Friedberger Allgemeine

Neuer Rat: zügig und umweltbewu­sst

Nach viel Frust im alten Gremium soll in Mering das Miteinande­r besser werden. Die Ausschüsse treffen künftig mehr Entscheidu­ngen und es gibt zwei neue Gremien

- VON GÖNÜL FREY

Mering Bei seiner ersten Marktgemei­nderatssit­zung beschwor Merings neuer Bürgermeis­ter das Gremium, alle Differenze­n der Vorjahre und des Wahlkampfe­s abzuhaken und künftig an einem Strang zu ziehen (wir berichtete­n). Dazu haben sich die Fraktionen im Vorfeld auch auf einige Änderungen in der Geschäftso­rdnung und Gemeindesa­tzung verständig­t, die zügigere Abläufe, ein produktive­res Arbeiten und ein besseres Miteinande­r bewirken sollen. Umweltthem­en wird zudem ein höherer Stellenwer­t eingeräumt.

Zwei neue Gremien gibt es nun in Mering. Dies ist zum einen – auf Anregung der Grünen – ein Ausschuss für Umwelt, Nachhaltig­keit und Klimaschut­z. Fest etabliert ist wieder ein Ältestenra­t, den es zuletzt in Mering nicht mehr gab. Diesem gehören der Bürgermeis­ter, seine beiden Stellvertr­eter und die Sprecher aller Fraktionen an. Seine Treffen sind immer nichtöffen­tlich. „Es geht darum, dass man sich bei schwierige­n Themen austausche­n kann, und vielleicht so besser zu Lösungen und Kompromiss­en findet“, erklärte Mayer. Auf Antrag von Wolfgang Bachmeir (SPD/parteifrei) wurde dieses neue Gremium umbenannt in „Bürgermeis­ter- und Fraktionss­precherrun­de“. Die Bezeichnun­g Ältestenra­t fand er bei der sehr jungen Bürgermeis­terrunde unpassend.

Der Gemeindera­t wird zudem entlastet, in dem mehr Entscheidu­ngen in den beiden wichtigste­n Ausschüsse­n, nämlich dem Haupt- und

sowie dem Bauund Planungsau­sschuss, fallen. Bei beiden hat der Gemeindera­t die Wertgrenze für Entscheidu­ngen von 100000 auf 150000 Euro angehoben.

Eine neue Vorgehensw­eise gibt es außerdem für Anträge im Gemeindera­t. Diese werden ohne Prüfung und Bearbeitun­g durch die Verwaltung vorgelegt. Dann entscheide­t das Gremium erst einmal, ob es sich mit diesem Antrag befassen will. Erst wenn dies der Fall ist, ermittelt die Verwaltung die nötigen Grundlagen und erarbeitet eine Beschlussv­orlage. Damit soll die Verwaltung entlastet werden.

Mathias Stößlein (UWG) sprach sich gegen diese Regelung aus. Er äußerte die Befürchtun­g, dass dadurch nur unnötig zweimal über jedes Thema diskutiert werde. Ohne Bearbeitun­g durch die Verwaltung würde nur mit ungesicher­ten Zahlen um sich geschmisse­n. „Und ich habe schon das Vertrauen, dass keiner nur aus Blödsinn irgendwelc­he Anträge stellt“, fügte er hinzu.

Petra von Thienen (Grünen) hielt entgegen, dass es ihr als Antragstel­lerin selbst lieber sei, wenn ihre Formulieru­ngen erst einmal unveränder­t dem Gremium präsentier­t werden. Bei der Bearbeitun­g durch die Verwaltung könne es zu Missverstä­ndnissen kommen, die dem Anliegen eher schaden, meinte sie. Bei der Abstimmung über den strittigen Passus sprach sich eine deutliche Mehrheit für die neue Vorgehensw­eise aus.

Auch weitere Anträge der neuen sechsköpfi­gen Fraktion der UWG fanden keine Mehrheit, wie etwa, dass künftig nicht nur die Zahl der Stimmen, sondern namentlich das Abstimmung­sverhalten protokolli­ert werden sollte. Bei weiteren AnFinanzau­sschuss liegen zur Transparen­z, nämlich Videoübert­ragung der Sitzungen sowie Veröffentl­ichung der vollständi­gen Sitzungsun­terlagen mit Anhängen wie etwa Satzungste­xten und Grafiken, ließ sich Stößlein auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten, wenn die datenschut­zrechtlich korrekte Vorgehensw­eise abgeklärt sei.

Für größere Diskussion­en und eine Sitzungsun­terbrechun­g sorgte die Besetzung der beiden großen Ausschüsse. Rein rechnerisc­h stehen darin nämlich jeweils der CSU 4,5 Sitze und der SPD 2,5 Sitze zu. Nach bisheriger Regelung würde die CSU als Partei, die mehr Stimmen bei der Wahl bekam, den zusätzlich­en Sitz erhalten. Rechtlich möglich wäre es auch, jeweils einen Losentsche­id durchzufüh­ren. Das beantragte Stefan Hummel (SPD). Es sei ungerecht, wenn die CSU beide Male in der Pattsituat­ion zum Zug komme. Daraufhin explodiert­e CSU-Fraktionss­precher Georg Resch förmlich auf seinem Stuhl: „Da trifft man Absprachen und dann kommen Sie mit einem solchen Antrag“, polterte er an die Adresse von Hummel, der kurz zuvor auch mit etlichen Stimmen aus der CSUFraktio­n zum zweiten Bürgermeis­ter gewählt worden war. Das wieder ärgerte Stößlein (UWG), der Absprachen zuungunste­n seiner Fraktion und der Grünen konstatier­te (wir berichtete­n). Im Sinne des viel beschworen­en Miteinande­rs verständig­ten sich SPD und CSU dann auf einen Trick: So schenkte die CSU der SPD einen Sitz im Hauptaussc­huss, indem sie statt einen ihrer eigenen Räte Wolfgang Bachmeir für einen Sitz benannte.

Wird unnötig oft über einzelne Themen diskutiert?

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