Kommt jetzt die große Urlauber-Welle?
Ein Viertel der Deutschen möchte schnell wieder innerhalb des Landes verreisen, heißt es in einer Studie. Ein Allgäuer Tourismus-Forscher erwartet einen Ansturm
Mann wollte sich Corona-Hilfen erschleichen
Ermittler haben einen Mann dingfest gemacht, der sich unter anderem in Schwaben Corona-Soforthilfe im Millionenbereich hatte ergaunern wollen. Der 30-Jährige sei in Niedersachsen festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft München I mit. Während er bei Versuchen in Bayern mit der Masche auf Granit biss, hatte er es zuvor in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Berlin geschafft, sich „Soforthilfen“in Höhe von insgesamt 67 000 Euro auf sein Konto überweisen zu lassen. Der Mann habe mit falschen Identitäten oder unter dem Namen realer Unternehmen in nur fünf Tagen Corona-Soforthilfe in 23 Fällen beantragt – in München sowie bei den Regierungen von Schwaben und Oberbayern. Insgesamt habe sich die Antragssumme auf mehr als eine Million Euro belaufen.
Zwei Kinder tot: Vater steht unter Tatverdacht
Nach dem Fund von zwei toten Kindern in Niederbayern steht ihr Vater unter Tatverdacht. Am Donnerstagabend hatte eine Frau die Beamten alarmiert, „dass sie ein 36-jähriger Bekannter angerufen habe und sie aufgrund des Telefonats befürchte, dass der Mann Suizidabsichten habe“. In der Wohnung in Schwarzach (Landkreis Straubing-Bogen) fanden die Einsatzkräfte die Leichen eines Achtjährigen und einer Sechsjährigen. „Es ergab sich der Verdacht, dass die Kinder durch Fremdeinwirkung gestorben sind“, hieß es. Der Vater war zunächst verschollen, stellte sich Stunden später aber selbst bei der Polizei.
Gibt es bald einen Ansturm auf die deutschen Urlaubsregionen, oder halten sich die Menschen nach dem Ende der coronabedingten Einschränkungen beim Reisen zurück? Die Mehrzahl der Deutschen wird zwar zunächst abwarten – aber in den Urlaubsorten an Küsten und Bergen dürfte trotzdem sehr viel los sein. So lautet das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1011 Frauen und Männern. Das Bayerische Zentrum für Tourismus unter der Leitung von Prof. Alfred Bauer (Hochschule Kempten) hat gemeinsam mit der GfK Marktforschung im Mai diese Zahlen erhoben. „Schnellstmöglich wieder innerhalb Deutschlands verreisen“– das sei das Ziel von 26 Prozent der Deutschen im Alter von 18 bis 74 Jahren. Erst einmal abwarten wollen 45 Prozent, und 29 Prozent haben nicht vor, dieses Jahr zu verreisen.
Den vermeintlichen Widerspruch zwischen „abwarten“und dem erwarteten Ansturm auf die deutschen Ferienziele erklärt Bauer so: „Die 45 Prozent, die jetzt zurückhaltend sind, schauen wohl erst einmal, wie die Regelungen in Gastronomie und Beherbergungsbetrieben genau aussehen werden. Aber zusammen mit den 26 Prozent der Befragten, die am liebsten sofort verreisen möchten, ist das ein riesiges Potenzial, das in den Startlöchern steht.“Wahrscheinlich wollen in diesem Jahr mehr Deutsche im eigenen Land Urlaub machen als je zuvor. Bisher war etwa ein Viertel der Bundesbürger innerhalb des eigenen Landes verreist.
Daraus ergeben sich einige Fragen: Wo kommen die Menschen unter, wenn die Beherbergungsbetriebe wegen der geltenden Einschränkungen nicht alle Betten belegen können? Bauer sagt: „Eventuell führt dies deutschlandweit dazu, dass auch bisher weniger bevorzugte Urlaubsziele stärker besucht werden, wenn sie in den Augen der Reisewilligen sicher sind. Außerdem wird die Öffnung der Grenzen zu Nachbarländern zu einer weiteren Verteilung der Urlauber führen.“Wie werden in den Ferienregionen die Abstandsregeln eingehalten, damit Einheimische und Touristen geschützt sind? „Ich vertraue darauf, dass die Betriebe gut vorbereitet sind und alle Vorgaben einhalten“, sagt Tourismusforscher Bauer. Seine Sorge gelte dem öffentlichen Raum: „Ich frage mich, wer kontrollieren will, dass dort alle Sicherheitsregeln beachtet werden.“
Die Aussicht auf Mund-NasenSchutz und Abstandsregelungen passen bei 35 Prozent der Befragten, die noch nicht oder gar nicht reisen wollen, nicht zu deren Vorstellungen eines Urlaubs. Ein Viertel der Befragten aus dieser Gruppe verweist auf eine leere Reisekasse, und jeder Fünfte hat Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus. 14 Prozent wollen erst wieder reisen, wenn die Grenzen ins Ausland geöffnet werden. Reisegrund ist für 59 Prozent vor allem der Wunsch, „Kraft zu sammeln“, „zu entspannen“(57 Prozent) und „Abstand vom Alltag“zu bekommen (54 Prozent). Als Unterkunft für die nächste Reise in Deutschland wird von 26 Prozent der Befragten eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus bevorzugt, gefolgt von einem mittelgroßen Hotel (16 Prozent) und eiunseren nem kleinen Hotel (14 Prozent); große Hotels, Gasthöfe, Pensionen oder Jugendherbergen werden jeweils von weniger als zehn Prozent der Befragten ausgewählt. Überdurchschnittlich wird der Campingplatz von 60- bis 69-Jährigen bevorzugt. Mit 71 Prozent in der Gesamtbevölkerung liegt das Auto als Verkehrsmittel für die Reise weiter an erster Stelle – auch das ist ein Hinweis darauf, dass Sicherheit ein wichtiger Aspekt für die Auswahl von Reiseziel und Reiseart ist.
Fast ein Viertel der Deutschen möchte den ersten Urlaub nach Aufhebung der Beschränkungen in Bayern verbringen.