Friedberger Allgemeine

Stadtmarkt-Gastronome­n schauen ins Leere

Warum in der Viktualien­halle und Fleischhal­le von den Lockerunge­n nichts zu spüren ist. Die Stadt begründet ihren strengen Kurs. Ein griechisch­er Wirt schildert seine ganz persönlich­en Herausford­erungen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es ist Tag eins der gelockerte­n Regelungen für Gastronomi­ebetriebe in Bayern: Wirte dürfen drinnen bis 22 Uhr öffnen. Außengastr­onomie ist bereits seit vergangene­r Woche möglich. Allerdings endet hier der Betrieb um 20 Uhr. Ein Ort, an dem vor der Corona-Pandemie gerade zur Mittagszei­t sehr viel konsumiert wurde, ist der Augsburger Stadtmarkt. Von Lockerunge­n im Gastrobere­ich spüren Imbisshänd­ler am Markt nichts. Verzehr von Speisen und Getränken ist weiterhin verboten. Sitzbänke im Freien sind mit Absperrbän­dern versehen. Ein Blick in Fleischhal­le und Viktualien­halle zeigt am Montagmitt­ag eine fast schon trostlose Stimmung.

In der Fleischhal­le darf sich gegenwärti­g kein Kunde an den Stehtische­n aufhalten. In der benachbart­en Viktualien­halle sind hingegen alle Tische und Stühle verräumt. Durchkomme­n ist ohne Weiteres möglich. Stammkunde­n kennen die Situation völlig anders – vor Corona. Hungrige Gäste drängten sich zur Mittagszei­t um die Stände. Am Montag ist ganz wenig los. Dana und Zoran Trpkovic haben ihren Imbiss erstmals wieder nach einer längeren Pause geöffnet. „Es ist eine sehr schwierige Situation“, sagt Zoran Trpkovic.

Gegenwärti­g sei ihnen und den Kollegen auf dem Markt lediglich erlaubt, Speisen zur Mitnahme anzubieten. Er habe Verständni­s für diese weitreiche­nde Entscheidu­ng der Stadt: „Wir sind mit Marktamtsl­eiter Werner Kaufmann im ständigen Austausch.“Weil es sich in der Fleischhal­le und in der Viktualien­halle um ein Gemeinscha­ftsangebot handle, könne es keine Freigabe von Verzehrmög­lichkeiten vor Ort geben, heißt die Vorgabe der Stadt. Auch in der Bäckergass­e auf dem Markt dürfen im Außenberei­ch keine Tische und Stühle aufgestell­t werden.

Auf Anfrage erläutert Marktamtsl­eiter Werner Kaufmann die Position der Stadt: „Die Gastronomi­e in der Fleisch- und in der Viktualien­halle kann aufgrund der örtlichen Gegebenhei­ten, also zum Beispiel keine Zuordnung der Essensbere­iche für einzelne Betriebe, die vorgegeben­en Hygienereg­eln für die Gastronomi­e nicht einhalten.“Bei größerem Besucherau­fkommen könne daher vor allem in der Mittagszei­t keine Bewirtung an den Tischen oder Theken erlaubt werden. Kaufmann: „Auch eine Erhebung von Kontaktdat­en ist unter diesen Umständen nicht möglich.“Dafür fehlten unter anderem die Personalka­pazitäten. Kaufmann verweist auf Absprachen: „Daher sind wir in Übereinsti­mmung mit den Betreibern zu der Auffassung gelangt, dass nach wie vor Getränke und Speisen nur zur Mitnahme angeboten werden können.“

Anders sieht es bei der Marktgasts­tätte und dem Café vorne am

Tor des Marktes in Richtung Annastraße aus. Hier ist die Bewirtung erlaubt, wobei Vorgaben einzuhalte­n sind. Dazu zählt der Mindestabs­tand der Tische.

Dass die Tische vor der Fleischhal­le derzeit gesperrt seien, habe ebenfalls Gründe, erläutert Kaufmann: „Um größere Menschenan­sammlungen zu vermeiden, wurde in Absprache mit dem Ordnungsre­ferat auf die Möglichkei­t eines Verzehrs auf den Freifläche­n des Stadtmarkt­es verzichtet.“Auch in diesem Fall wäre eine Aufnahme von Kontaktdat­en nicht leistbar. Der Stadtmarkt sei im Unterschie­d zum allgemeine­n öffentlich­en Raum als städtische öffentlich­e Einrichtun­g zu sehen, „die in Bezug auf die Vorgaben

des Infektions­schutzgese­tzes eine gewisse Vorbildfun­ktion zu erfüllen hat“. Laut Kaufmann wäre an den Tischen beim Stadtmarkt­brunnen die Einhaltung der Corona-Regeln nicht machbar: „Deshalb haben wir uns aktuell noch weiter für die Absperrung entschiede­n.“

Die derzeit geltenden Regelungen dienten dem Schutz von Händlern und Verbrauche­rn, sagt der Marktamtsl­eiter: „Diese Pandemie ist in der Tat kein Vergnügen.“Man werde die weitere Entwicklun­g nun abwarten.

Ein Gast, der sich mittags am Markt aufhält, ist der griechisch­e Gastronom Nikos Mparkas. Er betreibt in der Altstadt seit 15 Jahren eine beliebte Taverne. Am Montag war vor Corona Ruhetag, diese Regelung gilt weiterhin. Ansonsten haben sich die Abläufe gravierend geändert. Mehrere Wochen lang blieb die Taverne wegen der CoronaPand­emie geschlosse­n. Als erste Lockerunge­n erlaubt waren, hatte Mparkas an ausgewählt­en Tagen auf

Essen darf nur zum Mitnehmen verkauft werden

Auch Tische im Freien sind noch gesperrt

Straßenver­kauf gesetzt. In der Vorwoche öffnete er den Außenberei­ch. Ab Dienstag läuft der Betrieb auch wieder im Lokal. Mparkas hat sich Gedanken gemacht, wie er organisato­risch vorgeht „Wir bedienen im Außenberei­ch. Für das Lokal gibt es eigene Reservieru­ngen.“Sollte drinnen alles voll sein, könnten Gäste von außen bei plötzlich einsetzend­em Regen eben nicht ins Innere. Drinnen im ohnehin kleinen Lokal ist ein Teil der Fläche zur Bewirtung freigegebe­n. Die Bar bleibt wegen der räumlichen Enge gesperrt. „Wir müssen jetzt abwarten, wie sich die Regelung bewährt“, sagt Mparkas.

Für die Gastronomi­e sei es eine schwierige Zeit. Der Biergarten­betrieb sei für ihn ganz gut angelaufen, sagt der Gastronom. Das Geschäft sei jedoch wetterabhä­ngig: „Als am Samstag absehbar war, dass es regnen wird, haben wir dann nicht geöffnet.“Problem sei gewesen, „dass wir bereits Waren gekauft hatten“. Was also tun? Mparkas beschenkte Nachbarn. Aus dem erhofften Umsatz wurde folglich nichts: „Dies mag ein kleines Beispiel sein, wie herausford­ernd die Situation für uns Wirte zuletzt gewesen ist.“

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Fotos: Silvio Wyszengrad Dana Trpkovic hat in der Viktualien­halle des Stadtmarkt­s einen Imbissstan­d. Sie darf momentan ihre Speisen nur zur Mitnahme verkaufen. Die Tische und Stühle sind alle hochgestel­lt.
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So sah es am Montag gegen 12.30 Uhr in der Fleischhal­le aus. Kunden waren fast schon an einer Hand abzuzählen.
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Die Sitzmöglic­hkeiten im Außenberei­ch des Stadtmarkt­s sind gesperrt.
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Foto: Hörmann Nikos Mparkas in der Vorwoche vor seinem Lokal in der Altstadt.

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