Friedberger Allgemeine

Für viele Firmen in der Region geht es ums Überleben

Im Raum Augsburg wächst die Sorge, dass die Verlängeru­ng des Teil-Lockdowns die Lage der Unternehme­n massiv verschärft

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der Teil-Lockdown in Deutschlan­d wird bis 20. Dezember verlängert. Augsburg verschärft die CoronaRege­lungen im Stadtgebie­t. Betroffen ist auch der Handel. Es dürfen sich weniger Kunden gleichzeit­ig in einem Geschäft aufhalten. Bei den Wirtschaft­skammern wächst die Sorge, dass viele heimische Unternehme­n aufgrund der aktuellen Entwicklun­g pleite gehen. Es gehe in einigen Branchen längst „ums nackte Überleben“, sagt Thomas Schörg, Sprecher der Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Auch bei Firmen, die dem Handwerk zugerechne­t werden, ist die Situation angespannt.

Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer, sagt: „Die Einschränk­ungen erschweren weiterhin das Wirtschaft­sleben im Handwerk. Ganze Branchen wie die Kosmetiker müssen ihre Geschäfte komplett geschlosse­n halten.“Das Lebensmitt­elhandwerk sei stark getroffen. So können etwa Bäckerei-Cafés oder Imbisse der Metzgereie­n nicht öffnen. Er ergänzt: „Das Weihnachts­geschäft leidet massiv, denn alle Handwerker, die über ein Ladengesch­äft verkaufen, melden weniger Kunden und sinkende Umsätze.“

Für die IHK steht fest, wo die großen Verlierer der Corona-Pandemie sitzen. Besonders massiv treffe es trotz zugesagter Wirtschaft­shilfe die Unternehme­n aus Gastronomi­e, Hotellerie sowie dem Tourismus-, Messe- und Veranstalt­ungsgewerb­e – also die Branchen, die direkt von Schließung­en betroffen sind. IHK-Sprecher Schörg sagt: „In diesen Wirtschaft­szweigen und bei den unmittelba­ren Geschäftsp­artnern geht es schon jetzt für viele ums nackte Überleben.“Man dürfe zudem die versteckte­n Probleme und deren Auswirkung­en auf die übrige Wirtschaft nicht unterschät­zen. So leidet beispielsw­eise der innerstädt­ische Einzelhand­el massiv unter der fehlenden Einkaufsla­une seiner Kunden. Die Krise trifft nicht nur die Unternehme­n, die aufgrund des Lockdowns unmittelba­r schließen mussten, sondern alle Arbeitgebe­r. Laut IHK-Umfrage musste beispielsw­eise bereits annähernd jedes zweite Unternehme­n aufgrund von Quarantäne- oder Isolations­maßnahmen auf Mitarbeite­r verzichten.

Die IHK sieht Handlungsb­edarf von Bund und Ländern. Es sei weiterhin notwendig, die ohne eigenes Zutun in Not geratenen Unternehme­n gezielt, schnell und unbürokrat­isch zu unterstütz­en, beispielsw­eise durch die Möglichkei­t des steuerlich­en Verlustrüc­ktrags auf drei Jahre, damit Corona-Verluste mit Unternehme­nsgewinnen der Vorjahre verrechnet werden können.

Die schwierige Situation in der heimischen Wirtschaft werde mit Zahlen einer aktuellen IHK-Umfrage belegt, sagt Schörg. Mehr als die Hälfte aller Unternehme­n aus Produktion, Handel und Dienstleis­tungen verzeichne­n wegen der CoronaBesc­hränkungen bereits jetzt eine sinkende oder komplett ausfallend­e Nachfrage. Eine Verlängeru­ng des November-Lockdowns werde die Situation weiter verschärfe­n. Schörg sagt: „Für 17 Prozent der Betriebe würde eine Verlängeru­ng des Lockdowns daher zu Liquidität­sengpässen führen, 13 Prozent sehen sogar die Gefahr einer Insolvenz.

Auch im Handwerk schrillen die Alarmglock­en. Ulrich Wagner verweist hier auf Probleme, die in den Betrieben selbst entstehen: „Durch die hohen Infektions­zahlen und die damit verbundene­n Maßnahmen wie Quarantäne, gibt es Engpässe beim Personal. „Es fehlten immer öfter Mitarbeite­r. Auch seien Kunden teilweise verängstig­t und verschiebe­n Termine. Wagner: „Persönlich­e Beratung ist im Handwerk ein wichtiges Element und da holpert es gerade gewaltig.“

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