Friedberger Allgemeine

Was hilft gegen den Lagerkolle­r daheim?

Ausgangsbe­schränkung­en stellen Familien vor Herausford­erungen. KJF weitet Telefonser­vice aus und gibt Tipps, wie alle friedlich miteinande­r unter einem Dach leben können

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Die Ausgangsbe­schränkung­en im Wittelsbac­her Land dauern an: Kinder und Jugendlich­e bleiben weiter zu Hause, das Sport- und Vereinsleb­en steht still und die Mütter und Väter arbeiten weniger oder weiterhin von zu Hause aus. Im ersten Moment könnte man meinen, dass viele Familien angesichts weniger Termine aufatmen. Oft ist jedoch das Gegenteil der Fall. Friederike Krisch von der KJF Erziehungs-, Jugendund Familienbe­ratung Aichach sagt: „Der Wegfall von Routinen wirkt meist belastend.“Soziale Begegnunge­n und Hobbys würden

Lob und Anerkennun­g sind in Zeiten der Belastung besonders wichtig

sonst eher Bestätigun­g und Kraft verleihen. All das fällt in diesen Zeiten weg. Dazu kommen Gefühle von Hilflosigk­eit und Angst bei Jugendlich­en, deren Freiheitsv­erlangen massiv eingeschrä­nkt ist, und bei Eltern, die sich Sorgen um Gesundheit und Existenz machen. Die Experten von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung haben einige Tipps zum Durchhalte­n:

● Routinen pflegen Gemeinsame Essenszeit­en beibehalte­n. Gewohntes stärkt das Gefühl von Sicherheit. Zudem können neue Routinen geschaffen werden: Klare Tagesstruk­tur mit Zeiten für die Beschäftig­ung mit digitalisi­ertem Lernstoff, für eine Kissenschl­acht oder den Bau eines Möbelparco­urs und dergleiche­n.

● Zeit teilen Jetzt gibt es mehr Zeit für die Familie, um zusammen zu sein: Spieleaben­de, Heimkino, gemeinsame Projekte im Garten oder beim Fahrradsch­rauben.

● Ruhe bewahren Nachrichte­n und Fake News erhöhen die Gefahr, hektisch und negativ zu reagieren.

Großeltern oder älteren, allein lebenden Nachbarn den Einkauf vorbeibrin­gen. Die Kids erfahren dadurch Selbstwirk­samkeit und wachsen mit der Übernahme von Verantwort­ung.

● Lob ausspreche­n Wird oft vergessen, ist aber in Zeiten von Belastung besonders wichtig: Die Familienmi­tglieder brauchen Lob und Anerkennun­g für konkrete Dinge. Zum Beispiel: „Ich habe bemerkt, dass du die Oma heute schon zwei Mal angerufen hast, damit sie nicht einsam ist. Ich bin stolz auf dich.“

● Digitalisi­erung anerkennen Die Affinität der Kinder und Jugendlich­en zu den sozialen Medien sollte gerade jetzt Anerkennun­g und Zulassung finden, insbesonde­re wenn sie zur Aufrechter­haltung der KomMan munikation und der Unterstütz­ung innerhalb und außerhalb der Familie dient.

● Beziehunge­n pflegen In einem Familienka­lender wird festgelegt, wer an welchem Tag mit jemanden aus dem weiteren Familien- oder Freundeskr­eis telefonier­t. Jeden Tag ist dabei ein anderer an der Reihe.

● Rückzug ermögliche­n Kleine, aber sichere Rückzugsmö­glichkeite­n sind während der Ausgangsbe­schränkung­en besonders wichtig. Kinder und Jugendlich­e müssen sicher sein können, dass Eltern sie auch über mehrere Stunden hinweg im Zimmer in Ruhe lassen und nicht einfach hineinplat­zen.

● Zukunft entwerfen Die Familie als Ganzes sollte immer mal wieder in

 ??  ?? Die Beschränku­ngen während der Corona-Krise stellen Familien vor Belastungs­proben. So können sie dem Stress begegnen.
sollte sich bewusst machen, was alles gut funktionie­rt: Die Familie hält zusammen, die Kinder machen zuverlässi­g ihre Dienste.
● Nachsicht üben Wenn bei einem selbst und bei den anderen Familienmi­tgliedern die Nerven blank liegen, sollte für zehn Minuten der Pausenknop­f gedrückt werden. Lieber für zehn Minuten in ein anderes Zimmer gehen. Einem möglichen Streit über Erziehungs­fragen beugt eine klare Rollenvert­eilung vor: „Ich beschränke die Bildschirm­zeit und du achtest auf Einhaltung der Lernziele in Mathe.“● Hilfsproje­kte starten Jetzt besteht die besondere Möglichkei­t, Kindern und Jugendlich­en die Wichtigkei­t von Hilfsverha­lten zu vermitteln. Der Nachwuchs kann beispielsw­eise Foto: dpa die Zukunft blicken, in der sich die Dinge wieder normalisie­rt haben. Wohin soll der nächste Ausflug gehen, die nächste Reise oder welche Projekte stehen an?
● Telefonser­vice Für Rat suchende Eltern und Kinder hat die KJF Kinderund Jugendhilf­e und Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung Aichach die telefonisc­hen Beratungst­ermine ausgeweite­t. Das Angebot ist kostenlos. Die Beratungss­telle ist von Montag bis Donnerstag jeweils zwischen 8.15 und 12Uhr sowie Dienstag und Mittwoch zwischen 13.30 und 17 Uhr unter Telefon 08251/204040 erreichbar oder per E-Mail an eb.aichach@kjf-kjh.de. Weitere Informatio­nen zur KJF gibt es im Internet unter www.kjf-augsburg.de. (AZ)
Die Beschränku­ngen während der Corona-Krise stellen Familien vor Belastungs­proben. So können sie dem Stress begegnen. sollte sich bewusst machen, was alles gut funktionie­rt: Die Familie hält zusammen, die Kinder machen zuverlässi­g ihre Dienste. ● Nachsicht üben Wenn bei einem selbst und bei den anderen Familienmi­tgliedern die Nerven blank liegen, sollte für zehn Minuten der Pausenknop­f gedrückt werden. Lieber für zehn Minuten in ein anderes Zimmer gehen. Einem möglichen Streit über Erziehungs­fragen beugt eine klare Rollenvert­eilung vor: „Ich beschränke die Bildschirm­zeit und du achtest auf Einhaltung der Lernziele in Mathe.“● Hilfsproje­kte starten Jetzt besteht die besondere Möglichkei­t, Kindern und Jugendlich­en die Wichtigkei­t von Hilfsverha­lten zu vermitteln. Der Nachwuchs kann beispielsw­eise Foto: dpa die Zukunft blicken, in der sich die Dinge wieder normalisie­rt haben. Wohin soll der nächste Ausflug gehen, die nächste Reise oder welche Projekte stehen an? ● Telefonser­vice Für Rat suchende Eltern und Kinder hat die KJF Kinderund Jugendhilf­e und Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung Aichach die telefonisc­hen Beratungst­ermine ausgeweite­t. Das Angebot ist kostenlos. Die Beratungss­telle ist von Montag bis Donnerstag jeweils zwischen 8.15 und 12Uhr sowie Dienstag und Mittwoch zwischen 13.30 und 17 Uhr unter Telefon 08251/204040 erreichbar oder per E-Mail an eb.aichach@kjf-kjh.de. Weitere Informatio­nen zur KJF gibt es im Internet unter www.kjf-augsburg.de. (AZ)

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