Beim Spaziergang über Probleme reden
Jutta Aichmüller und Elisabeth Arnold vom Familienstützpunkt Süd haben ein spezielles Angebot für Eltern und Jugendliche. Trotz der Kontaktbeschränkungen bieten sie Hilfe an
Neue Wege geht der Familienstützpunkt Süd in Corona-Zeiten. Beratungsgespräche im Büro in der Kissinger Nelkenstraße 18 sollen derzeit aufgrund des erforderlichen Sicherheitsabstands und der Hygienevorschriften vermieden werden. Darum laden Jutta Aichmüller und Elisabeth Arnold nun zu Beratungsspaziergängen ein.
„Gesprächsstoff gibt es sicher genug“, vermuten die beiden Pädagoginnen. Denn die Corona-Krise und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen samt Schul- und Kitaschließungen stellen aktuell genügend Familien auf eine starke Belastungsprobe. Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich in ihrem Freiheitsverhalten eingeschränkt und nicht wenige Eltern plagen Existenzängste. Die Kinder- und Jugendhilfe der katholischen Jugendfürsorge lässt Eltern und Kinder in dieser Situation nicht allein. Zum einen weitet die Erziehungs-, Jugendund Familienberatungsstelle ihre Telefon- und Onlineberatung aus. Dieser Service ist genauso kostenlos wie das neue Angebot „Walk and talk“, übersetzt „Laufen und Sprechen“. „In einem Zweiergespräch in der Natur sich auszusprechen, erscheint uns in Corona-Zeiten eine gute Möglichkeit der Beratung“, so Elisabeth Arnold. „Wer etwas auf dem Herzen hat, kann sich mit einem von uns auf einen Spaziergang in freier Natur treffen“, so lädt auch ihre Kollegin Jutta Aichmüller ein.
„Normalerweise sind wir auch aufsuchend tätig, sprich, wir kommen in die Familien, wenn es Probleme gibt. Dies muss nun in Zeiten der Corona-Krise vermieden werden“, erklärt die Diplom-Pädagogin. Bei Bewegung in frischer Luft lässt sich Belastendes jedoch genauso gut ansprechen, ist sie überzeugt. Da es inzwischen erlaubt ist, mit einer Person außerhalb des Hausstandes spazieren zu gehen, nutzt das Pädagoginnen-Duo auch diese Möglichkeit. „Kinder, Jugendliche, Eltern und auch Fachkräfte können sich mit all ihren Fragen an uns wenden“, betont Elisabeth Arnold.
Wie strukturiert man beispielsweise einen Tag, wenn alle Hobbys und Engagements außer Haus wegfallen? Wie kann es trotz Kurzarbeit und drohender Entlassung weiter gehen? Kann mein Kind zuhause wirklich den Schulstoff gut bewältigen? Dies sind Fragen und Probleme, die nicht wenige Familien in diesen harten Zeiten beschäftigen. „Manchmal reicht es schon, im Gespräch diesen Druck herauszunehmen, dass in der neuen Situation alles gleich perfekt gelingen muss“, erklärt Diplom-Sozialpädagogin Elisabeth Arnold.
„Die Anforderungen an die Bewältigung des Alltags in CoronaZeiten sind enorm. Maskenpflicht, Abstandsregelung oder das sogenannte Home Schooling, also die Unterrichtsvorbereitung am Bildschirm, das alles ist für viele eine große Herausforderung. Wenn dann noch räumliche Enge oder Langeweile der Kinder hinzukommen, dann könne das Fass schnell mal überlaufen“, so schildert die Pädagogin ihre Alltagserfahrung. „Wir versuchen, in unseren intensiven Gesprächen mit unseren Klienten immer auch die Stimmung jedes einzelnen zu erfassen.“
Wichtig sei dabei aber auch, den Blick auf schöne Momente zu lenken und diese zu genießen, zeigt sich Elisabeth Arnold überzeugt. Denn wohl in keiner Zeit sind Eltern und Kinder mit ihren Geschwistern intensiver zusammen als in diesen Wochen. Dies solle weitmöglichst auch in positivem Sinne genutzt werden. Der Familienstützpunkt Süd hat deshalb auch Anregungen und Vorlagen für Spiele und Basteltipps erarbeitet. Das intensive gemeinsam verbrachte Alltagsleben kann aber auch schnell das Stresslevel in die Höhe schnellen lassen. Vor allen Dingen, wenn die Wohnverhältnisse beengt sind oder schlechtes Wetter eine Ausweichmöglichkeit unterbindet. Hier kann ein Einzelberatungsgespräch in freier Natur helfen, einmal ordentlich Dampf abzulassen. Auch erweiterte tägliche Telefonsprechzeiten gehören zum aktuellen Angebot in Corona-Zeiten. Das telefonische Beratungsangebot sowie auch die Gespräche bei Spaziergängen sind kostenfrei, unverbindlich und die Gesprächspartner unterliegen der Schweigepflicht. ⓘ
Kontakt Kinder- und Jugendhilfe, Familienstützpunkt Süd, Nelkenstraße 18 in Kissing, Telefon: 08233/795177, Fax: 08233/795178, Mail: familienstuetzpunkt-sued@kjf-kjh.de