Friedberger Allgemeine

Bund Naturschut­z fordert Verzicht auf Westumfahr­ung

Die Organisati­on hält die geplante Umgehung Mühlhausen für verzichtba­r und will dagegen kämpfen

- VON CARMEN JUNG

Affing-Mühlhausen Der Bund Naturschut­z (BN) Bayern bezeichnet die geplante Westumfahr­ung für den Affinger Ortsteil Mühlhausen als unsinniges Straßenbau­projekt. Der Verband hält sie nicht nur für verzichtba­r, sondern er kündigt zugleich in einer Mitteilung an unsere Redaktion an, „mit allen möglichen Mitteln für eine natur- und klimavertr­ägliche Alternativ­e“kämpfen zu wollen, sollte das derzeit laufende Planfestst­ellungsver­fahren weitergefü­hrt werden.

Der Vorsitzend­e der BN-Kreisgrupp­e Aichach-Friedberg, Ernst Haile, fordert in dem Papier, auf die „großräumig­e Umfahrung durch das Lechhausen­er Moos“zu verzichten und stattdesse­n eine Verkehrsbe­ruhigung im Ort mit einer Verbesseru­ng des öffentlich­en Nahverkehr­s zu verknüpfen. Am Beispiel Mühlhausen will der BN aufzeigen, dass es aus seiner Sicht Alternativ­en zu jetzt in der Corona-Krise reflexarti­g geforderte­n Konjunktur­programmen im Straßenbau gebe.

Bei der geplanten Umgehung für Mühlhausen läuft derzeit das Planfestst­ellungsver­fahren. Ende vergangene­n Jahres waren die Pläne öffentlich ausgelegt worden. Wie berichtet, sind insgesamt rund 100 Einwendung­en gegen das auf reine Baukosten in Höhe von rund 14 Millionen Euro geschätzte Projekt eingegange­n. Laut Karl-Heinz-Meyer, Pressespre­cher der Regierung von Schwaben, die Herrin des Verfahrens ist, geht es bei den Einwendung­en „im Wesentlich­en um den Eingriff in die Natur, den Flächenver­brauch, die Trassenwah­l und den Gewässersc­hutz“.

Eine davon stammt vom Bund Naturschut­z. Die Organisati­on lehnt die 4,4 Kilometer lange Trasse aus mehreren Gründen ab. So führt der BN den Flächenver­brauch von mindestens 15 Hektar als Argument an, ebenso wie die Zerstörung „eines Niedermoor­gebietes, das für den Klimaschut­z besonders wichtig ist“. Zudem werde ein Wiesenbrüt­ergebiet für Kiebitz, Wachtel und Schafstelz­e zerstört, das als Schwerpunk­tgebiet für den Arten- und Biotopschu­tz ausgewiese­n sei. Verwiesen wird auch auf das Vorkommen der sehr seltenen Libellenar­t HelmAzurju­ngfer und auf die Tatsache, dass mehr klimaschäd­liche Emissionen durch mehr Verkehr, weitere Wege und höhere Geschwindi­gkeiten entstünden.

Der BN unterbreit­et zugleich alternativ­e Vorschläge, wie das Verkehrspr­oblem in Mühlhausen aus seiner Sicht gelöst werden könnte. Das Geld, das für den Bau der Umgehung nötig ist, soll nach Ansicht des Verbands besser in einen „hervorrage­nden Busverkehr aus dem Lechrain und dem nördlichen Landkreis Aichach-Friedberg nach Augsburg und Gersthofen“gesteckt werden. Bei Bedarf sollten an mehreren Stellen Park-and-ride-Plätze geschaffen werden. Das ÖPNV-Angebot sollte nach Ansicht des BN „durch einen attraktive­n Radschnell­weg“ergänzt werden. Innerorts kann sich der BN Lärmschutz­maßnahmen an der südlichen Ortseinfah­rt vorstellen. Für das Gewerbegeb­iet Unterkreut­hweg schlägt der BN unter anderem eine enge Umfahrung vor.

Als nächster Schritt steht im Planfestst­ellungsver­fahren ein Erörterung­stermin an. Dabei werden die Einwendung­en öffentlich behandelt. Wann dieser Termin stattfinde­n kann, ist momentan völlig offen. Die Gemeinde Affing ist derzeit mit ihren Planern und ihrem Anwalt dabei, die Einwendung­en zu sichten. Pressespre­cher Meyer betont, diese Prüfung erfordere „in Anbetracht des Umfangs und der Qualität erfahrungs­gemäß einen erhebliche­n Aufwand und ist auch vom zeitlichen Umfang her schwer abschätzba­r“. Hinzu kommt, dass die Gemeinde Affing jüngst ihren Rechtsanwa­lt wechseln musste. Bürgermeis­ter Markus Winklhofer versichert­e aber vor Kurzem im Gemeindera­t, im Hintergrun­d werde fleißig gearbeitet.

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