Friedberger Allgemeine

So setzen sich junge Menschen in der Krise ein

Gerade in Krisenzeit­en brauchen viele Hilfe. Junge Erwachsene aus der Region engagieren sich unterschie­dlich

- VON MARLENE WEYERER

Viele junge Menschen engagieren sich während der Corona-Krise. Dabei versuchen sie auf unterschie­dliche Art und Weise zu helfen. Der 17-jährige Hannes Warnberger zum Beispiel hat mit seinen Computerke­nntnissen den Aichacher Maskenschn­eidern geholfen. Freiwillig­e in der Region nähen Atemschutz­masken aus Stoff. Die Masken werden an Organisati­onen und Privatpers­onen gespendet, die sie benötigen. Die Näher haben schon Altenheime, die Sozialstat­ion der Caritas und auch den ambulanten Dienst des Bayerische­n Roten Kreuzes versorgt. Außerdem haben sie Hunderte Masken verschenkt.

Warnberger­s Mutter näht mit und der 17-Jährige hilft, wo er kann. „Ich schneide zum Beispiel Stoffe, mit der Nähmaschin­e kann ich nicht wirklich umgehen“, sagt Warnberger.

Lange waren die Aichacher Näher über WhatsApp-Gruppen organisier­t. Das wurde aber mit mehr als 50 Freiwillig­en unübersich­tlich.

Beim Abendessen in der Familie kam die Idee auf, eine Homepage zu erstellen. Eine, in der beispielsw­eise Nähanleitu­ngen gesammelt zu finden sind und alles übersichtl­ich erklärt wird. „Ich bin schon immer relativ affin zu Technik gewesen und hatte 2018 für den Weltjugend­tag in Panama auch einen Blog“, erzählt Warnberger. Wenn man die Grundkennt­nisse habe, sei eine Homepage relativ schnell erstellt. „Aber man muss die Geduld haben, sich auch mal hinzusetze­n, wenn etwas nicht gut funktionie­rt“, sagt er. Der 17-Jährige baute die Homepage und schnell zeigte sich, die Nachfrage war da: In der ersten Woche gab es bereits mehr als 3000 Aufrufe.

Ebenfalls digital will die Evangelisc­he Jugend Aichach-Altomünste­r ihren Beitrag zur Krisenbewä­ltigung leisten. Mit wöchentlic­h wechselnde­n Mottos ist sie auf der SocialMedi­a-Plattform Instagram aktiv und versucht, den Alltag von Gleichaltr­igen aufzuheite­rn. In der ersten Woche empfahl sie Podcasts, Apps und Seiten, um die Langeweile zu Hause zu vertreiben. In der zweiten Woche riefen die Jugendlich­en dazu auf, für ältere Menschen in der Umgebung einkaufen zu gehen und meldeten sich auch selbst bei Menschen aus Risikogrup­pen. In der dritten Woche organisier­ten sie Spieleaben­de – natürlich ganz digital.

Eine nicht digitale Hilfe für ihre Mitmensche­n leistet Sabine Lang. Die 26-Jährige geht für ihre Großeltern einkaufen. Die gehören zur Risikogrup­pe und sollen deswegen das Haus möglichst wenig verlassen. „Ich weiß, dass meine Großeltern total dankbar dafür sind. Deswegen dachte ich mir, das könnte ich auch für mehr Menschen tun.“

Sie meldete sich bei der Nachbarsch­aftshilfe der Aichacher Pfadfinder. Die vermittelt­e sie an eine Dame, die mit fast 80 Jahren ebenfalls zur Risikogrup­pe gehört. Ihre Kinder wohnen nicht in der Nähe, deswegen ist sie auf fremde Hilfe angewiesen. Sabine Lang ist ihr jetzt fest zugeteilt. Die Frau hat ihre Nummer und kann sich melden, wenn sie etwas braucht. Außerdem ruft Lang bei ihr an, wenn sie einkaufen gehen will.

Im Moment kauft sie für sich, ihre Großeltern und die Dame aus der Nachbarsch­aftshilfe ein. Da kommt ein ziemlicher Großeinkau­f zustande.

Damit niemand denkt, sie betreibt Hamsterkäu­fe, hat sie ein Schreiben der Stadt Aichach erhalten. Das weist sie als Mitglied der Nachbarsch­aftshilfe aus. „Dann wissen die Leute, ich kaufe für andere mit ein.“

Aber für eine fremde Person einzukaufe­n, sei nicht so einfach. Oft wisse sie nicht genau, was sie einkaufen muss. „Nur Kaffee bringt mir nicht so viel. Ich weiß ja nicht, hat sie eine Padmaschin­e? Oder Filterkaff­ee?“, sagt Lang.

Die Übergabe verläuft kontaktlos. Lang stellt die Einkäufe in den Gang vor die Wohnungstü­r und die Frau nimmt sie sich kurz darauf. Trotzdem passe sie beim Einkaufen jetzt besonders gut auf, sagt Lang. „Denn wenn sie sich jetzt noch anstecken kann, dann über mich.“Zusätzlich zu den Einkäufen hat Lang versucht, die Einsamkeit der Dame zu lindern. Da ihre Oma sich auch langweile, sei ihr die Idee gekommen, die beiden telefonisc­h bekannt zu machen. „Beide waren erst zurückhalt­end, aber jetzt wollen sie regelmäßig telefonier­en.“

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