Besuch bei Senioren
Der Besuch von Angehörigen in Senioren- und Pflegeeinrichtungen ist wieder erlaubt. Heime der Region berichten, wie das Angebot angenommen wird
Der Besuch von Angehörigen in Seniorenund Pflegeeinrichtungen ist wieder erlaubt. Heime im Landkreis Aichach-Friedberg berichten über die Lage.
Friedberg In der Seniorenresidenz Pro Seniore verlassen viele Menschen mit erleichterten Gesichtern ein Zelt im Eingangsbereich. Seit einigen Tagen können Besucher ihre Angehörigen dort wiedersehen. Die Auflagen der Staatsregierung werden in den Pflegeheimen der Region unterschiedlich umgesetzt. Das Angebot wird gern angenommen, Bewohner und Besucher freuen sich.
„Wir machen das alles mehr für die Angehörigen. Natürlich wollen sie wissen, wie es dem Papa, der Oma oder der Schwester geht. Die größte Angst der Gesellschaft war die Ungewissheit“, berichtet Jeanette Kleespies, Heimleitung der Pro-Seniore-Residenz in Friedberg. Das Heim hatte bereits vor dem offiziellen Besuchsverbot am 19. März erste Maßnahmen ergriffen und die Besuche schon eine Woche vorher eingeschränkt. Das frühe Eingreifen habe seine Wirkung gezeigt. Unter den 106 Bewohnern sei nur ein Corona-Patient gewesen, der inzwischen aber auch aus dem Krankenhaus zurückkehren konnte, so Kleespies.
Auch Herbert Ederer, Chef des Pflegezentrums Ederer in Mering, freut sich, denn in seiner Einrichtung gab es keinen Corona-Fall. Damit das so bleibt, gelten strikte Auflagen, die das Wiedersehen trotz Corona möglich machen. Zum Schutz von Bewohnern und Pflegern müsse es zurzeit einen separaten Besucherbereich geben, erklären Kleespies und Ederer.
Pro Seniore hat dazu ein großes Zelt vor dem Eingang aufgebaut. Andere Heime, wie auch das Pflegezentrum Ederer, haben den Besucherbereich in einem sonst ungenutzten Raum eingerichtet. In dem Besucherbereich trenne eine Plexiglasscheibe Bewohner und Besuch. Termine seien im Vorfeld bei der Heimleitung zu vereinbaren und auf eine Person beschränkt.
„Alle Besuche müssen sich bei mir anmelden, damit ich den Überblick über den Zeitplan behalte“, so Kleespies. Vor dem Besuch erfolge die Aufnahme der Kontaktdaten und eine kurze Aufklärung über die Maßnahmen und Verhaltensweisen vor Ort. Der Mundschutz sei generell während des gesamten Besuches zu tragen. Wenn die Verständigung dadurch zu sehr gestört würde, können aber auch Ausnahmen gemacht werden, so Ederer. „Ohne Mundschutz hatte bisher auch noch niemand Probleme, seine Angehörigen zu erkennen“, berichtet Kleespies. „Die erste Woche war ruck, zuck ausgebucht“, erzählt sie weiter. „Ich bin jetzt bei Mitte Juni mit der Terminvergabe. Am Muttertag gab es erhöhten Zulauf.“Das habe aber auch daran gelegen, dass es der zweite Tag der Besucherregelung war.
Eine Alternative zur Terminvereinbarung sei auch der „Fensteroder Balkonbesuch“auf Abstand. Außerdem gebe es zusätzliche Laptops, die für Videogespräche zur Verfügung stehen. Im Pflegezentrum Ederer könne allerdings jeder Bewohner zurzeit einen Besucher pro Tag empfangen. „Zurzeit sind nur 27 der 30 verfügbaren Plätze in unserem Heim belegt“, erklärt der Heimleiter. Da es drei Doppelzimmer gebe, müssen pandemiebedingt drei weitere separate Zimmer freigesund gehalten werden. Die Besuchswünsche können daher schnell erfüllt werden. Längeren Vorlauf braucht es beispielsweise im Heim Pro Seniore, wo zurzeit 106 Leute wohnen.
Auch das Haus Gabriel der Compassio GmbH in Kissing blickt optimistisch auf die Maßnahmen der letzten Wochen. „Das ist eine gute Entwicklung, die Bewohnern und Mitarbeitern guttut und ein kleines Stück Normalität in den Alltag zurückbringt“, schreibt der Träger in einer Pressemitteilung. Einrichtungsleiterin Ulrike Werlitz mahnt dennoch zur Vorsicht: „Wollten wir jetzt nachlässig bei der Einhaltung der Schutzmaßnahmen werden, dann gefährden wir Risikogruppen.“
Kaum betroffen waren von den Besuchseinschränkungen hingegen betreute Wohneinrichtungen. Elisabeth Fink Betreutes Wohnen in Kissing habe auf die Gefahr, die von Besuchen ausgehe, hingewiesen. Besuche waren jedoch nie verboten. In 68 Wohneinheiten wohnen dort Senioren, die lediglich bei Bedarf Hilfe im Alltag bekommen.