Friedberger Allgemeine

Ein Recht auf Homeoffice?

Wirtschaft­sminister Altmaier lehnt das ab, Arbeitsmin­ister Heil arbeitet schon an einem Gesetz

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Berlin Millionen von Beschäftig­ten sind in der Corona-Krise ins Homeoffice gewechselt. Doch soll es künftig ein Recht darauf geben, von zu Hause aus zu arbeiten? Die SPD ist dafür, Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) dagegen. „Wir brauchen vor allem weniger Bürokratie, nicht immer neue staatliche Garantien“, sagte Altmaier.

„Ich bin überzeugt, dass viele Betriebe von sich aus mehr Homeoffice ermögliche­n, aber es passt eben nicht überall, vor allem, wenn der direkte Kontakt zu Kunden und Mitarbeite­rn notwendig ist“, sagte Altmaier. Er habe volles Vertrauen in Arbeitnehm­er, Arbeitgebe­r und Betriebsrä­te,

dass vor Ort die richtigen Lösungen gefunden werden. „Staatliche Gängelei wäre grundfalsc­h.“

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) hatte angekündig­t, er wolle das Recht auf Arbeit von zu Hause aus gesetzlich verankern und bis zum Herbst dazu ein neues Gesetz vorlegen. „Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitspla­tz zulässt, soll im Homeoffice arbeiten können – auch wenn die CoronaPand­emie wieder vorbei ist“, sagte Heil. Man dürfe entweder komplett auf Homeoffice umsteigen oder auch nur für ein oder zwei Tage die Woche.

Aus der SPD kam am Wochenende

umgehend ein Konter zu den Aussagen Altmaiers. „Wer jetzt gleich wieder kritisiert, versucht eine Debatte abzuwürgen, die wir führen müssen“, meinte die stellvertr­etende Vorsitzend­e der SPD-Bundestags­fraktion, Katja Mast. „Denn wir sammeln doch alle gerade Erfahrunge­n, wie Homeoffice funktionie­ren kann und wie nicht, und welche Fragen zu regeln sind.“

Aus der Wirtschaft hatte es aber bereits skeptische Stimmen zu einem Recht auf Homeoffice gegeben. „Politische Ladenhüter aus der Zeit vor dem größten Wirtschaft­srückgang seit vielen Jahrzehnte­n aufzuwärme­n, wirkt etwas wie aus der Zeit gefallen“, hatte der Hauptgesch­äftsführer der Bundesvere­inigung der Deutschen Arbeitgebe­rverbände, Steffen Kampeter, gesagt. Es brauche keine weiteren Vorgaben, die Wachstum und Flexibilit­ät beschränkt­en.

Laut einer Umfrage ist jeder dritte Beschäftig­te in der Corona-Krise ins Homeoffice gewechselt. 35 Prozent gaben in der ersten Aprilhälft­e an, teilweise oder vollständi­g von zu Hause aus zu arbeiten, wie das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung ermittelt hat. Vor der Corona-Krise haben nur 12 Prozent gelegentli­ch oder immer den heimischen Schreibtis­ch genutzt.

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Foto: Fabrizio Bensch, dpa Wirtschaft­sminister Altmaier will Bürokratie vermeiden.

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