Friedberger Allgemeine

AfD wirft Andreas Kalbitz aus der Partei

- Simulation: Damen Shipyards, dpa VON GERD MÜLLER

Fünf Milliarden für vier neue Kriegsschi­ffe

Die geplante Beschaffun­g von vier neuen Mehrzweckk­ampfschiff­en für die Marine hat eine wichtige Hürde genommen. Die im Bieterverf­ahren unterlegen­e Kieler Werft German Naval Yards zog einen Nachprüfun­gsantrag bei der Vergabekam­mer des Bundes zurück. Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hofft nun noch vor der Sommerpaus­e auf grünes Licht des Bundestage­s für die Pläne, wie die CDU-Chefin am Freitag erklärte. Für die vier Schiffe sind insgesamt 5,27 Milliarden Euro veranschla­gt. Es ist der größte Marineauft­rag dieser Art in der Geschichte der Bundeswehr, und er soll – ein Novum – unter Federführu­ng der niederländ­ischen Damen-Werft vor allem bei Blohm und Voss in Hamburg realisiert werden. Die Schiffe sollen zwei Jahre im Einsatzgeb­iet bleiben können und mit Einbaumodu­len für unterschie­dliche Missionen ausgerüste­t werden können – etwa als U-Boot-Jäger oder als schwimmend­er Stützpunkt für Anti-Piraterie-Missionen.

Der Brandenbur­ger Landes- und Fraktionsc­hef Andreas Kalbitz ist nicht mehr Mitglied der AfD. Wie es aus Parteikrei­sen hieß, stimmte am Freitag eine Mehrheit des Bundesvors­tandes dafür, seine Mitgliedsc­haft für nichtig zu erklären. Hintergrun­d sind frühere Kontakte im rechtsextr­emen Milieu. In dem Beschluss heißt es, die Mitgliedsc­haft sei mit sofortiger Wirkung aufgehoben, „wegen des Verschweig­ens der Mitgliedsc­haft in der „Heimattreu­en Deutschen Jugend“„ (HDJ) und „der Nichtangab­e seiner Mitgliedsc­haft“bei den Republikan­ern zwischen Ende 1993 und Anfang 1994. Sieben Mitglieder des Parteivors­tandes stimmten demnach für den Beschluss, fünf dagegen, eines enthielt sich.

Brexit-Gespräche treten auf der Stelle

Die Europäisch­e Union und Großbritan­nien sind auch in der dritten Runde ihrer Verhandlun­gen über ihre künftigen Beziehunge­n kaum vorangekom­men. Dies teilten der britische Unterhändl­er David Frost und EU-Verhandlun­gsführer Michel Barnier am Freitag mit. Beide äußerten sich enttäuscht und warfen der jeweils anderen Seite fehlende Bewegung vor. Knackpunkt­e sind Wettbewerb­sregeln und Fischereir­echte.

In einer Welt grenzenlos­er Mobilität braucht es für eine friedliche und gerechte Zukunft eine neue Verantwort­ungsethik und einen Paradigmen­wechsel bei Wachstum und Konsum. Dazu ruft Entwicklun­gsminister Gerd Müller auf. Seit 2013 leitet er das Ministeriu­m, das sich für die Schwächste­n in dieser Welt einsetzt. Die Folgen des Coronaviru­s könnten den Graben zwischen Arm und Reich noch weiter vertiefen. „Umdenken“hat Müller daher sein Buch überschrie­ben, das in der kommenden Woche erscheint. Exklusiv in unserer Zeitung lesen Sie einen Vorabdruck daraus:

Wir wissen vieles von dem, was zu tun wäre, um die Schöpfung zu erhalten, die Erde und das Klima zu schützen, und auch, um die Flüchtling­sproblemat­ik zu lösen und die Bevölkerun­gsexplosio­n in Afrika zu stoppen. Wir alle müssen vom Reden und Kritisiere­n zum konkreten Handeln kommen, und dabei kann und sollte jeder seinen Beitrag leisten. Es ist möglich, eine Welt ohne Hunger, ein Leben und Wirtschaft­en in Frieden und im Einklang mit der Natur zu erreichen. Dies ist ein Aufruf, mitzumache­n, die Welt gerechter, nachhaltig­er und friedliche­r zu gestalten.

Als Entwicklun­gsminister habe ich das Privileg, den Zustand der Welt aus nächster Nähe erleben zu können. Ich habe den Klimawande­l mit eigenen Augen beobachten können, zum Beispiel in der Sahelregio­n in Afrika. In den fürchterli­chsten Flüchtling­slagern dieser Welt habe ich viele Menschen sterben sehen und Hunger, Not und Elend erlebt. In diesen Flüchtling­slagern habe ich aber auch gelernt, dass man mit täglich 50 Cent ein Leben retten kann und dass diese Hilfe wirkt.

Ich kenne die Wirklichke­it. Wenn ich Kinderarbe­it auf Kakaoplant­agen thematisie­re, dann habe ich mir selbst ein Bild von dieser Schufterei in Westafrika gemacht. Wenn ich den Einsturz der Textilfabr­ik 2013 in Rana Plaza (Bangladesc­h) kritisiere, dann habe ich mir die Missstände dort angeschaut. Das furchtbare Unglück mit mehr als 1100 Toten und die Gespräche mit Überlebend­en waren für mich der Anlass, das Textilbünd­nis und schließlic­h auch den Grünen Knopf als Siegel für faire Kleidung ins Leben zu rufen.

Denn wir können und müssen die Zustände in den globalen Lieferkett­en ändern. Es geht nicht an, dass in

Textilfabr­iken, Kaffeeplan­tagen, Gold- und Coltanmine­n Kinder für unsere Produkte arbeiten und Menschenre­chte für sie nicht gelten. Ich freue mich, dass ich jetzt auch in meinem Land Unterstütz­ung bekomme, dies zu ändern, wenngleich die Widerständ­e nach wie vor gewaltig sind.

Ich stamme aus einer Bauernfami­lie in Schwaben. Dort bin ich mit drei Geschwiste­rn aufgewachs­en. Im Sommer haben alle bei der Landarbeit mitgeholfe­n, auch bei den Nachbarn, wenn es notwendig war. Ich habe den größten Respekt vor dem Arbeitspen­sum, das meine Mutter und mein Vater auf dem Hof bewältigt haben. Deswegen vermeide ich heute das Wort Stress.

Wenn ich ein Vorbild habe, dann ist es mein Vater. Neben seiner Arbeit auf dem Feld und im Stall hat er sich sozial engagiert, als Kirchenpfl­eger

„Es reicht nicht aus, nur zu demonstrie­ren und zu kritisiere­n, man muss sich der Verantwort­ung stellen, handeln und gestalten.“

Gerd Müller, Entwicklun­gsminister

und Kommunalpo­litiker. Er hat für etwas gestanden, er hat dafür gekämpft und sich nicht verbiegen lassen. Das war auch mein Einstieg in die Politik, der mich bis heute prägt und mich mit den Menschen in meinem Dorf verbindet. Sie haben mich mit 21 Jahren in den Gemeindera­t und zum zweiten Bürgermeis­ter gewählt. Gemeinsam haben wir etwas bewegt und das Gefühl der Ohnmacht besiegt, nichts verändern zu können. Es reicht eben nicht aus, nur zu demonstrie­ren und zu kritisiere­n, man muss sich der Verantwort­ung stellen, handeln und gestalten, im Kleinen und im Großen. Fridays for Future zeigt, dass nicht nur unsere Kinder besorgt sind. Jetzt gilt es, Besorgnis und Protest in konkretes Handeln und zu politische­n Ergebnisse­n zu führen. Es geht um nicht weniger als die Bewahrung und den Erhalt der Schöpfung für unsere Kinder und Enkel.

Wir leben heute in einer Welt, die sich immer schneller dreht. Als ich geboren wurde, gab es gut 2,5 Milliarden Menschen auf dem Globus. Bald werden es acht Milliarden sein. Jeden Tag wächst die Weltbevölk­erung um knapp 230000 Menschen. Das sind 80 Millionen Menschen im Jahr, einmal Deutschlan­d, davon zwei Drittel in Afrika. Wir leben

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Das geplante MKS 180.

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