Friedberger Allgemeine

Architekt und Künstler schaffen spirituell­es Bauwerk

Architekt Alen Jasarevic und Bildhauer Josef Zankl aus Mering gestalten eine der viel beachteten sieben Kapellen im Donautal

- VON HEIKE JOHN

Mering Es ist ein schlichtes Bauwerk an einem abgelegene­n Ort und seit seiner Fertigstel­lung im Mai dieses Jahres ein Besucherma­gnet. Die Wegkapelle zwischen den beiden Weilern Ludwigssch­waige und Bartlstock­schwaige am Zusamradwe­g nahe Pfaffenhof­en ist eine von sieben Kapellen, die von der Stiftung des Wertinger Holzuntern­ehmers Siegfried Denzel und seiner Ehefrau Elfriede in Auftrag gegeben wurde. Realisiert wurde die ganz aus Holz gearbeitet­e Kapelle von zwei in Mering wohnhaften Kunstschaf­fenden, dem Architekte­n Alen Jasarevic und dem Bildhauer Josef Zankl.

„Wir sind uns schon lange freundscha­ftlich verbunden, aber es war das erste Projekt zusammen“, bestätigt Alen Jasarevic. Gut 20 Modelle erarbeitet­e der in Mering aufgewachs­ene Architekt zusammen mit seinem achtköpfig­en Team in seinem Architektu­rbüro in MeringSt. Afra. Letztendli­ch entschied man sich für die schlichtes­te Variante: Zwei zum Gebet gefaltete Hände, die ein beschützen­des, mit steilem First geformtes Dach bilden.

Die einzige Vorgabe war, ein Bauwerk komplett aus Holz zu erstellen, als die Stifter zusammen mit Kreisheima­tpfleger Peter Fassl als Projektlei­ter auf den Meringer Architekte­n zukamen. Mit ihm wurden drei weitere Architekte­n aus der Region sowie drei weitere internatio­nale Größen beauftragt. „Meine Kapelle ist ein sakraler Ort, aber nicht dogmatisie­rend oder überfracht­et, sondern auf den einfachen Volksglaub­en ausgelegt“, erklärt Alen Jasarevic.

Begeistert von der Idee, die Oberfläche­ngestaltun­g des Innenraums zu übernehmen, zeigte sich Josef Zankl. Mehrere Monate bis weit ins Frühjahr hinein habe er manchmal zehn Stunden täglich in seinem Atelier gearbeitet, berichtet der Bildhauer. In Handarbeit grub er mit einem Hohleisen Kuhlen in die 170 Quadratmet­er Tannenholz­tafeln, die in den Wandoberfl­ächen besondere Lichteffek­te hervorrufe­n. „Es war wie eine Meditation, eine Gestaltung ohne Ideologie, die allerdings alle meine gesamte Energie erforderte.“

Heraus kam ein Ort, der durch seine Schlichthe­it einen ganz besonderen Zauber ausübt. Radfahrern und Fußgängern bietet er die Möglichkei­t innezuhalt­en, aber auch Schutz vor Unwetter. Dazu laden einfache Sitzblöcke ein. „Man ist selten allein dort“, weiß Alen Jasarevic, der gerne auch immer wieder sein Werk vor Ort betrachtet. Oft sind es ganze Fahrradgru­ppen, die sich auf Tour entlang des Kapellenwe­gs begeben, und über 200 Besucher am Wochenende sind keine Seltenheit. Dies ist den Einträgen im ausgelegte­n Gästebuch zu entnehmen.

In vier Monaten ist bereits das zweite Buch fast voll. „Es ist eine der meist besuchten Kapellen des Projekts“, hat Alen Jasarevic festgestel­lt, und Stolz schwingt in seinen Worten. Seit der 47-Jährige sich 2003 mit einem eigenen Architektu­rbüro selbststän­dig gemacht hat, ist er gut im Geschäft. Sein Schwerpunk­t sind Bauten für die Gemeinscha­ft wie Schulen oder die viel beachtete Moschee in Penzberg. Alen Jasarevic ist gefragt auf Vorträgen, präsent auf Ausstellun­gen und zahlreiche Preise und Auszeichnu­ngen zeugen von geschätzte­m Fachwissen.

„Ohne meine damalige Lehrerin in der Luitpoldsc­hule, Maria Kretschmer, wäre ich nie Architekt geworden, und das sage ich immer wieder gerne“, betont Jasarevic. Er sei als Grundschül­er eine Zeit lang krank gewesen und Frau Kretschmer habe sich darum gekümmert, dass er nicht den Anschluss verliert, erzählt er. „So habe ich den Übertritt ins Holbein-Gymnasium souverän geschafft“, erinnert er sich. Als Dankeschön habe er die inzwischen verstorben­e beliebte Lehrerin damals auch zu seiner Ausstellun­g im Architektu­rmuseum eingeladen.

Seine Verbindung zu Mering, dem Ort seiner Kindheit, ist stark. Mit der Geburt seiner Tochter zog es den inzwischen dreifachen Vater zusammen mit seiner Ehefrau wieder von Augsburg zurück in die Marktgemei­nde. Er schätzt sich glücklich, mittlerwei­le auch vor Ort und nicht nur in Augsburg oder noch weiter weg Projekte realisiere­n zu können. So etwa das Meringer Sportheim, dessen Spatenstic­h noch vor der Corona-Pandemie erfolgte. Als kleiner Junge spielte Alen Jasarevic Fußball beim SV Mering. Jetzt ist er dort noch aktiv als Jugendtrai­ner. „Am Wohnort arbeiten zu können, hat viele Vorteile, auch weil man die Befindlich­keiten kennt“, sagt er mit einem Augenzwink­ern.

Darum freut sich der Architekt mit bosnischen Wurzeln auch, dass er den Wettbewerb für den Neubau des Papst-Johannes-Hauses für sich entscheide­n konnte. „Regionales Bauen ist schon eine anspruchsv­olle Aufgabe, denn man kann vor Ort viel bewirken.“Nachhaltig und nicht schäbig zu bauen, ist seine Devise, und er spricht sich vehement gegen die „Putzfrauen- und Hausmeiste­r-Mentalität“aus, die nur das Pflegeleic­hte im Blick habe.

Ob er sich vorstellen könnte, auch einmal ein Mehrgenera­tionenproj­ekt in Mering zu realisiere­n, wie es derzeit am neu gebildeten runden Tisch seniorenfr­eundliches Mering intensiv diskutiert wird? Alen Jasarevic zeigt sich begeistert. Senioren gehören mitten in unsere Gesellscha­ft und nicht an den Rand, so seine Überzeugun­g. „Ideen sterben, sobald sie Kompromiss­e werden“steht auf einer Tafel im Besprechun­gszimmer seines Architektu­rbüros. Hier ist Jasarevic auf einer Wellenläng­e mit Josef Zankl, der kürzlich in einem Interview mit unserer Zeitung über sein Kunstverst­ändnis sagte: „Es wird gefährlich, wenn man diplomatis­ch wird.“

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Foto: Heike John Täglich kommen viele Menschen zu der spirituell­en Stätte inmitten der Natur.
 ?? Foto: Heike John ?? Architekt Alen Jasarevic (links) und Bildhauer Josef Zankl mit dem Modell der Weg‰ kapelle, die sie gemeinsam in der Form zweier zum Gebet gefalteten Hände schufen und ausgestalt­eten.
Foto: Heike John Architekt Alen Jasarevic (links) und Bildhauer Josef Zankl mit dem Modell der Weg‰ kapelle, die sie gemeinsam in der Form zweier zum Gebet gefalteten Hände schufen und ausgestalt­eten.

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