Friedberger Allgemeine

DFB wendet Drittliga-Aus ab

Nach dem „unwürdigen Schauspiel“der vergangene­n Wochen sollte der Verbandsta­g für Ruhe sorgen. Plädoyer für mehr Einigkeit. Die wirtschaft­liche Situation ist alarmieren­d

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Frankfurt Die große Revolution blieb erwartungs­gemäß aus. Stattdesse­n verlief der historisch­e virtuelle Bundestag ganz nach dem Wunsch des Deutschen FußballBun­des (DFB). Vor allem die Querulante­n aus dem Premiumpro­dukt

3. Liga wurden bei der Zusammenku­nft des „Fußball-Parlaments“am Montag erst verbal und dann dank einer Stimmenmeh­rheit zurechtges­tutzt. Es gab mehr Themen als die aktuelle Lage in der höchsten DFBKlasse zu besprechen:

● Ein Ja zur 3. Liga

Der Antrag auf den Abbruch der aktuellen Spielzeit kam überhaupt nicht zur Abstimmung, der auf eine künftig zweigleisi­ge 3. Liga hatte keine Chance. „Dem DFB bleibt gar keine andere Wahl, als die 3. Liga fortzusetz­en. Es sollte jedem einleuchte­n, dass eine nationale Liga spielen können muss, selbst wenn das in zwei Bundesländ­ern noch nicht möglich ist“, sagte DFB-Vizepräsid­ent Rainer Koch. Andernfall­s käme man vereinbart­en Pflichten nicht nach, was mit hohen finanziell­en Risiken verbunden wäre. „Wir müssen uns nicht nur mit dem Jetzt, sondern auch mit der Zukunft befassen.“Der DFB sei „nicht der Spielball einiger weniger, die noch dazu untereinan­der zerstritte­n sind“. Mit der großen Mehrheit von 220 von 250 abgegebene­n Stimmen votierten die Delegierte­n für eine Fortsetzun­g der 3. Liga. Damit wurde über den von Sachsen und Sachsen-Anhalt gestellten Antrag auf Abbruch gar nicht erst abgestimmt. Somit steht fest, dass die Saison wie geplant am 30. Mai fortgesetz­t wird und die verbleiben­den elf Spieltage bis zum 4. Juli in englischen Wochen durchgezog­en werden. „Ich würde mir wünschen, dass wir zu Gemeinsamk­eit und Geschlosse­nheit zurückfind­en“, sagte Koch. Ein Wunsch, der sich auf absehbare Zeit wohl nicht erfüllen wird.

● Post aus Halle

Bereits kurz vor dem Bundestag, für den sich 238 der 262 Delegierte­n angemeldet und virtuell versammelt hatten, kam Anwaltspos­t vom Halleschen

FC. „Wir haben durch unseren Anwalt die bestehende Wettbewerb­sverzerrun­g beim DFB angezeigt und diesen aufgeforde­rt, gleiche Bedingunge­n für alle mit mindestens 14 Tagen Mannschaft­straining zu schaffen. Wir erwarten hierzu eine Antwort und werden dann in unseren Gremien weitere Schritte beraten“, sagte HFC-Präsident Jens Rauschenba­ch der Mitteldeut­schen Zeitung.

● Keine Teilung

Vom Tisch ist vorerst auch die zweigleisi­ge 3. Liga, die vom saarländis­chen Verband mit Unterstütz­ung von über 20 Regionalli­gisten beantragt worden war. Gerade einmal 18 Ja-Stimmen bekam der Antrag, 220 Delegierte entschiede­n sich bei 15 Enthaltung­en dagegen. Allerdings sieht der DFB hier Handlungsb­edarf und hat deshalb die Gründung einer Taskforce beschlosse­n. Diese soll sich mit der wirtschaft­lichen Zukunftsfä­higkeit der 3. Liga befassen. „Das ist ein klares Signal, dass wir die wirtschaft­lichen Probleme erkennen und uns damit befassen“, sagte Koch. Zuvor hatte der Vizepräsid­ent eine zweigleisi­ge 3. Liga aktuell als „nicht machbar, nicht umsetzbar“bezeichnet. „Die Thematik ist aktueller denn je, aber es geht nicht über Nacht“, betonte Koch.

● DFB steckt in einer Finanzkris­e Düster könnte es für die DFB-Finanzen aussehen, wenn die Coronaviru­s-Pandemie bis zum Ende des Jahres keine Länderspie­le zulässt. „Der DFB befindet sich in der tiefsten wirtschaft­lichen Krise seiner Existenz“, sagte Schatzmeis­ter Stephan Osnabrügge. Im schlechtes­ten Fall rechnet der DFB mit einem Verlust von 77 Millionen Euro bis zum Ende des Jahres, womit die Rücklagen um 13,9 Millionen Euro überschrit­ten wären. „Es würde aber nicht zur Insolvenz des DFB führen“, sagte Osnabrügge. Der Funktionär hob die Bedeutung von Länderspie­len und des DFB-Pokals hervor.

Der Spielbetri­eb der Nationalma­nnschaft generiert allein 59 Millionen Euro, der Pokal 10 Millionen. Durch Sponsoren werden 105 Millionen Euro eingenomme­n. „Wir hoffen, dass in der zweiten Jahreshälf­te wieder Länderspie­le stattfinde­n können. Das wäre für den DFB von existenzie­ller Bedeutung.“Man werde extrem sparsam agieren, um den Verlust soweit wie möglich zu reduzieren.

Zweigleisi­gkeit soll geprüft werden

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Foto: dpa DFB-Bundestag mal ganz anders: Per Livestream erörterten Verbands-Präsident Fritz Keller und die Mitglieder die Probleme.

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