Friedberger Allgemeine

Wieder oben auf

Sportskano­ne Nach langer Verletzung­spause ist Konstantin Schön als Torjäger der Aichacher Handballer zurück. Wie sich der 26-Jährige zurückkämp­fte und warum der Aichacher in der Ausbildung einen Abstecher in die Türkei machte

- VON JOHANN EIBL

Aichach Die Bezirksobe­rliga ist bereits seit elf Jahren das sportliche Zuhause für die Handballer des TSV Aichach. Eine Etage höher könnte es gehen, wenn die Mannschaft mehr Spieler vom Kaliber eines Konstantin Schön in ihren Reihen hätte. Wie wichtig, wie wertvoll der 26-jährige Rückraumak­teur ist, erlebte man während und nach seiner langen Verletzung­spause. Als Schön nur zuschauen konnte, musste gar um den Erhalt der BOL gebangt werden. Nach seinem Comeback im vergangene­n Herbst wurde die abgebroche­ne Runde auf Rang fünf beendet.

Die Qualität eines Handballer­s und damit sein Stellenwer­t im Team lassen sich nicht zuletzt an nackten Zahlen ablesen. 103 Mal beförderte Schön die Kugel in der Runde 2019/20 in die Maschen, davon 38 Mal per Siebenmete­r. Und das bei nur 14 Auftritten, was einen beachtlich­en Schnitt von gut sieben Treffern pro Begegnung ergibt. Diese imposante Rückkehr ist auch darauf zurückzufü­hren, dass der Handballer die lange Verletzung­spause dazu nutzte, um so gut auf die Beine zu kommen, dass er seine früheren Qualitäten gleich wieder demonstrie­ren konnte: „Ich war eigentlich fitter als zuvor.“Vier, fünf Mal die Woche hatte er etwas für seinen Körper getan, während seine Kameraden die üblichen Trainingse­inheiten am Dienstag und am Donnerstag absolviert­en.

Trotz allem stellte der Kreuzbandr­iss im rechten Knie, den er im Spätherbst 2018 in Schwabmünc­hen erlitt, einen schweren Schlag ins Kontor dar - für ihn persönlich und erst recht für die Mannschaft. „Es war sehr belastend, weil ich die Situation nicht kannte. Ich bin einer, der viel Sport macht.“Diese Art der Betätigung war monatelang deutlich reduziert. Schön tauchte oft im Kreis seiner Sportkamer­aden auf. „Von Woche zu Woche ging es bergauf“, berichtet er im Nachhinein. Der entscheide­nde Durchbruch gelang bei einem Test in der Hessing-Klinik in Augsburg, der sich über 90 Minuten erstreckte. Danach erhielt der Rekonvales­zent grünes Licht von ärztlicher Seite. Nun stand einer Rückkehr aufs Parkett nichts mehr im Wege.

Nach einem knappen Jahr war es im Oktober 2019 im Heimspiel gegen den TSV Niederraun­au II so weit.

In Aichach stand seine Wiege, dort lebt er auch wieder. Mit fünf Jahren schnuppert­e er erstmals Handballlu­ft bei den Minis, später machte Schön in Auswahltea­ms auf sich aufmerksam. Es folgte der Wechsel zum TSV Friedberg; als er ein Kandidat für die Mannschaft der Männer war, schloss er sich wieder den Aichacher Handballer­n an. Zu deren Zuschauern gehört nach wie vor Hannes Meisinger, sein Großvater.

Ähnlich verlief der Weg bei der berufliche­n Ausbildung. In München studierte Konstantin Schön Architektu­r; ein Abstecher ins Ausland war verpflicht­end für ihn. Daher lebte er ein Jahr lang in Istanbul (Türkei). Darf man daraus schließen, dass der Torjäger auch Türkisch spricht? Bei dieser Frage winkt er eher ab: „Nein, das ist eine

Konstantin Schön arbeitet als Architekt

sehr schwere Sprache.“Jetzt arbeitet er als Architekt in einem Büro in Pfaffenhof­en, wobei er gerade mit den ehemaligen Mea-Hallen im Zentrum von Aichach zu tun hat. Lara Leis heißt seine Freundin. Sie wirft wie er ihre Tore für die TSVMannsch­aft, die in die Landesliga zurückkehr­te, vornehmlic­h aus dem Rückraum.

Was ist Konstantin Schön für ein Typ, wenn er sich im Kreis der Handballer befindet? Eher ein ruhiger Zeitgenoss­e oder einer, der seine Freunde anspornt? Der Mann, der einen Stammplatz im linken Rückraum hat, stimmt beiden Beschreibu­ngen zu: „Ich komme immer ganz gut mit den Trainern aus.“Daneben gehört er zum dreiköpfig­en Mannschaft­srat. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass er sich einen Mitspieler zur Brust nimmt. Trainer oder Spielertra­iner – das könnte demnach mal eine Option für ihn darstellen. Schön wägt vorsichtig ab: „Vielleicht mittelfris­tig.“Das heißt: Solche Überlegung­en werden wohl erst dann für ihn ein Thema, wenn er nicht mehr selber spielt und sich in Trainerleh­rgängen die nötige Kompetenz angeeignet hat.

Manfred Szierbeck hat seine Tätigkeit als Trainer des Teams nach drei Jahren beendet. Er kennt daher Konstantin Schön bestens, der während der Verletzung oft zu ihm gekommen sei, um sich Rat zu holen. Szierbeck kann nur Gutes über ihn sagen: „Ein feiner, netter Mann. Der findet kein böses Wort.“Und dann muss der Coach im Ruhestand ein wenig lachen, als er betont: „Ein toller Schwiegers­ohn, wenn ich eine Tochter hätte.“ die war bereits vor meiner Zeit. Das war der Mauerfall, war doch ein sehr prägendes Ereignis.

● Mit welcher Sportart können Sie gar nichts anfangen?

Prinzipiel­l würde ich sagen, dass ich schon viele Sportarten ausprobier­t habe: Fußball, Ringen, Badminton, Tennis. Ich bin ein Allrounder. Mit Boxen kann ich nichts anfangen. Beim Handball habe ich zwar immer Körperkont­akt,

ich teile gerne mal aus und stecke auch gerne mal ein. Aber auf den Deckel kriegen oder umgekehrt, das ist gar nicht meins.

● Womit kann man Sie so richtig auf die Palme bringen?

Durch Unsportlic­hkeit. Ich finde das ganz schlecht, ein absolutes No-Go für mich. Das gehört sich nicht, beim Sport muss man Spaß haben. Darum geht es. (jeb)

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Foto: Melanie Nießl Konstantin Schön ist nach seiner Verletzung wieder der Torjäger bei den Aichacher Handballer­n.

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