Corona: Einsatzkräfte zurück aus Afghanistan
Rückholung Wirtschaft organisiert Flüge nach China: Ingenieur aus Raum Ulm positiv getestet
Berlin/Tianjin Nach einem CoronaAusbruch unter deutschen Polizeiausbildern in Afghanistan hat das Bundesinnenministerium neun Polizisten nach Deutschland zurückgeholt. Mit einem speziell ausgestatteten Airbus A400 MedEvac flog die Luftwaffe am Sonntag drei erkrankte Ausbilder in die Heimat. Mit an Bord war auch ein infizierter Bundeswehrsoldat, der im Camp Marmal in Masar-e Scharif stationiert war, wie die Luftwaffe mitteilte. Parallel dazu wurden mit einer gecharterten Maschine sechs weitere Polizisten zurückgebracht. Sie hätten bei der Ausbildungsmission mit den infizierten Kollegen zusammengearbeitet und würden daher als
Erstkontakte gelten, sagte ein Ministeriumssprecher. Weil es derzeit keine geeigneten zivilen Flüge gebe, seien sie von einem privaten Anbieter für medizinische Flüge ausgeflogen worden.
Die neun Beamten gehören zu der Einheit, die im Rahmen des „German Police Project Teams“in Kabul und Masar-e Scharif lokale Polizisten ausbildet. Drei von ihnen hatten laut Ministerium Symptome wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen gezeigt. Bei zwei von ihnen sei der Corona-Test positiv ausgefallen. Da der Dritte ebenfalls Symptome zeige, sei auch bei ihm von einer Infektion auszugehen. Die Männer wurden auf dem Rückflug zur Sicherheit von einem Arzt und einem Notfallsanitäter begleitet, so ein Sprecher des Bundeswehr-Sanitätsdiensts.
Die Ausbildungsmission in Afghanistan gerät damit ins Stocken: Weil jetzt neun Polizisten fehlen, könne die gesicherte Unterkunft des Teams vorerst nicht genutzt werden. Für den Betrieb sei eine Mindestanzahl an deutschen Kräften nötig. Der Leiter des Projekts und drei
Kräfte wurden in der deutschen Botschaft in Kabul untergebracht.
Für Aufsehen hat am Pfingstwochenende ein Corona-Fall ausgerechnet beim ersten Sonderflug der deutschen Wirtschaft nach China gesorgt: Bei der Ankunft in Tianjin ist bei einem 34-jährigen Ingenieur aus Blaustein bei Ulm der CoronaTest positiv ausgefallen. Der Test vor dem Abflug in Frankfurt sei negativ gewesen, hieß es. Der Mann zeige keine Symptome und werde in einer Quarantäneeinrichtung medizinisch beobachtet. Damit mussten sich auch die anderen rund 180 Passagiere – Manager, Techniker, Wirtschaftsexperten, Korrespondenten und Angehörige – in Quarantäne begeben.
Da China Ende März wegen der Pandemie die Grenze für Ausländer dichtgemacht hatte, mussten Wirtschaftsvertreter und Familienmitglieder in Deutschland bleiben. Um die Kooperation wieder voranzubringen, hat die deutsche Handelskammer in China mit den Behörden Rückholflüge organisiert: Fast 2500 Personen sind laut HandelskammerGeschäftsführer Jens Hildebrandt daran interessiert, nach China zurückzukehren. „Wir wissen, dass es in der deutschen Wirtschaftsgemeinschaft in China einen großen Bedarf gibt, mehr Mitarbeiter zurück an ihren Arbeitsplatz zu holen und Familien zusammenzuführen“, sagte Hildebrandt. Rund 5200 deutsche Unternehmen sind in China tätig und beschäftigen dort rund eine Million Menschen.
Trotz des infizierten Passagiers am Wochenende – es war der erste Lufthansa-Flug nach China seit vier Monaten – wird die Rückholaktion nach China fortgesetzt. Die zweite Maschine mit etwa 200 deutschen Heimkehrern in die Volksrepublik soll wie geplant am Mittwoch stattfinden, sagte Hildebrandt am Montag nach Gesprächen mit den chinesischen Behörden: „Der Flug nach Shanghai steht nicht infrage.“
Über 2000 Deutsche wollen „heim“nach China