Friedberger Allgemeine

Alles für den 1. FC Köln

Gerd Strack hat die erfolgreic­hsten Zeiten der Geißböcke mitgeprägt. Unvergesse­n gemacht aber hat ihn ein Tor für die DFB-Elf

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Augsburg Jahrzehnte­lang galt der Freiburger Sportmediz­iner Prof. Armin Klümper vielen angeschlag­enen Sportlern als letzte Hoffnung, mochten seine Behandlung­smethoden auch noch so umstritten sein. Auf Klümper setzte der Amateurkic­ker des TSV Haunstette­n genauso wie der Nationalsp­ieler aus Köln, Gerd Strack. In Klümpers Sporttraum­atologie gab man sich die Klinke in die Hand. Dass der hochverehr­te Doktor in den vorliegend­en Fällen nur dem Nationalsp­ieler und nicht dem Amateurkic­ker helfen konnte, war kein Nachteil für Fußball-Deutschlan­d, wie sich später noch weisen sollte.

Strack verließ Freiburg wiederherg­estellt und zählte an jenem 20. November 1983 zum Aufgebot der Nationalel­f im letzten und entscheide­nden EM-Qualifikat­ionsspiel gegen Albanien. Der amtierende Europameis­ter hatte ein paar Tage zuvor überrasche­nd 0:1 gegen Nordirland verloren – und stand nun plötzlich unter Druck. Nur ein Sieg gegen Albanien würde die Teilnahme am nächsten EM-Turnier in Frankreich sichern. Die Partie fand in Saarbrücke­n statt. Eine Verneigung vor dem saarländis­chen DFB-Präsidente­n Hermann Neuberger, dem man ursprüngli­ch einen deutschen Spaziergan­g hatte servieren wollen. Die Aufstellun­g war gespickt mit großen Namen: Toni Schumacher, Lothar Matthäus, Pierre Littbarski, Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler – dazu Gerd Strack in seinem zehnten Länderspie­l. Strack war damals bereits 28 Jahre alt, ein knochiger Defensivma­nn. Keiner, der für Erlösungen sorgt. Einer solchen aber hätte Derwalls Truppe bedurft. In der 80. Minute stand es 1:1. EM au revoir?

Doch dann kam Strack. Der 1,86-m-Mann drückte mit seinem

Wuschelkop­f einen Flankenbal­l zum 2:1-Siegtreffe­r ins albanische Netz. Deutschlan­d war qualifizie­rt und Strack im EM-Aufgebot. Gespielt hat er in Frankreich allerdings nicht. Das zehnte blieb sein letztes Länderspie­l. So waren es nicht die Partien im DFB-Trikot, die seine Karriere geprägt haben, sondern die 261 Ligaspiele für den 1. FC Köln. In Köln ist er eine Legende. „Er hat sich immer mit dem Klub identifizi­ert und alles für den 1. FC Köln gegeben“, sagt Kölns Manager Horst Heldt über Strack. Der gebürtige Kerpener Strack, der als Zwölfjähri­ger in Frechen von Reiner Calmund trainiert wurde, war an den vier letzten Titeln der Kölner beteiligt: den Pokalsiege­n 1977 und 1983 sowie an dem Gewinn von Meistersch­aft und Pokal 1978.

Nach 13 Jahren verließ er Köln und wechselte für zwei Jahre zum FC Basel. Mit 17 Zweitligas­pielen für Fortuna Düsseldorf beendete er seine Karriere. Seine Heimat aber blieb der 1. FC Köln. „Er ist auch nach seiner Karriere an dem Verein gehangen“, bestätigt Kölns Legende Wolfgang Overath. Gerd Strack ist Ende vergangene­r Woche im Alter von 64 Jahren an den Folgen eines Herzinfark­tes verstorben.

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Foto: dpa Gerd Strack ist dem 1. FC Köln auch nach dem Ende seiner Karriere treu geblieben.

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