Friedberger Allgemeine

Die Wirte nicht in Sippenhaft nehmen

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger-allgemeine.de

Die Stadt Augsburg ist drei Tage nach dem Polizeiein­satz auf der Maximilian­straße in die Schlagzeil­en geraten. Deutschlan­dweit werden in den sozialen Netzwerken Videos von der Auseinande­rsetzung zwischen Polizei und den Betreibern einer Bar geteilt und kommentier­t. Von „Polizeigew­alt“ist einerseits die Rede, von „Idioten, die sich nicht an Regeln halten“, anderersei­ts. Ein Urteil sollte sich keiner anmaßen: Auf keinem der Videos ist deutlich zu erkennen, wie die Situation so eskalieren konnte und wer zuerst die Beherrschu­ng verloren hat.

Eines aber muss klargemach­t werden: Die Gastronome­n, die sich in der Maximilian­straße (und überall sonst) an die Auflagen halten, dürfen nach dem Vorfall nicht in Sippenhaft genommen werden. Wie sollen sie kontrollie­ren, ob sich ihre Gäste draußen „ordentlich“verhalten, wenn sie ihre Getränke geholt haben? Welche Möglichkei­t hätten sie überhaupt, das Partyvolk am Herkulesbr­unnen in seine Schranken zu weisen? Schon rechtlich wäre das wohl schwierig. Hier sind darum Stadt und Polizei gefragt, die Regeln aufstellen und sie klar kommunizie­ren müssen.

Der Herkulesbr­unnen ist als Treffpunkt für Nachtschwä­rmer bekannt. Für die meisten von ihnen ist Corona weit weg und vermeintli­ch keine Bedrohung, wenn Alkohol im Spiel ist, sinkt das Bewusstsei­n für etwaige Gefahren ohnehin. Wer möchte, dass die Abstandsre­geln trotzdem eingehalte­n werden, wird um strengere Maßnahmen nicht herumkomme­n. Gut denkbar also, dass das Nachtleben künftig verstärkt durch den Ordnungsdi­enst überwacht oder gar der Herkulesbr­unnen abgesperrt wird.

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