Friedberger Allgemeine

Streit um Behelfsbrü­cke war für die Katz’

Sitzung Affinger Verwaltung „überrascht“neuen Gemeindera­t mit einer Neuigkeit zum Baugebiet „Am Weberanger“in Mühlhausen

- VON CARMEN JUNG

Die Behelfsbrü­cke für die Erschließu­ng des neuen Baugebiete­s „Am Weberanger“in Mühlhausen war ein Zankapfel im alten Affinger Gemeindera­t. Noch in dessen letzter Sitzung kam es zu einer Kampfabsti­mmung (wir berichtete­n). In der ersten Sitzung des neuen Gremiums musste die Verwaltung nun Nachrichte­n unterbreit­en, die am Ende sämtliche Beschlüsse wieder über den Haufen warfen.

Dreimal hatte sich der alte Gemeindera­t mit der Behelfsbrü­cke auseinande­rgesetzt. Mit knapper Mehrheit hielt das Gremium zuletzt an der Entscheidu­ng für eine provisoris­che Brücke fest, um damit die Erschließu­ng zu beschleuni­gen. Die einen argumentie­rten, das Provisoriu­m, das auf bis zu 150000 Euro geschätzt wurde, sei viel zu teuer und dem Bürger deshalb nicht vermittelb­ar. Die anderen, vor allem die Mühlhausen­er Räte, betonten hingegen, nur mit einer möglichst schnellen Erschließu­ng hätten Familien noch die Chance auf Baukinderg­eld, nur so sei ein früherer Verkauf der Baugrundst­ücke möglich, womit schneller Geld zurück in die Gemeindeka­sse fließe, und nur so seien günstigere Preise zu erzielen, denn man spare sich die Baukostens­teigerung.

Bauamtslei­ter Ralf Scherbauer überbracht­e nun eine Botschaft: Vor der Erschließu­ng sind archäologi­sche Untersuchu­ngen nötig. Es besteht durchaus die Chance, dass Bodendenkm­äler gefunden werden. Denn in früheren Zeiten verlief dort eine Straße. Noch ist unklar, ob sie aus dem Mittelalte­r oder aus römischer Zeit stammt. Wenn’s für die Gemeinde dumm laufe, „dann ist da eine römische Siedlung“. Und das würde vorläufig Stillstand bedeuten. Dabei, so hatte Scherbauer zuvor nach Rücksprach­e mit dem Ingenieurb­üro noch versichert, gebe es zwar eine coronabedi­ngte Verzögerun­g, doch die Behelfsbrü­cke sei bis Mitte September fertig, die tatsächlic­he Brücke dann Ende des Jahres.

Georg Engelhard schlussfol­gerte, das könne den Zeitgewinn von dreieinhal­b Monaten durch die Behelfsbrü­cke wieder auffressen. Ein tiefes Durchschna­ufen war im Saal buchstäbli­ch greifbar, als Scherbauer auf Nachfrage Engelhards zugeben musste: Die Grabungser­laubnis liegt der Gemeinde bereits seit 2018 vor, nun sei sie auf seinem Schreibtis­ch gelandet. Bürgermeis­ter Markus Winklhofer konkretisi­erte: „Es hat mit gewissen Übergängen im Personalbe­reich zu tun.“Bekanntlic­h hat der Verwaltung­sleiter in Affing gewechselt. Gleichwohl sei das unerfreuli­ch, das wolle er nicht beschönige­n. Im Nachgang erklärte Winklhofer, ein Hinweis auf die Bodendenkm­äler und die Grabungser­laubnis seien auch im bereits rechtskräf­tigen Bebauungsp­lan enthalten.

Engelhard betonte, er wolle die Mühlhausen­er Kollegen nicht zur Weißglut treiben, doch es sei die Frage, ob man ein Risiko eingehen wolle, das keiner kalkuliere­n könne. Gerhard Faltermeie­r, bislang einer der größten Befürworte­r der Behelfsbrü­cke, machte klar, dass das auch nicht in seinem Sinne wäre. Die Nachricht mache ihn sprachlos und treibe ihn tatsächlic­h zur Weißglut, doch man müsse Einsicht in die Realitäten haben, stellte der Mühlhausen­er fest. Zugleich betonte er, dass er „nie und nimmer“glaube, dass die Brücke so schnell gebaut werden könne. Faltermeie­r wies zudem darauf hin, dass 60 Prozent aus dem Bauplatzve­rkauf „Am Weber-anger“in diesem Jahr im Haushalt eingeplant seien. Das sei womöglich ein Fall für die Kassenvers­icherung, so der Jurist. Insgesamt trug das Gremium die Nachrichte­n mit Fassung. Nach längerer Debatte beschloss es, gegen die Stimme von Manfred Klostermei­r, die Ausschreib­ung für die Behelfsbrü­cke zu stoppen. Die Ausschreib­ung für die „richtige“Brücke, die ebenfalls diese Woche rausgehen sollte, wird bis zur nächsten Sitzung verschoben. Bis dahin hoffen die Affinger, mehr zu wissen.

Der Streit um die Behelfsbrü­cke war im Nachhinein noch aus einem weiteren Grund „umsonst“. Scherbauer teilte mit, dass nach Rücksprach­e mit dem Wasserwirt­schaftsamt offenbar doch eine einfache Verrohrung der Friedberge­r Ach und Überschütt­ung mit Erdreich anstelle einer Behelfsbrü­cke technisch möglich wäre – eine vielfach günstigere Variante.

Fest steht inzwischen, dass die Gemeinde Affing 51 000 Euro Ablöse an das Staatliche Bauamt zahlen muss, weil die Staatsstra­ße für eine Linksabbie­gespur ins neue Baugebiet aufgeweite­t werden muss.

 ?? Archivfoto: Josef Abt ?? Der Affinger Rat setzte sich wiederholt mit einer Behelfsbrü­cke zum neuen Baugebiet „Am Weberanger“auseinande­r, das links der Friedberge­r Ach entstehen wird. Nun hat er die Ausschreib­ung dafür gestoppt.
Archivfoto: Josef Abt Der Affinger Rat setzte sich wiederholt mit einer Behelfsbrü­cke zum neuen Baugebiet „Am Weberanger“auseinande­r, das links der Friedberge­r Ach entstehen wird. Nun hat er die Ausschreib­ung dafür gestoppt.

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