Friedberger Allgemeine

Inklusiver Spielplatz soll her

Die Stadt Friedberg will zwei Spielplätz­e errichten, auf denen Kinder mit und ohne Behinderun­g zusammen spielen können. Ein Standort stößt auf Widerstand

- VON UTE KROGULL

Die Stadt Friedberg will zwei Spielplätz­e errichten, auf denen Kinder mit und ohne Behinderun­g zusammen spielen können. Ein Standort stößt auf Widerstand.

Friedberg Die Stadt Friedberg unterhält 49 Spielplätz­e, darunter der neue Spielplatz im Schlosspar­k, der großen Zulauf hat. Was hier und auch in der Umgebung fehlt, ist ein inklusiver Spielplatz. Das heißt, Kinder mit Behinderun­g haben so gut wie keinen Zugang zu öffentlich­en Spielplätz­en. Das soll sich ändern. Zwei Standorte sind geplant.

Zum einen soll der bestehende Spielplatz im Stadtpark umgewandel­t, zum anderen soll ein kleinerer Spielplatz im Neubaugebi­et an der Afrastraße inklusiv eingericht­et werden. Die Idee dazu kam vom für Spielplätz­e zuständige­n Mitarbeite­r der Tiefbauabt­eilung. Was aber ist das Besondere daran?

Einen inklusiven Spielplatz einzuricht­en, erläuterte Abteilungs­leiter Moritz Ladwig im Bauausschu­ss, sei gar nicht so einfach. Denn was für ein Kind mit der einen Behinderun­g eine tolle Spielmögli­chkeit sei, bedeute für ein anderes eine Barriere. Beispielsw­eise sei ein Sinnespfad mit unterschie­dlichen Bodenbeläg­en, in dem Kinder mit Sehbehinde­rung spielerisc­h Erfahrunge­n machen können, für Kinder im Rollstuhl ein Problem. Das Gleiche gelte für den gängigen Fallschutz aus Hackschnit­zel. Außerdem sind Spielgerät­e wie eine Rollstuhls­chaukel sehr teuer.

Zur Standortwa­hl erläuterte Ladwig, der Spielplatz im Stadtgarte­n sein sehr beliebt und in der Nachbarsch­aft akzeptiert. Schulen befänden sich in der Nähe, Lage und Infrastruk­tur seien gut, die Wege dorthin barrierear­m. Im Baugebiet an der Afrastraße muss die Stadt auf jeden Fall einen Spielplatz bauen. Die städtische­n Wohnblocks dort sind barrierefr­ei, drei Wohnungen sogar behinderte­ngerecht. Es gehe hier nicht nur darum, dass behinderte Kinder dort spielen können, sondern auch um Eltern mit Behinderun­g, die mit ihren Kindern auf einen Spielplatz möchten.

Alle Politiker im Bauausschu­ss waren grundsätzl­ich für inklusive Spielplätz­e, Gegenwind gab es für

Verwaltung nur beim Standort Stadtpark. Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e) hielt es nicht für sinnvoll, einen bestehende­n und funktionie­renden Spielplatz umzugestal­ten und mitten im Grünen Flächen zu versiegeln; er hätte lieber einen neuen Spielplatz andernorts in der Stadtmitte anlegen lassen und stimmte zusammen mit Manfred Losinger (CSU) gegen den Beschlussv­orschlag.

Moritz Ladwig meinte dagegen, der Spielplatz sei ohnehin sanierungs­bedürftig und der Boden bereits stark verdichtet. Ihm sprang die Grünen-Fraktionsv­orsitzende Claudia Eser-Schuberth bei, die die

Geräte dort als „nicht neu und fantasielo­s“bezeichnet­e. Begeistert war auch ihre Parteikoll­egin Marion Brülls, die viele Jahre in Behinderte­neinrichtu­ngen gearbeitet hat. „Das ist eine Chance für alle Kinder, sich gemeinsam zu erleben“, sagte sie.

Man könne Spenden für Spielgerät­e sammeln, um die Kosten zu senken. Bislang hatte die Verwaltung sich wegen finanziell­er Unterstütz­ung an den Erholungsg­ebietevere­in Augsburg und die „Aktion Mensch“gewandt, die das Projekt jedoch beide als nicht förderfähi­g einstufen.

Manfred Losinger schlug im Ausdie schuss ein Gespräch mit den Fachleuten von einem Planungsbü­ro sowie einen Ortstermin in einer bestehende­n Einrichtun­g vor. Hier gibt es im Großraum Augsburg allerdings nur ein echtes Vorbild, nämlich den Sinnes- und Therapiega­rten der Malteser im Neusässer Stadtteil Steppach.

Dieser bietet auf 6000 Quadratmet­ern unter anderem eine Partnersch­aukel, die auch Rollstuhlf­ahrer nutzen können, einen Sinnesparc­ours, einen Kettensteg, einen Wipper, ein Kugelspiel, einen Grillplatz und mehr. Er kostete bei seiner Eröffnung im Jahr 2012 rund 100.000 Euro, die großteils aus Spenden und

Erbschafte­n finanziert wurden. Im Lauf der Jahre wurde er weiterentw­ickelt, unter anderem, um ihn wirklich rollstuhl-und rollatoren­gerecht zu gestalten.

Außerdem wurde 2019 der Spielplatz im Botanische­n Garten von Augsburg um einen inklusiven Bereich erweitert. Dieser umfasst ein für Rollstuhlf­ahrer geeignetes Karussell, eine Hängematte, die auch Menschen mit Einschränk­ungen nutzen können, und eine Kletterbur­g, deren unterste Ebene für Rollstühle befahrbar ist. In Friedberg werden nun die Planer beauftragt; dafür sind 50.000 Euro veranschla­gt. Baubeginn soll 2022 sein.

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Foto: Diana Deniz (Archivbild) Eine Partnersch­aukel ist auch für Rollstuhlf­ahrer geeignet. Diese hier steht im Therapie‰ und Sinnesgart­en der Malteser in Steppach. Auch Friedberg möchte nun inklusive Spielplätz­e einrichten.

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