Friedberger Allgemeine

Die Herren verteilen die Posten unter sich

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Zum Beitrag „Grüne fühlen sich ausgeboote­t“vom 15. Mai:

Das gesellscha­ftliche und das Arbeitsleb­en wurde in den vergangene­n zwei Monaten in weiten Teilen wegen der Pandemie ausgesetzt. Wir haben viel von den systemrele­vanten Berufen gehört – beispielsw­eise in der Pflege oder im Einzelhand­el –, deren Beschäftig­te jetzt jedoch besonders hart arbeiten mussten. Überwiegen­d Frauen sind in diesen Bereichen tätig. Kitas und Schulen waren, beziehungs­weise sind geschlosse­n, die Kinder müssen zu Hause betreut werden, eine besondere Belastung für berufstäti­ge oder alleinerzi­ehende Frauen, die neben Homeoffice nun noch zuständig für das Homeschool­ing, die Kinderbetr­euung rund um die Uhr und den Haushalt waren beziehungs­weise sind.

In der Kommunalpo­litik sind allerdings wichtige Entscheidu­ngen getroffen worden, die die Frauen beinahe gänzlich außen vor lassen: So wurden die Vertreter und Aufsichtsr­äte in den Beiräten, Zweckverbä­nden, Gesellscha­ften, Arbeitsgem­einschafte­n und Vereinen im Landkreis gewählt. Ergebnis: In den 17 Organisati­onen wurden 44 Posten verteilt, davon sechs an Frauen! Politische Partizipat­ion von Frauen ist offensicht­lich nicht gewünscht, unterbezah­lte oder unbezahlte Arbeit von Frauen wird allerdings gerne in Anspruch genommen, dafür gibt es sogar freundlich­en Applaus allerseits. Es wird Zeit, dass eine „informelle Koalition“, wie die hier zwischen CSU, Freien Wählern und SPD geschmiede­te, aufhört, wo die Herren die Verteilung der Posten schon mal unter sich vorsortier­ten. So kann kein ehrlicher Wettbewerb nach Eignung stattfinde­n, denn die Belange der Frauen in den Gremien treten unweigerli­ch in den Hintergrun­d. Jacoba Zapf, Friedberg, Sprecherin des Frauenforu­ms Aichach-Friedberg

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