Ich fand das lustig
Ich war bei Kriegsende noch keine vier Jahre alt. Und wenn ich heute eine Sirene höre, denke ich an damals, als ich bei Fliegeralarm meinen Teddybären in den Rucksack packte und mit meiner Mutter in den Keller ging. Als ich eines Morgens erwachte, sah ich direkt ins Freie, ein riesiges Loch klaffte in der Mauer unseres Schlafzimmers. 100 Meter von unserem Haus entfernt hatte eine Bombe eingeschlagen und einen riesigen Krater hinterlassen. Interessant war auch immer die Aktion der „Einnebler“. Ganze Siedlungen wurden künstlich eingenebelt, um für die Flugzeuge unsichtbar zu sein. Einmal schlug in der Dorfmitte von Gersthofen eine Bombe in ein Lebensmittelgeschäft ein – auf der Straße überall Backpulverpäckchen!
Kurz vor Kriegsende fuhr meine Mutter mit mir auf dem Fahrrad nach Gundelsdorf zu Verwandten. Unterwegs mussten wir immer wieder in Straßengraben wegen der Tiefflieger. Für mich eine lustige Angelegenheit, meine Mutter hatte jedoch bestimmt Todesängste. In Gundelsdorf erlebte ich den Einmarsch der Amerikaner. Sie fuhren mit riesigen Panzern in den kleinen Ort. Ich wunderte mich über die weißen Betttücher, die die Leute vor die Häuser hingen. Ein Soldat legte sich mit Kampfausrüstung in unser Bett und lächelte uns zu.
Nach einigen Tagen fuhren wir mit dem Fahrrad zurück nach Gersthofen. Jetzt waren keine Tiefflieger mehr da, aber viele Jeeps und Militär-LKW. Ein Schwarzer hielt uns auf, er schenkte mir einen Kaugummi. Da ich das Zeug nicht schlucken konnte, spuckte ich es wieder aus. Er schenkte mir daraufhin Schokolade. Mit der konnte ich besser umgehen.