Das August ist wieder da – das Sartory wartet noch ab
Die Augsburger Sternerestaurants wollen den Weg aus der Corona-Krise finden. Das ist nicht einfach
Seit Freitagabend empfängt Christian Grünwald in seinem Zwei-Sterne-Lokal August Gäste. Endlich. Er ist froh, wieder in der Küche der Haag-Villa zu stehen und handverlesene Lebensmittel von Gärtnern, ausgesuchten Händlern und Biobauern in Geschmacksgeschichten zu verwandeln. Nur zehn Gäste haben in den Salons Platz, bei schönem Wetter auf zwei Terrassen mit Blick in den Park. Alle vorgeschriebenen Abstandsregeln und Hygienestandards könne man gewährleisten, so der 56-Jährige. Zur Eröffnung wollten viele kommen, eine Bestätigung für den Ausnahmekoch. Jetzt müsse man schauen, wie der Sommer wird. „Die Menschen werden vielleicht weniger reisen“.
Die Einschränkungen aufgrund der Pandemie waren für ihn ein harter Schlag. „Von heute auf morgen hat mich Corona erwischt“, erzählt
Christian Grünwald, eine enorme Erschütterung und bittere Zäsur. „Ich musste viele Lebensmittel und Aromen entsorgen, alle Gäste informieren und um Verständnis bitten“, so der Spitzenkoch. Während manche Feinschmecker aus Deutschland auf einen späteren Zeitpunkt umbuchten, sieht das für Besucher aus dem Ausland schwieriger aus. „Niemand weiß, ab wann man wieder gefahrlos reisen darf und ob die Menschen dann auch kommen.“
Doch auch die unfreiwillige „Stilllegung“hat er genutzt und eineinhalb Monate in der Augsburger Uniklinik für Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger gekocht.
Seit Anfang Mai hat sich der Kulturarbeiter, der sich nicht als Gastronom sieht, darauf vorbereitet, seinen Gästen wieder eine „kulinarische Aufführung“, unter anderem mit Alpenkaviar, Spargelschalen und Lavendel, bieten zu können. Da aber um 22 Uhr, wie für die gesamte Gastronomie, Schluss sein muss, geht der Abend bis auf Weiteres bereits um 18 Uhr los.
Im Sartory, dem kleinen, feinen Lokal im Hotel Drei Mohren, wartet man dagegen noch ab. Dabei ist für Simon Lang, Küchenchef im Steigenberger Hotel Drei Mohren, mit der Verleihung des MichelinSterns für 2020 ein Lebenstraum in
Erfüllung gegangen. Allerdings sei ein wirtschaftlicher Betrieb, so der Spitzenkoch, mit den vorgegebenen Mindestabständen in dem kleinen Restaurant an der Maximilianstraße sehr schwierig. Selbst das Maximilian’s im Drei Mohren laufe nur schleppend an. Die Entscheidung über die Wiedereröffnung des Sartory werde man, so Lang, nach dem Pfingstferien treffen.
Auch er ist während der unfreiwilligen Schließung aller gastronomischen Betriebe nicht untätig geblieben – neben dem Verkauf von Mitnahmegerichten hätten er und sein Team auch für Rettungssanitäter und Senioren gekocht.