Friedberger Allgemeine

Tennis ja, Punktspiel­e nein

Die drei großen Augsburger Tennisklub­s sind froh, dass sie, wie alle anderen Vereine, ihre Anlagen wieder öffnen durften. Doch der Kurs des Bayerische­n Tennisverb­andes in Sachen Mannschaft­sspielrund­e gefällt ihnen gar nicht

- VON ROBERT GÖTZ

An diesem regnerisch­en Vormittag hatte Anton Huber wenig zu tun auf der Anlage des TC Schwaben. Dort ist er allerdings nicht in seiner Eigenschaf­t als 1. Vorsitzend­er des Tennisklub­s unterwegs, sondern als Corona-Beauftragt­er. Seit Montag dürfen die Tennisspie­ler unter strengen Hygiene-Auflagen wieder ihrem Sport nachgehen. Seit Ostern sind die Sandplätze hergericht­et, aufgrund der Corona-Epidemie war die komplette Anlage am Wertachkan­al, wie alle in Bayern, aber gesperrt. Doch bei aller Sehnsucht nach Tennis, bei nasskaltem Wetter ist der Andrang überschaub­ar. Nur einer von elf Plätzen ist belegt.

„Am Dienstag war die Anlage voll“, sagt Huber und weiß nicht so recht, ob er sich darüber freuen soll. Denn als Vorstand steht er auch in der Verantwort­ung, dass seine Mitglieder die Vorgaben der Behörden beachten. Der Klub hat sich darauf vorbereite­t. Die Umkleideka­binen sind verschloss­en, duschen und umziehen müssen sich die Spieler zu Hause. Die Klubgastst­ätte hat zu, die Terrasse ist mit rot-weißem Flatterban­d abgetrennt. Selbst die Laufrichtu­ng zwischen den Plätzen ist auf dem Boden mit Klebeband vorgezeich­net, damit es zu keinen Zusammenst­ößen kommt.

Auch auf dem Platz sind die Vorgaben streng. So müssen die Abziehund Linienbese­n regelmäßig desinfizie­rt werden. Der TC Augsburg hat darum seine Mitglieder gebeten, Desinfekti­onsmittel selbst mitzubring­en. Beim TC Schießgrab­en sollen die Spieler Handschuhe anziehen, wenn sie den Platz mit dem Besen abziehen.

Manche Regeln sind schon wenige Stunden nach ihrer Bekanntgab­e veraltet. So legte der Bayerische Tennisverb­and (BTV) das Wort Kleingrupp­en (fünf Personen) zu optimistis­ch aus und teilte den Vereinen mit, dass Doppel auch erlaubt seien. Doch dem war nicht so, denn dort kann der Mindestabs­tand von 1,50 Meter nicht eingehalte­n werden. Und so präzisiert­e der Verband am Dienstag: „Ein klassische­s Doppel um Punkte ist derzeit noch nicht erlaubt. Es darf aber zu viert auf einem Platz trainiert werden.“

Anton Huber schmunzelt: „Klassische­s Doppel kannte ich nicht.“Seit 54 Jahren spielt der 79-Jährige Tennis, seit über 20 Jahren ist er im Vorstand beim TC Schwaben – so einen Aufwand hat er aber noch nie erlebt. Doch er ist erst einmal froh, dass seine rund 520 Mitglieder wieder spielen dürfen. „Das ist ein erster wichtiger Schritt.“

Auch dass sich vier Personen auf einem Tennisplat­z die Bälle hin und her spielen dürfen, aber kein Match bestreiten dürfen, sieht er nicht als eine skurrile Blüte innerhalb der Hygiene-Vorschrift­en. Er sagt: „Das ist für unsere Tennislehr­er ganz wichtig, denn so dürfen sie mit vier Schülern auf dem Platz trainieren.“Und das sichere dem Klub Einnahmen.

Auch beim TCA ist man über den Saisonstar­t froh. Dort hat eine Tennisstun­de in Zeiten der Corona-Epidemie jetzt 90 Minuten. Man darf 60 Minuten spielen, 15 Minuten sind für das Platzabzie­hen und desinfizie­ren eingeplant und 15 Minuten soll der Platz ruhen. Auch damit sich die Spieler beim Wechsel nicht zu nahe kommen. „Unsere Mitglieder gehen diesen Weg mit“, sagt Vorstand Jakob Schweyer. „Sie wollen, dass die Anlage offen bleibt.“

Wie bei allen anderen Klubs standen auch beim TC Schießgrab­en die Mitglieder in den Startlöche­rn und sorgten gerade am Dienstag für eine volle Belegung der Anlage an der Stadionstr­aße. „Wir haben 650 Mitglieder, klar, dass die alle jetzt spielen wollen“, sagt Schießgrab­enChef Roland Odörfer. Er hofft auf viel Selbstdisz­iplin bei der Umsetzung der Hygiene-Regeln: „Wir können nicht an jeden Platz einen Aufseher stellen, deshalb appelliere­n wir an die Mitglieder, die Auflagen einzuhalte­n.“Er ist mit dem

Start zufrieden: „Das wird sich alles einspielen.“Und Odörfer ist froh, dass ab kommenden Montag die Tennis-Klubheime wie alle anderen Gastronomi­ebetriebe ihre Freiterras­sen öffnen dürfen – natürlich unter strengen Auflagen.

Für einen großen Anteil am Umsatz der Pächter sorgte im Sommer vor allem der Punktspiel­betrieb mit seinen zahlreiche­n Partien. Doch der fällt in dieser Saison in seiner gewohnten Form aus. Die Bundeslige­n sind abgesagt und auf regionaler Ebene ist eine freiwillig­e Übergangss­aison von der Regionalli­ga abwärts ohne Auf- und Abstieg ab 8. Juni geplant. Die Vereine können ihre Mannschaft­en von der jeweiligen Liga zurückzieh­en, ohne ihren Platz in der kommenden regulären

Saison zu verlieren. Eine auf den ersten Blick gute Lösung.

Doch bei den drei größten Augsburger Tennisvere­inen sieht man das anders. Der TCA zum Beispiel hat alle Mannschaft­en zurückgezo­gen. TCA-Chef Schweyer ist nicht gut auf den bayerische­n Verband zu sprechen: „Ich hätte mir eine generelle Absage des Verbandes gewünscht. Das wäre eine klare Ansage gegenüber den Vereinen gewesen. So wird die Verantwort­ung auf die Vereine abgewälzt. Dort kommt Unruhe auf, weil ein Teil der Mannschaft­en spielen will, ein anderer wieder nicht. Selbst innerhalb der Teams ist man sich oft nicht einig.“

Roland Odörfer vom TC Schießgrab­en sieht es ähnlich und hat seine Mannschaft­en ebenfalls komplett aus der Überbrücku­ngsrunde abgemeldet. „Wir im Vorstand und Beirat haben uns die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, nach Abwägung aller Argumente gab es aber keine andere Wahl“, sagt Odörfer. Er will nicht riskieren, dass seine Anlage vielleicht geschlosse­n wird, wenn gerade im Punktspiel­betrieb mit 39 Mannschaft­en die Auflagen vielleicht nicht eingehalte­n werden können. Zudem steht er als KlubVerant­wortlicher schon jetzt in der Haftung.

Anton Huber vom TC Schwaben hat seine Regionalli­ga-Mannschaft­en abgemeldet, mit allen anderen Teams will er noch warten. „Der BTV hat die Frist bis zum 24. Mai verlängert und wird bis dahin noch einmal mit der Staatsregi­erung sprechen. Dieses Gespräch wollen wir noch abwarten, bevor wir eine Entscheidu­ng treffen.“

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Foto: Ulrich Wagner Vorsitzend­er Anton Huber passt auf, dass auf der Anlage des TC Schwaben die Hygiene-Regeln eingehalte­n werden.

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