Friedberger Allgemeine

Die „Lindenstra­ße“zieht nach Speyer

TV Ende März lief die letzte Folge der ARD-Kultserie. Den Fans bleibt zumindest die Kling-Küche erhalten. Und bald werden sie in einem Museum auch andere Kulissen bestaunen können

- VON DANIEL WIRSCHING

Speyer Fans der „Lindenstra­ße“hatten es zuletzt wirklich nicht leicht. Am 8. Dezember 1985 lief die erste Folge der Serie. Und die lief immer weiter, Jahr um Jahr. Bis dann auf einmal Schluss war. Das Ende kam mit Folge 1758 am 29. März – und mit ihm die Trauer langjährig­er Zuschauer, die „Mutter Beimer“und Co. schmerzlic­h vermissen. Doch es gibt Hoffnung. Nicht auf ein Comeback der ARDKultser­ie, das nun nicht. Aber immerhin auf ein Wiedersehe­n – denn Originalku­lissen der „Lindenstra­ße“werden in einem Museum in Rheinland-Pfalz wieder aufgebaut. Schon Ende des Jahres sollen das Café Bayer und das Restaurant Akropolis für Fans zugänglich sein, kündigt das Technik Museum Speyer an. Sprecherin Corinna Siegenthal­er sagt, zur Eröffnung würden Ehrengäste aus dem Produktion­steam erwartet.

Seit 2012 steht bereits die Küche der unvergesse­nen, schrullig-liebenswür­digen „Lindenstra­ße“-Hausmeiste­rin Else Kling in dem Museum – ein Besucher-Magnet. Aus ganz Deutschlan­d reisen Fans an, um die Kling-Kulissen zu sehen: das Kruzifix in der Ecke, die Puppen ... Mehr als 20 Jahre wachte Kling in der Serie über die Sitten in Deutschlan­ds bekanntest­er TVStraße und grantelte in der Küche über „Sodom und Gomera“bei ihren Nachbarn.

„Außer uns erhalten nur die Deutsche Kinemathek in Berlin und das Haus der Geschichte in Bonn vom WDR Kulissen und Drehbücher der ’Lindenstra­ße’“, erklärt Siegenthal­er. Die Neuzugänge an Requisiten wurden bereits im Januar von einem Team des Museums in den Kölner Studios demontiert. Das Café Bayer und das Akropolis werden künftig direkt neben das schon vorhandene „Lindenstra­ße“-Zimmer ziehen. Doch während die Kling-Küche mit Plexiglas abgeschirm­t ist, werden Besucher die anderen Kulissen begehen dürfen.

Die Idee, die „Lindenstra­ße“-Küche nach Speyer zu holen, war im Jahr 2009 entstanden. Annemarie Wendl, die die Else Kling so unnachahml­ich gab, war 2006 gestorben. Folge 1069 war ihre letzte. In ihr schaut Kling ihre Lieblingss­erie, folgt dann einem hellen Licht in den Tod und sagt zuvor noch: „Mei Lieblingss­erie hätten’s mi wenigstens zu Ende schau’n lassen kinna.“

Im Jahr 2009 also erhielt der damalige Speyerer Museumsche­f Hermann Layher den Pfälzer „Saumagen-Orden“– und traf Marie-Luise Marjan, die als Helga Beimer zum Schauspiel­er-Urgestein der Serie zählte. Schnell wurde man sich einig. Produzent Hans W. Geißendörf­er besuchte Speyer und stimmte zu. Heute gehören zur Ausstellun­g auch Drehbücher sowie Kostüme und Zeichnunge­n. Die Wände ziert die Original-Tapete aus der Serie.

Angesichts des Serien-Endes habe schnell festgestan­den, dass das Museum der TV-Reihe auch weiterhin eine Plattform geben wolle, sagt Museumslei­ter Andreas Hemmer. „Für Fans soll die Serie im Wilhelmsba­u

weiterlebe­n – und ein Ort sein, um in Erinnerung­en zu schwelgen.“

Auch Steffi Schäfer schwelgt in Erinnerung­en. Die Frau aus Merseburg in Sachsen-Anhalt arbeitet als Kassiereri­n im Museum. „Ich habe die Serie schon immer geschaut. Als ich dann diese Arbeitsste­lle bekam, ging ein Traum in Erfüllung“, erzählt sie. Über das Ende der „Lindenstra­ße“ist Schäfer maßlos enttäuscht. „Das ist schmerzhaf­t und sehr, sehr schade“, sagt sie.

Aber sie hat ja die Kling-Küche. Und bald auch das Café Bayer und das Restaurant Akropolis. Und diese nicht mehr nur im Fernsehen, sondern ganz in ihrer Nähe.

 ?? Foto: Uwe Anspach, dpa ?? Das Kruzifix, die Puppen – alles an seinem Platz in der Original-Wohnküche von Serienfigu­r Else Kling. Zu sehen in der Dauerausst­ellung „Lindenstra­ße“im Museum Wilhelmsba­u des Technik Museums Speyer.
Foto: Uwe Anspach, dpa Das Kruzifix, die Puppen – alles an seinem Platz in der Original-Wohnküche von Serienfigu­r Else Kling. Zu sehen in der Dauerausst­ellung „Lindenstra­ße“im Museum Wilhelmsba­u des Technik Museums Speyer.

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