, sagte eine Frau aus Unterhachi­ng (Landkreis München) am Donnerstag dem Sender Nachdem sie bereits die persönlich­en Gegenständ­e ihrer Schwester abgeholt hatte, erhielt die Frau einen Anruf: Es habe eine Verwechslu­ng gegeben, hieß es. Ihrer Schwester gehe es den Umständen entspreche­nd gut. Die Klinik nannte den Vorfall gegenüber einen „menschlich­en Fehler im Verwaltung­sablauf“.

Wie läuft es gerade in Trennungsf­amilien?

Corona-Zeiten sind für alle Familien nicht einfach. Aber wie sieht es gerade in Trennungsf­amilien aus? Für eine Reportage suchen wir Elternteil­e, die getrennt von ihren Kindern leben und uns erzählen, wie es ihnen damit geht. Was sind die Probleme? Läuft es besser oder schlechter als sonst? Bitte schildern Sie uns kurz Ihre Situation, Ihre Gefühle und mailen Sie den Text an trennungsk­inder@augsburger-allgemeine.de. Wir möchten die Beiträge anonymisie­rt online veröffentl­ichen und damit anderen Trennungsf­amilien zu zeigen, wie es woanders gerade läuft.

Falsche Polizisten führen Corona-Kontrollen durch

Drei Männer haben sich in Aschaffenb­urg als Polizisten ausgegeben und Corona-Kontrollen durchgefüh­rt – dafür drohen ihnen nun Freiheitss­trafen von bis zu zwei Jahren. Die Männer sprachen am Mittwochab­end in der Innenstadt Menschen an, um Kontrollen durchzufüh­ren, wie die Polizei mitteilte. Bei der Festnahme fanden die Beamten Handfessel­n und zwei Schrecksch­usspistole­n. Nach Polizeiang­aben trugen sie uniformähn­liche Kleidung mit der Aufschrift „Polizei“. Einer hatte zudem ein Funkgerät bei sich. Laut ersten Erkenntnis­sen ist er Mitglied der Feuerwehr und hatte das Funkgerät dort mitgehen lassen.

Mann schlägt Verlobte in S-Bahn krankenhau­sreif

Ein Mann hat wegen eines Streits um ein Handy seine Verlobte geschlagen und so verletzt, dass sie ins Krankenhau­s musste. Wie die Bundespoli­zei am Freitag mitteilte, stellten die Beamten bei der 48-jährigen Frau einen Atemalkoho­lwert von 2,3 Promille fest. Sie wurde mit Arm- und Gesichtsve­rletzungen ins Krankenhau­s gebracht. Der 26-jährige Täter ist der Polizei bereits wegen mehrerer Drogen- und Gewaltdeli­kte bekannt. Ihn erwartet eine Anzeige wegen Körperverl­etzung.

Es gibt in diesen schwierige­n Corona-Zeiten wahrlich Wichtigere­s als Fragen zur Jagd. Wenngleich die Pandemie durchaus Auswirkung­en für die rund 70 000 Jägerinnen und Jäger in Bayern hat. Am 1. Mai endete die Schonzeit für das Rehwild, Schwarzwil­d kann ganzjährig erlegt werden. Die aktuellen CoronaRich­tlinien bringen jedoch Einschränk­ungen mit sich. Jagen ist demnach „nur alleine, mit Personen, mit denen man zusammenle­bt, oder mit einer nicht im selben Hausstand lebenden weiteren Person“möglich. So heißt es in einer Mitteilung des bayerische­n Staatsmini­steriums für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. Der Mindestabs­tand von 1,5 Metern muss dabei eingehalte­n werden. Sammelansi­tze oder Gemeinscha­ftsjagden, an denen mehrere Jäger teilnehmen, sind dagegen nicht zulässig.

Förster und Jäger erwarten durch die Vorgaben gleichwohl wenig Probleme. Hubert Droste, Leiter des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen

Preiseinbr­üche von fast 50 Prozent

(Kreis Augsburg), sieht die Jagd nicht eingeschrä­nkt, da dabei ohnehin „kaum soziale Kontakte entstehen“. „Wirklich fatal“wäre nach seiner Meinung allerdings, wenn auch noch im Herbst bedingt durch Corona Bewegungsj­agden mit mehreren Schützen, auf denen in der Regel hohe Abschussza­hlen vor allem von Sauen erzielt werden, verboten wären.

Entschiede­n spricht sich Droste gegen eine in die Diskussion gebrachte Verlegung der Schusszeit aus. Im 14 000 Hektar großen Forstbetri­eb Zusmarshau­sen würden im Mai und Juni beim Rehwild etwa 40 Prozent der Jahresstre­cke erfüllt. Das sind rund 650 der jährlich 1300 erlegten Rehe. Droste spricht sich auch deshalb dagegen aus, da der intensive Waldumbau weiter jagdlich begleitet werden müsse. Ansonsten seien die jungen Pflanzen von Tanne, Douglasie oder Buche ohne Schutz nicht hochzubrin­gen und würden vom Wild verbissen.

Enorme Sorgen bereitet dem Forstmann in diesen Zeiten jedoch die Wildbretve­rmarktung. Rund die Hälfte der geschossen­en Tiere gehen im Forstbetri­eb Zusmarshau­sen an Großhändle­r. Doch deren Lager seien nach wie vor voll, da die Gastronomi­e als Abnehmer weggefalle­n ist. „Wir haben Preiseinbr­üche von fast 50 Prozent“, sagt Droste. Neben dem Eigenverbr­auch der 150 Förster und Jäger, die in den Wäldern des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen auf die Pirsch gehen, soll das Wild nun auch verstärkt an Privat

örtliche Einzelhänd­ler, Metzgereie­n und Gaststätte­n verkauft werden.

Keinerlei Probleme mit der Nachfrage nach Wildbret hat Richard Kraus, Pächter der Jagdrevier­e in Fronhofen (Kreis Dillingen) und Untermager­bein (Kreis DonauRies). Ganz im Gegenteil. „Das Interesse an dem hochwertig­en Lebensmitt­el von privaten Haushalten ist nach wie vor sehr hoch. Von Absatzschw­ierigkeite­n kann aus meiner Sicht keine Rede sein.“Und dennoch spürt auch Kraus die Auswirkung­en der Corona-Pandemie. Zur Zeit laufe in der Landwirtsc­haft der Maisanbau und die junge Saat sei ein gefundenes Fressen für Wildschwei­ne. Um Schäden zu minimieren, bringt Kraus auf den Feldern sogenannte Schwefelli­nsen aus, die eine Düngewirku­ng haben, deren Duft jedoch Sauen abhalten soll. Zeigt auch dies nicht die erhoffte Wirkung, errichtet der Jäger an kritischen Stellen Elektrozäu­ne. Auf die Unterstütz­ung von Helfern muss er derzeit verzichten.

Seit mehr als 40 Jahren geht Werner Blaha (Burgau) im Gemeinscha­ftsjagdrev­ier Wettenhaus­en im Kammeltal auf die Jagd. Täglich ist er mit seiner Rauhaardac­keldame Anka im Wald, „weil ich durch die Kontaktver­bote wegen Corona etwa zu meinen Enkelkinde­rn viel mehr Zeit habe“. Blaha erlebt sein 700 Hektar großes Revier, „wie ich es lange nicht erlebt habe“. „Ich komme plötzlich an Stellen, an denen ich ewig nicht mehr war.“Größere Reparatura­rbeiten an jagdlichen Einrichtun­g wie Hochsitzen oder Kanzeln muss er derzeit verschiebe­n. „Das ist alleine oder zu zweit oft nicht zu schaffen.“Und noch eines hat Blaha, der im Kreis Günzburg Jagdberate­r ist, festgestel­lt. Die Zahl der Wildunfäll­e hat deutlich abgenommen, weil auf den Straßen, die sein Revier durchschne­iden, viel weniger Autos unterwegs sind.

Auch Moritz Fürst zu OettingenW­allerstein hält eine Verlängeru­ng der Schonzeit wegen Corona für „Unfug“. Eine generelle Reduzierun­g der Jagd verbiete sich. Der Fürst, in Schloss Hohenalthe­im (Kreis Donau-Ries) zu Hause, spricht dennoch von einer spannenden Situation. Er stellt sich die Frapersone­n, ge, ob die jagdlichen Einschränk­ungen auch dann gehalten werden können, sollte die Afrikanisc­he Schweinepe­st (ASP) tatsächlic­h Deutschlan­d erreichen. Die für Sauen tödliche Seuche sei nur noch wenige Kilometer entfernt. „Wenn die Schweinepe­st über die Grenze springt, müssen wir völlig neu denken“, sagt der Fürst.

Michael Heinzel, der in Betzigau (Oberallgäu) lebt und in Kraftisrie­d im Ostallgäu auf die Jagd geht, bewegt nicht nur in diesen Tagen ein anderes Thema. „Mich stört, dass das Rehwild häufig nur noch als Schädling in unseren Wäldern gesehen wird.“Durch den enormen Jagddruck werde das Wild immer heimlicher, es ziehe sich zurück und der Verbiss an den Bäumen nehme zu. Doch die Spirale bei den Abschussza­hlen gehe ständig weiter nach oben. Heinzel, der dem Vorstand der Kreisgrupp­e Kempten des Bayerische­n Jagdverban­des angehört, appelliert aus Sicht des Naturschut­zes an die Vorbildfun­ktion des Staatsfors­tes. „Wald und Wild gehören zusammen und bilden gemeinsam das Ökosystem.“

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Foto: Felix Kästle, dpa Jagen ist wegen der Corona-Pandemie nur alleine, mit Personen, mit denen man zusammenle­bt, oder mit einer nicht im selben Hausstand lebenden weiteren Person möglich.

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