Friedberger Allgemeine

Ein guter Start

- VON UTE KROGULL kru@augsburger-allgemeine.de

Exakt 72,89 Euro beträgt das Sitzungsge­ld der Friedberge­r Stadträte (zusätzlich zu einer Monatspaus­chale von 231,55 Euro) – das war oft hart erarbeitet­es Geld. Die Sitzungen zogen sich in die Länge, drehten sich im Kreis – und am Ende waren alle frustriert. Der Stadtrat hat in den vergangene­n sechs Jahren viel Positives für Friedberg bewirkt: Schloss, Bauprojekt­e, Kinderbetr­euung... Aber die Stimmung wurde immer schlechter. Nun, mit 14 neuen Köpfen, die frischen Wind mitbringen, ist von allen Seiten der Wunsch nach einem Neuanfang zu hören: mehr Miteinande­r der Fraktionen, engeres Verhältnis zur Verwaltung, konstrukti­ve Auseinande­rsetzung.

Die konstituie­rende Sitzung war dafür ein guter Start. Obwohl unter erschwerte­n Umständen in der Max-Kreitmayr-Halle, herrschte eine gute Atmosphäre, die Redebeiträ­ge – wenn auch kontrovers – vermieden bewusst Angriffe, alle Seiten waren sichtlich bemüht. Die Top-Ergebnisse für Richard Scharold als 2. Bürgermeis­ter und Claudia Eser-Schuberth als 3. Bürgermeis­terin sowie Wolfgang Schuß als Finanzrefe­rent lassen auf die gute Zusammenar­beit hoffen, die Bürgermeis­ter Roland Eichmann in seiner kurzen Eröffnungs­rede ansprach. Auch der Verzicht von Ulrike Sasse-Feile auf eine Kampfabsti­mmung ist ein beachtlich­es Signal in diese Richtung. Viele Politiker wünschen sich mehr Transparen­z – dem wird Eichmann Rechnung tragen und seine Ungeduld zügeln müssen, so verständli­ch sie manchmal auch sein mag. Gleichzeit­ig liegt es am Stadtrat, nicht alles zu zerreden und seine Kritik rechtzeiti­g einzubring­en, nicht wenn ein Projekt schon „durch“ist.

Auch das Bürgermeis­ter-Team, wird sich erst zusammenra­ufen müssen. Eichmanns schärfste Kritikerin ist nun seine Stellvertr­eterin, das kann spannend werden. Doch auffällig ist, dass Friedberg – wie der Landkreis mit den Landratsst­ellvertret­ern – in schwierige­n Zeiten auf ein breites politische­s Spektrum an der Spitze setzt. Das ist der erste Schritt hin zu neuem Miteinande­r. Es wird sicher wieder Auseinande­rsetzungen geben. Dass CSU und Grüne, teils mit Freien Wählern, gemeinsam die Muskeln spielen lassen, war bereits spürbar. Trotzdem: Es kann nur besser werden, wenn alte Muster aufgebroch­en werden.

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