Abstand auf der Pirsch
Natur Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Jagd. Am 1. Mai endete die Schonzeit für das Rehwild. Wie sich Förster und Jäger auf die neue Situation einstellen
Corona-Patientin aus Versehen für tot erklärt
Eine Corona-Patientin ist aufgrund einer Verwechslung in einer Klinik fälschlicherweise für tot erklärt worden. Zwei Tage lang sei sie davon ausgegangen, dass ihre Schwester an dem Virus gestorben sei, sagte eine Frau aus Unterhaching (Landkreis München) am Donnerstag dem Sender Nachdem sie bereits die persönlichen Gegenstände ihrer Schwester abgeholt hatte, erhielt die Frau einen Anruf: Es habe eine Verwechslung gegeben, hieß es. Ihrer Schwester gehe es den Umständen entsprechend gut. Die Klinik nannte den Vorfall gegenüber einen „menschlichen Fehler im Verwaltungsablauf“.
Wie läuft es gerade in Trennungsfamilien?
Corona-Zeiten sind für alle Familien nicht einfach. Aber wie sieht es gerade in Trennungsfamilien aus? Für eine Reportage suchen wir Elternteile, die getrennt von ihren Kindern leben und uns erzählen, wie es ihnen damit geht. Was sind die Probleme? Läuft es besser oder schlechter als sonst? Bitte schildern Sie uns kurz Ihre Situation, Ihre Gefühle und mailen Sie den Text an trennungskinder@augsburger-allgemeine.de. Wir möchten die Beiträge anonymisiert online veröffentlichen und damit anderen Trennungsfamilien zu zeigen, wie es woanders gerade läuft.
Falsche Polizisten führen Corona-Kontrollen durch
Drei Männer haben sich in Aschaffenburg als Polizisten ausgegeben und Corona-Kontrollen durchgeführt – dafür drohen ihnen nun Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren. Die Männer sprachen am Mittwochabend in der Innenstadt Menschen an, um Kontrollen durchzuführen, wie die Polizei mitteilte. Bei der Festnahme fanden die Beamten Handfesseln und zwei Schreckschusspistolen. Nach Polizeiangaben trugen sie uniformähnliche Kleidung mit der Aufschrift „Polizei“. Einer hatte zudem ein Funkgerät bei sich. Laut ersten Erkenntnissen ist er Mitglied der Feuerwehr und hatte das Funkgerät dort mitgehen lassen.
Mann schlägt Verlobte in S-Bahn krankenhausreif
Ein Mann hat wegen eines Streits um ein Handy seine Verlobte geschlagen und so verletzt, dass sie ins Krankenhaus musste. Wie die Bundespolizei am Freitag mitteilte, stellten die Beamten bei der 48-jährigen Frau einen Atemalkoholwert von 2,3 Promille fest. Sie wurde mit Arm- und Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der 26-jährige Täter ist der Polizei bereits wegen mehrerer Drogen- und Gewaltdelikte bekannt. Ihn erwartet eine Anzeige wegen Körperverletzung.
Es gibt in diesen schwierigen Corona-Zeiten wahrlich Wichtigeres als Fragen zur Jagd. Wenngleich die Pandemie durchaus Auswirkungen für die rund 70 000 Jägerinnen und Jäger in Bayern hat. Am 1. Mai endete die Schonzeit für das Rehwild, Schwarzwild kann ganzjährig erlegt werden. Die aktuellen CoronaRichtlinien bringen jedoch Einschränkungen mit sich. Jagen ist demnach „nur alleine, mit Personen, mit denen man zusammenlebt, oder mit einer nicht im selben Hausstand lebenden weiteren Person“möglich. So heißt es in einer Mitteilung des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Der Mindestabstand von 1,5 Metern muss dabei eingehalten werden. Sammelansitze oder Gemeinschaftsjagden, an denen mehrere Jäger teilnehmen, sind dagegen nicht zulässig.
Förster und Jäger erwarten durch die Vorgaben gleichwohl wenig Probleme. Hubert Droste, Leiter des Forstbetriebs Zusmarshausen
Preiseinbrüche von fast 50 Prozent
(Kreis Augsburg), sieht die Jagd nicht eingeschränkt, da dabei ohnehin „kaum soziale Kontakte entstehen“. „Wirklich fatal“wäre nach seiner Meinung allerdings, wenn auch noch im Herbst bedingt durch Corona Bewegungsjagden mit mehreren Schützen, auf denen in der Regel hohe Abschusszahlen vor allem von Sauen erzielt werden, verboten wären.
Entschieden spricht sich Droste gegen eine in die Diskussion gebrachte Verlegung der Schusszeit aus. Im 14 000 Hektar großen Forstbetrieb Zusmarshausen würden im Mai und Juni beim Rehwild etwa 40 Prozent der Jahresstrecke erfüllt. Das sind rund 650 der jährlich 1300 erlegten Rehe. Droste spricht sich auch deshalb dagegen aus, da der intensive Waldumbau weiter jagdlich begleitet werden müsse. Ansonsten seien die jungen Pflanzen von Tanne, Douglasie oder Buche ohne Schutz nicht hochzubringen und würden vom Wild verbissen.
Enorme Sorgen bereitet dem Forstmann in diesen Zeiten jedoch die Wildbretvermarktung. Rund die Hälfte der geschossenen Tiere gehen im Forstbetrieb Zusmarshausen an Großhändler. Doch deren Lager seien nach wie vor voll, da die Gastronomie als Abnehmer weggefallen ist. „Wir haben Preiseinbrüche von fast 50 Prozent“, sagt Droste. Neben dem Eigenverbrauch der 150 Förster und Jäger, die in den Wäldern des Forstbetriebs Zusmarshausen auf die Pirsch gehen, soll das Wild nun auch verstärkt an Privat
örtliche Einzelhändler, Metzgereien und Gaststätten verkauft werden.
Keinerlei Probleme mit der Nachfrage nach Wildbret hat Richard Kraus, Pächter der Jagdreviere in Fronhofen (Kreis Dillingen) und Untermagerbein (Kreis DonauRies). Ganz im Gegenteil. „Das Interesse an dem hochwertigen Lebensmittel von privaten Haushalten ist nach wie vor sehr hoch. Von Absatzschwierigkeiten kann aus meiner Sicht keine Rede sein.“Und dennoch spürt auch Kraus die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zur Zeit laufe in der Landwirtschaft der Maisanbau und die junge Saat sei ein gefundenes Fressen für Wildschweine. Um Schäden zu minimieren, bringt Kraus auf den Feldern sogenannte Schwefellinsen aus, die eine Düngewirkung haben, deren Duft jedoch Sauen abhalten soll. Zeigt auch dies nicht die erhoffte Wirkung, errichtet der Jäger an kritischen Stellen Elektrozäune. Auf die Unterstützung von Helfern muss er derzeit verzichten.
Seit mehr als 40 Jahren geht Werner Blaha (Burgau) im Gemeinschaftsjagdrevier Wettenhausen im Kammeltal auf die Jagd. Täglich ist er mit seiner Rauhaardackeldame Anka im Wald, „weil ich durch die Kontaktverbote wegen Corona etwa zu meinen Enkelkindern viel mehr Zeit habe“. Blaha erlebt sein 700 Hektar großes Revier, „wie ich es lange nicht erlebt habe“. „Ich komme plötzlich an Stellen, an denen ich ewig nicht mehr war.“Größere Reparaturarbeiten an jagdlichen Einrichtung wie Hochsitzen oder Kanzeln muss er derzeit verschieben. „Das ist alleine oder zu zweit oft nicht zu schaffen.“Und noch eines hat Blaha, der im Kreis Günzburg Jagdberater ist, festgestellt. Die Zahl der Wildunfälle hat deutlich abgenommen, weil auf den Straßen, die sein Revier durchschneiden, viel weniger Autos unterwegs sind.
Auch Moritz Fürst zu OettingenWallerstein hält eine Verlängerung der Schonzeit wegen Corona für „Unfug“. Eine generelle Reduzierung der Jagd verbiete sich. Der Fürst, in Schloss Hohenaltheim (Kreis Donau-Ries) zu Hause, spricht dennoch von einer spannenden Situation. Er stellt sich die Frapersonen, ge, ob die jagdlichen Einschränkungen auch dann gehalten werden können, sollte die Afrikanische Schweinepest (ASP) tatsächlich Deutschland erreichen. Die für Sauen tödliche Seuche sei nur noch wenige Kilometer entfernt. „Wenn die Schweinepest über die Grenze springt, müssen wir völlig neu denken“, sagt der Fürst.
Michael Heinzel, der in Betzigau (Oberallgäu) lebt und in Kraftisried im Ostallgäu auf die Jagd geht, bewegt nicht nur in diesen Tagen ein anderes Thema. „Mich stört, dass das Rehwild häufig nur noch als Schädling in unseren Wäldern gesehen wird.“Durch den enormen Jagddruck werde das Wild immer heimlicher, es ziehe sich zurück und der Verbiss an den Bäumen nehme zu. Doch die Spirale bei den Abschusszahlen gehe ständig weiter nach oben. Heinzel, der dem Vorstand der Kreisgruppe Kempten des Bayerischen Jagdverbandes angehört, appelliert aus Sicht des Naturschutzes an die Vorbildfunktion des Staatsforstes. „Wald und Wild gehören zusammen und bilden gemeinsam das Ökosystem.“