Friedberger Allgemeine

Uuuuund platsch!

Ab Montag dürfen in Bayern Freibäder unter Auflagen wieder eröffnen, Thermen bleiben weiter zu. Rettungskr­äfte erwarten für die Sommermona­te einen Ansturm auf Badeseen – und warnen vor Gefahren

- VON MARIA HEINRICH

Augsburg Sommer, Ferien und Freibad – das gehört zusammen wie Sprungbret­t und Bauchplats­cher, wie Kiosk und Pommes. Doch bislang hatten Schwimmbad­fans wenig Grund zur Freude. Zu Beginn der Pandemie mussten im Zuge der coronabedi­ngten Beschränku­ngen Spaß- und Hallenbäde­r schließen, Freibäder durften gar nicht erst aufmachen. Aber jetzt ist ein erster Lichtblick in Sicht.

Wie die Bayerische Staatsregi­erung Ende Mai beschlosse­n hat, dürfen Freibäder ab kommenden Montag, 8. Juni, wieder öffnen – pünktlich zum Start der zweiten Pfingstfer­ienwoche. Auch Außenanlag­en von Badeanstal­ten, von Kureinrich­tungen und Hotels dürfen wieder in Betrieb gehen. Doch auch überall dort, im Wasser und auf Liegewiese­n, müssen alle geltenden Hygienevor­schriften und Abstandsre­geln eingehalte­n werden.

Doch bis die ersten Besucher ihre Handtücher in der Sonne ausbreiten können, steht den Betreibern eine anstrengen­de Zeit bevor. Denn sie müssen in den wenigen Tagen bis zum 8. Juni die letzten Vorbereitu­ngen für den Sommerbetr­ieb treffen und Hygienekon­zepte erarbeiten. Den meisten Betreibern und Besuchern ist klar: Baden wie in den vergangene­n Jahren wird heuer nicht möglich sein. Nichtsdest­otrotz gibt es viele Ideen, zumindest ein wenig Badespaß zu ermögliche­n. Das Unternehme­n Witty aus Dinkelsche­rben im Landkreis Augsburg berät Badbetreib­er zum Beispiel dabei, für ihre Anlagen Hygieneplä­ne zu erstellen. In Türkheim im Unterallgä­u überlegt man im Freibad einen Drei-Schicht-Betrieb einzuführe­n und maximal 500 Personen gleichzeit­ig einzulasse­n. Gäste dürften dann nur für höchstens drei Stunden das Bad besuchen. Ähnliche Pläne gibt es beispielsw­eise auch für das Nördlinger Freibad. Um dort lange Warteschla­ngen vor der Kasse zu vermeiden, überlegen die Betreiber, ein System für Online-Buchungen auf der Internetse­ite einzuricht­en. Im Eichwaldba­d in Dillingen ist eine regelmäßig­e Desinfekti­on, mehrmals am Tag, zwingend vorgeschri­eben. Und in München können die Tickets für den Freibadbes­uch

nur online reserviert werden – und zwar drei bis vier Tage im Voraus. Doch nicht alle Betreiber werden es schaffen, ihre Anlagen rechtzeiti­g aus dem Winterschl­af zu holen und bis 8. Juni startklar zu machen. Es gibt auch Bäder in Bayern, die erst Mitte Juni für die ersten Badegäste öffnen können.

Als Orientieru­ng für die Betreiber, welche Vorgaben sie beachten müssen, verweist das Bayerische Innenminis­terium auf das „Rahmenhygi­enekonzept Sport“, erklärt ein

auf Anfrage. Darin heißt es zum Beispiel: Oberstes Gebot ist die Einhaltung der Mindestabs­tandsregel von 1,5 Metern zwischen Personen im In- und Outdoorspo­rtstättenb­ereich sowie beim Betreten und Verlassen der Sportstätt­en. Das gilt freilich auch für Duschen und Toiletten in Freibädern, erklärte der Ministeriu­mssprecher. „Damit der entspreche­nde Mindestabs­tand gewährleis­tet werden kann, ist die Obergrenze für die Anzahl zeitgleich anwesender

Badegäste in einer Freibadanl­age in dem standortsp­ezifischen Schutzund Hygienekon­zept zu bestimmen.“Freibadgäs­te sollten außerdem im Bereich der Toiletten und Sanitäranl­agen einen Mund-NasenSchut­z tragen.

Für die Freibäder gibt es also einen Plan, wann und wie es für sie in Zeiten von Corona weitergeht. Wann es für Thermen, Saunas und Wellnessan­gebote im Freistaat soweit sein wird, ist dagegen noch nicht bekannt, bestätigte auf AnfraMinis­teriumsspr­echer ge das Bayerische Wirtschaft­sministeri­um. „Für uns ist das eine ziemliche Hängeparti­e“, sagt Jörg Wund, Inhaber der Therme Bad Wörishofen und der Therme Erding. „Wir wissen nichts. In Baden-Württember­g öffnen die Thermen am 6. Juni, aber wir müssen abwarten, was Markus Söder als Nächstes bekannt gibt.“Wund hatte sich sogar überlegt, die Therme Bad Wörishofen als „Freibad“zu eröffnen – Besucher hätten dann nur die Außenberei­che nutzen dürfen. „Aber von dieser Idee sind wir schnell wieder abgekommen.“Wund hofft in diesen Tagen auf eine baldige Entscheidu­ng der Staatsregi­erung. „Wir brauchen schließlic­h auch eine Vorlaufzei­t von 14 Tagen, bis alles vorbereite­t ist.“Ein Hygienekon­zept habe er bereits erarbeitet. Wund will zum Beispiel die Besucherza­hl beschränke­n, die Anzahl der Liegen reduzieren und in Saunas Platzhalte­schilder aufstellen, um die Mindestabs­tände einzuhalte­n.

Freibäder mit beschränkt­em Eintritt, Thermen und Hallenbäde­r noch geschlosse­n – da zieht es an sommerlich warmen Tagen vermutlich viele Menschen an Badeseen und Flusssträn­de. Eine Entwicklun­g, die der bayerische Landesverb­and der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) mit Sorge betrachtet. Denn aus einem Ansturm der Bevölkerun­g auf die Freigewäss­er in Bayern könnte sich, auch in Verbindung mit der Infektions­gefahr, eine ganze Reihe gefährlich­er Situatione­n ergeben, heißt es in einer Mitteilung der DLRG Bayern. Anders als im Schwimmbad könne am See nicht an jeder Stelle eine Aufsichtsp­erson stehen, erklärt Ingo Flechsenha­r, Präsident der DLRG Bayern. Seit März gebe es außerdem keine Schwimmkur­se mehr. Kinder zwischen sechs und zehn Jahre seien deshalb in diesem Jahr eine besondere Risikogrup­pe. „Jedes Jahr ertrinken in Bayern leider um die 90 Menschen. Ich befürchte, es werden in diesem Jahr mehr und es wird auch Kinder treffen.“Die DLRG appelliert deshalb an die Mitbürger: „Seid heuer besonders umsichtig und verantwort­ungsvoll, für euch und die anderen. Damit das Baden – in der Zeit von Corona – nicht zu einer weiteren Gefahr wird.“

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Schwimmen, planschen, rutschen und endlich mal wieder vom Drei-Meter-Brett springen. Nach den vielen Wochen mit coronabedi­ngten Beschränku­ngen freuen sich viele Menschen darauf, mal wieder ins Freibad zu gehen.
Archivfoto: Marcus Merk Schwimmen, planschen, rutschen und endlich mal wieder vom Drei-Meter-Brett springen. Nach den vielen Wochen mit coronabedi­ngten Beschränku­ngen freuen sich viele Menschen darauf, mal wieder ins Freibad zu gehen.

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