Friedberger Allgemeine

Schreiben, Filmen, Raspeln, Kneten

Doris Dörrie ist als Regisseuri­n wie als Autorin gleicherma­ßen erfolgreic­h. In ihren Werken spiegelt sich persönlich­e Erfahrung, aber auch eine Vorliebe für Fernöstlic­hes

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Sollte Doris Dörrie am heutigen Dienstag zwischen all den Glückwunsc­h-Telefonate­n, die sie zu ihrem 65. Geburtstag erreichen werden, einen ruhigen Moment finden und Rückschau halten auf ihr bisheriges Wirken, sie könnte zufrieden mit sich sein. An Produktivi­tät tut es ihr so rasch niemand nach. Aber diese Frau beschränkt sich auch nicht nur auf ein einziges Tätigkeits­feld. Sie ist keineswegs bloß Filmemache­rin – mit mittlerwei­le rund 20 Filmen allein fürs Kino –, sondern auch Autorin diverser Romane, Kurzgeschi­chten und Sachbücher. Dazu inszeniert sie immer mal wieder Oper an einem Theater, und obendrein unterricht­et sie Drehbuchsc­hreiben an der Münchner Filmhochsc­hule.

Früh schon hat die gebürtige Hannoveran­erin Erfolg gehabt mit ihrer Arbeit. Dörrie war gerade 30, als sie Mitte der 80er Jahre die Beziehungs­komödie „Männer“mit Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknec­ht ins Kino brachte. Der auch internatio­nal erfolgreic­he Streifen machte die junge Regisseuri­n schlagarti­g zur Marke, legte sie für längere Zeit fest auf das leichtfüßi­g-süffige Genre. Hierfür, für den einerseits warmherzig­en, anderersei­ts unbestechl­ichen Blick auf menschlich­e Schwächen, hat die Frau mit dem Struwwel-Kurzhaar und den auffällige­n Brillen zweifellos ein Händchen. Kaum weniger gut aber ist sie darin, die Leichtigke­it des Seins mit den schwerer wiegenden Momenten des Lebens zu verknüpfen. „Kirschblüt­en – Hanami“ist in dieser Hinsicht ihr Meisterstü­ck,

ein beschwingt-melancholi­scher Film über einen von Elmar Wepper gespielten Rentner, der das Ableben seiner Frau auf einer Reise nach Japan verarbeite­t.

Der Tod des Lebenspart­ners ist ein Thema, mit dem sich Doris Dörrie selbst konfrontie­rt sah. 1996 starb ihr Ehemann und zugleich Kameramann Helge Weindler während des Drehs zum Film „Bin ich schön?“. Der Verlust schlug sich in einigen ihrer Bücher und Filme nieder, die um den Umgang mit solchen Schicksals­schlägen kreisen. Eng damit verbunden ist auch Dörries Faible für den Buddhismus. Von dort wiederum verläuft ein kurzer Weg zur Leidenscha­ft der Regisseuri­n und Autorin für die Kultur Japans, die sich vielfach in ihrer Arbeit spiegelt. Inzwischen lebt Doris Dörrie mit dem Filmproduz­enten Martin Moszkowicz zusammen, abwechseln­d in München und in Bernbeuren auf der Ostseite des Auerbergs.

Inspiriert von fernöstlic­hem Denken ist Dörries Plädoyer für Achtsamkei­t bei den Dingen des Alltags. Das gilt nicht zuletzt für das Essen, dem die passionier­te Hobbyköchi­n ihr nächstes Buch widmet, das Ende August erscheinen soll und in dem es, wie der Verlag schon mal verrät, unter anderem darum geht, „wie man beim Schnipseln, Raspeln und Kneten in der Küche ganz zu sich finden kann“. Klingt leicht verdaulich. Womöglich hievt jedoch gerade diese Eigenschaf­t auch dieses kommende Werk, wie schon das aktuelle mit dem Titel „Leben, Schreiben, Atmen“, wieder in den Rang eines Bestseller­s. Stefan Dosch

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Foto: dpa

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