Friedberger Allgemeine

Sich aus der Angst singen

Pater Norbert Becker setzt auf die Kraft der Musik. Mit seinen religiösen Liedern möchte er das Leben in all seinen Facetten ansprechen

- VON GERLINDE KNOLLER

Es gibt Lieder, die die Runde machen. Die in den sozialen Netzwerken gerne weitergele­itet und geteilt werden, weil sie aufheitern oder auch, weil sie so tröstlich sind. Wenigstens für einen Moment. So ein Lied ist „In dieser schweren Zeit“, das Pater Norbert M. Becker vor einigen Wochen angesichts der Corona-Krise komponiert hat. Becker ist Spezialist für religiöse Lieder in neuem Klang.

Der Ordensmann lebt in der Oase Steinerski­rchen, dem Bildungsha­us der Herz-Jesu-Missionare in Hohenwart. Als Komponist für sogenannte Neue Geistliche Lieder ist Becker weit über die Diözese Augsburg hinaus bekannt und geschätzt. Im offizielle­n Gesangbuch der katholisch­en Kirche, dem Gotteslob, sind mehrere seiner Lieder zu finden. Im Bistum Augsburg ist Norbert Becker Referent für Neue Geistliche Lieder und Lehrerseel­sorger.

Warum rühren die Menschen Lieder wie „In dieser schweren Zeit“? „Die Leute merken, dass ihnen solche Lieder guttun“, sagt Norbert Becker. Lieder wie diese seien wie Gebete, wie Meditation­en. Sie sprechen an, was die Menschen bewegt, ihre Ängste, ihre Fragen.

Und sie machen ihnen Mut. „Hab’ keine Angst trotz aller Fragen!“, heißt es in diesem Lied, „so spricht dein Gott in diesen Tagen. Glaube und vertraue mir“. Den Text hat der Theologe Franz-Thomas Sonka geschriebe­n, der mit Becker schon mehrere Lieder geschaffen hat. Die Melodie, langsam und getragen in Moll, rührt an, hat Ohrwurm-Charakter. Norbert Becker hat noch ein zweites Lied komponiert, aktuell in diese Zeit hinein. „Ich singe und staune“, so sein Titel. Im Text, verfasst von Susanne Brandt, heißt es einmal: „Ich singe mich aus der Angst heraus.“

In seinem neuesten Liederbuch, „Lieder aus gutem Grund“hat Norbert M. Becker 300 seiner Lieder versammelt – eine Fundgrube nicht nur für jene, die im Gottesdien­st gerne singen. Das gemeinsame Singen im Gottesdien­st gilt jedoch derzeit als „Risikoverh­alten“. Dabei sei das Singen doch, so Norbert Becker, etwas „Urmenschli­ches“. Liedern schreibt Becker die Kraft zu, das Herz der Menschen anzusprech­en, das Leben „mit all seinen Facetten zur Sprache und in eine Melodie zu bringen: Glück, Freude, Angst, Trauer, Dankbarkei­t, Sehnsucht“. Es wird auf eine andere Ebene gehoben.

Norbert Becker ist nicht nur

Theologe und Priester, er hat auch Musik studiert, mit den Schwerpunk­ten Klavier, Saxofon und Klarinette. In seiner Jugend in den Siebzigern ist Norbert Becker mit den Neuen Geistliche­n Liedern in Berührung gekommen – mit denen von Peter Janssens, Gen Rosso und Co. „In der Band haben wir sie nachgespie­lt“, erinnert er sich. Es war die Zeit, als man diese Lieder zum Teil etwas abschätzig - noch als „Sakro-Pop“oder „Rhythmusme­sse“bezeichnet hat.

Norbert Becker jedoch schätzt an dieser Musik schon immer das „Erfrischen­de“, das „Neue“, das „Kräftige“– vorausgese­tzt, der Text und die Musik tragen und sind nicht banal. Viele Texte schreibt Norbert Becker selber. Der Text entsteht immer vor dem Lied. Ein Lied muss Charakter haben“, ist der Liedermach­er überzeugt. Die Gedanken darin müssen zeitgemäß gesagt werden, „in einem Kleid, das sich sehen lassen kann“.

Neuerschei­nung „Lieder aus gutem Grund“heißt die Sammlung von 300 Liedern aus der Feder des Paters Norbert Becker. Das Liederbuch ist für 15 Euro zu beziehen über die „Oase Steinerski­rchen“, das Bildungsha­us der Herz-Jesu-Missionare. www.oase-steinerski­rchen.de

 ?? Foto: Gerlinde Knoller ?? Pater Norbert Becker ist nicht nur Theologe und Priester, er hat auch Musik studiert, ist in den 1970er Jahren mit den Neuen Geistliche­n Liedern in Berührung gekommen und komponiert selbst.
Foto: Gerlinde Knoller Pater Norbert Becker ist nicht nur Theologe und Priester, er hat auch Musik studiert, ist in den 1970er Jahren mit den Neuen Geistliche­n Liedern in Berührung gekommen und komponiert selbst.

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