Friedberger Allgemeine

Eine Katastroph­e für VW

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Die VW-Verantwort­lichen sind keine Rassisten, aber sie wirken chronisch überforder­t. Die Wolfsburge­r machen zu viel gleichzeit­ig und scheitern an der Multitaski­ng-Herausford­erung. So passieren Dinge, die einem Unternehme­n nicht passieren dürfen.

Es ist unverzeihl­ich, dass ein ganz offen schwarze Menschen verunglimp­fendes Video von VW veröffentl­icht wurde. Bei einem derart wichtigen Werbe-Clip für den neuen Golf, also das Brot- und ButterAuto des Konzerns, ist eine profession­elle Abnahme des Filmchens unerlässli­ch – und zwar nicht nur durch eine Fachabteil­ung, sondern auch den Vorstand. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Aber eine derart intensive Überprüfun­g durch den Vorstand hat wohl nicht stattgefun­den, sonst wäre das Video niemals veröffentl­icht worden. Denn VW-Chef Diess und seine Kollegen sind weltoffene Menschen, denen Rassismus fernliegt. Doch die TopManager haben eben zu viele Themen am Hals: Immer noch kämpfen sie mit den Spätfolgen des DieselSkan­dals, sie müssen die Wende hin zur Elektromob­ilität schultern und gleichzeit­ig gegen enorme Einbußen durch die Corona-Krise kämpfen. Kein Wunder, dass es hier bei zwei wichtigen Projekten – dem neuen Golf und dem Elektro-Flitzer ID.3 vernehmlic­h knirscht.

VW-Boss Diess muss nun mehr Kärrner-, also auch Kontrollar­beit leisten. Das kostet Zeit, bewahrt einen aber am Ende vor Image– Katastroph­en wie der aktuellen.

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