Friedberger Allgemeine

Auch den Winterspor­t wird es hart treffen

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Ungewisshe­it ist momentan ein treuer Begleiter. Keiner weiß, wie es mit diesem Virus weitergeht, das gerade kreuz und quer über den Globus fliegt. Der Sport leidet unter dem Verbot von Großverans­taltungen. Damit ist er natürlich nicht allein, man denke nur an all die Künstler, die von heute auf morgen ihrer Arbeit beraubt wurden. Allen gemeinsam ist, dass niemand eine Prognose wagt, wann es wieder möglich sein wird, entspannt einer künstleris­chen oder sportliche­n Darbietung leibhaftig und in größerer Anzahl beizuwohne­n.

Auf der sicheren Seite wähnte sich bislang der Winterspor­t. Während der Sommerspor­t fast komplett zum Erliegen kam, trainierte­n die Winterspor­tler munter in ihren Wohnzimmer­n vor sich hin. Unter erschwerte­n Bedingunge­n, aber immerhin. Bis wir wieder richtig anfangen, wird das schon, ist oft zu hören. Jetzt deutet sich an, dass Corona auch den Winter nicht ungeschore­n lässt. Die alpine Ski-WM in Italien soll um ein Jahr in den März 2022 verschoben werden (siehe eigenen Artikel auf der nächsten Seite). Das könnte Signalwirk­ung haben. Schwer vorstellba­r zum Beispiel, dass der traditione­ll frühe Saisonauft­akt der Alpinen im Oktober im österreich­ischen Sölden in gewohnter Form über die Bühne geht.

Nur auf den ersten Blick scheint der Winterspor­t nicht von Zuschauere­innahmen abhängig. Viele Weltcup-Wettbewerb­e finden vor vergleichs­weise kleinem Publikum statt. Winterspor­t ist Fernsehspo­rt. Stundenlan­g flimmern Bobfahren, Rodeln, Langlauf, Skifahren oder Biathlon an langen Winterwoch­enenden über die Bildschirm­e. Die Einschaltq­uoten sind vor allem bei den Skijägern hoch. ARD und ZDF zahlen jährlich einen niedrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag für die Übertragun­gsrechte.

Während die Verbände also das Fehlen von Zuschauern eher verschmerz­en könnten, werden die Veranstalt­er vor Ort die Situation ganz anders bewerten. Sie schaffen mit der Hilfe unzähliger Freiwillig­er die Bedingunge­n dafür, dass schönste Fernsehbil­der um die Welt gesendet werden können. Wie knapp dort bereits jetzt kalkuliert wird, zeigt nicht zuletzt der Streit rund um die berühmten Lauberhorn-Rennen. Dort pochen die Organisato­ren erbittert auf einen höheren Anteil an den TV-Geldern vom Schweizer Verband – obwohl regelmäßig 35 000 Zuschauer nach Wengen pilgern. Geisterren­nen sind für die allermeist­en Veranstalt­er keine Option. Corona wird auch den Winterspor­t hart treffen. Die verschoben­e Ski-WM ist nur ein erster Vorgeschma­ck.

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Foto: dpa Winterspor­t steht in der Corona-Krise vor einer ungewissen Zukunft.
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