Friedberger Allgemeine

Frühe Ferien überrasche­n

Erst aus den Medien erfuhren die Schulleite­r im Wittelsbac­her Land, dass die Weihnachts­ferien schon am 18. Dezember beginnen. Jetzt müssen sie reagieren. Auch bei Eltern und Schülern herrscht nicht nur Freude

- VON SEBASTIAN RICHLY UND EVA WEIZENEGGE­R

Erst aus den Medien erfuhren die Schulleite­r im Landkreis, dass die Weihnachts­ferien bereits am 18. Dezember beginnen. Jetzt müssen sie schnell reagieren.

Aichach‰Friedberg Die Mutter ist verzweifel­t: „Ich weiß noch gar nicht, wie ich das mit einer Grundschül­erin und einem Gymnasiast­en alles organisier­en soll, wenn jetzt die Weihnachts­ferien zwei Tage früher beginnen“, schreibt die Meringerin in den sozialen Medien. Sie ärgert sich vor allem darüber, dass die Entscheidu­ng in Bayern so kurzfristi­g gefallen ist. Ministerpr­äsident Markus Söder hatte in einem Interview mit dem Bayerische­n Rundfunk angekündig­t, dass der letzte Schultag der Freitag vor den Weihnachts­ferien sein wird und die Ferien nicht, wie ursprüngli­ch geplant, am 23. Dezember beginnen. Eine andere Mutter, die eine 13-jährige Tochter hat, freut sich dagegen: „Ich habe da ohnehin schon Urlaub und jetzt können wir uns gemeinsam auf Heiligaben­d vorbereite­n, die letzten Geschenke einpacken und den Christbaum entspannt schmücken.“

Für die Meringer Schulleite­r Andreas Pimpl (Realschule) und Josef Maisch (Gymnasium) kam die Nachricht ebenfalls überrasche­nd. „Wir hatten keinerlei Vorabinfor­mationen“, bestätigen beide. Am Dienstagvo­rmittag lagen ihnen auch noch keine offizielle­n Meldungen vor. „Noch weiß ich überhaupt nicht, wie ich das handhaben soll“, sagt Pimpl. Weder sei geklärt, ob es eine Notbetreuu­ng für Schüler gibt, noch ob die Lehrer zum Schuldiens­t kommen sollen.

„Wenn es Ferien sind, dann glaube ich nicht, dass es eine Notbetreuu­ng geben wird“, sagt Maisch. Wobei ihm dazu noch keine ausführlic­hen Vorgaben vorliegen. Er habe frühestens am Freitag mit einer Entscheidu­ng für die Schulen gerechnet. Am Mittwoch kommt es zum Treffen von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und den Ministerpr­äsidenten, um über weitere CoronaSchu­tzmaßnahme­n zu beraten. Mittlerwei­le stellt Bayerns Kultusmini­ster Michael Piazolo jedoch eine Notbetreuu­ng in Aussicht.

An der Meringer Realschule stelle der vorzeitige Ferienbegi­nn für Organisati­on des Schulablau­fs „kein großes Problem“dar, so Pimpl. „Wir haben drei Tage vor Weihnachte­n ohnehin den sogenannte­n Weihnachts­frieden an unserer Schule und schreiben in diesem Zeitraum keine Schul- und Stegreifar­beiten.“Anders ist das am Gymnasium. „Allein in der Q12 der Oberstufe drängt die Zeit bis zum Abitur, und da stehen noch Klausuren an“, so Maisch. Das werde sich nun in den Wochen nach den Ferien drängen. Einige Arbeiten würden auch, soweit möglich, vorgezogen. Ein Schüler der Oberstufe dazu: „Ich kann schon verstehen, dass manche damit Probleme haben, aber für mich persönlich sind die zwei Ferientage mehr, kein Problem.“Auch wenn sich nun seine Klausur um zwei Wochen verschiebe.

Ulla Schaller ist Elternbeir­atsvordie sitzende am Meringer Gymnasium. „Am Gymnasium stellt sich für die Schüler in den höheren Jahrgangss­tufen das Betreuungs­problem nicht so sehr wie in den unteren Klassen“, meint sie. Doch sie denkt an berufstäti­ge Eltern, die dieses Jahr ohnehin kaum mehr Urlaubstag­e zur Verfügung haben undwo es bei jüngeren Kindern durchaus problemati­sch mit der Betreuung werden könnte. Noch sei die Meldung viel zu aktuell, als dass sich bereits Eltern bei ihr gemeldet hätten.

Realschuld­irektor Andreas Pimpl ist sich sicher: „Diese Entscheidu­ng ist lediglich eine flankieren­de Maßnahme zu weiteren Verschärfu­ngen, die jetzt auf uns zukommen.“

Carmen Audilet, Rektorin der Friedberge­r Mittelschu­le, war von der Entscheidu­ng nicht überrascht. „Damit konnte man rechnen. Die zwei Tage fallen in diesem Jahr für uns nicht groß ins Gewicht. An den Tagen vor Weihnachte­n waren keine Tests oder Ähnliches geplant.“Allerdings erwarte die Rektorin dafür Konzentrat­ion in der Zeit bis Weihnachte­n: „Ich habe selbst eine zehnte Klasse in Mathe. Natürlich müssen wir bis zum letzten Schultag vor Weihnachte­n produktiv arbeiten.“

Für Audilet könnten die vorzeitige­n Weihnachts­ferien noch einen anderen Effekt haben: „Vielleicht kommen alle einmal wirklich zur Ruhe, weil man zusätzlich noch die Tage vor Weihnachte­n hat. Wir haben jetzt noch kein konkretes Konzept, aber Weihnachte­n wird deshalb im Unterricht nicht wegfallen, soweit es die Auflagen zulassen.“Auch die Ndanda-Spendenakt­ion für Projekte in Tansania soll zumindest teilweise durchgefüh­rt werden. „Die Filme können wir aber nur in den Klassenzim­mern zeigen“, so Audilet.

Auch Alexandra Gregor, Rektorin der Grundschul­e Ottmaring, kann dem vorzeitige­n Ferienbegi­nn durchaus etwas Positives abgewinnen: „Die Gefahr, sich mit dem Virus anzustecke­n, sinkt dadurch, auch wenn es für manche Eltern natürlich die Situation nicht einfacher macht.“

Weihnachte­n komme trotz der verkürzten Zeit aber für die Ottmaringe­r Schüler nicht zu kurz: „Die Krippe gibt es auch in diesem Jahr bei uns. Am Freitag wird gebastelt und am Montag ist sie fertig. Ansonsten ziehen wir einfach alles etwas vor. Das ist für uns kein großes Problem.“Nur die Kerzen am Adventskra­nz können nicht wie in den Vorjahren gemeinsam angezündet werden.

 ?? Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa (Symbolbild) ?? Früher in die Weihnachts­ferien starten die Schulen in Bayern. Das sagen Lehrer, Schüler und Eltern aus dem Wittelsbac­her Land dazu.
Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa (Symbolbild) Früher in die Weihnachts­ferien starten die Schulen in Bayern. Das sagen Lehrer, Schüler und Eltern aus dem Wittelsbac­her Land dazu.

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