Frisch gekocht für Kissings Schüler
Die Köchin Manuela Knaus arbeitet in der Kissinger Grund- und Mittelschule nach dem Motto „Umwelt und Tierwelt mit Respekt begegnen“. Das gefällt Kindern, Lehrern, Betreuern und dem Bürgermeister
Jeden Tag ein gutes Schulessen auf den Tisch zu bringen – das ist gar nicht so einfach. Die Speisen müssen in großer Menge rechtzeitig fertig werden und den Vorgaben einer gesunden Ernährung entsprechen. Doch die nach formalen Kriterien beste Schülermahlzeit bringt nichts, wenn es den Schülern nicht schmeckt. Dann schieben sie die Speisen nur auf dem Teller rum und gehen später hungrig nach Hause – oder machen gleich einen Abstecher zum nächsten Dönerstand.
Die meisten Schulen und Kitas setzen bei der Verpflegung auf Caterer. In Kissing hatte man die vor sechs Jahren neu gebaute Mensa speziell darauf ausgerichtet. Damals wurde das Essen vorgegart und tiefgefroren angeliefert und dann mit hochmodernen Kombidämpfern erwärmt.
Mit der neuen Mensa-Chefin Manuela Knaus kehrt Kissing nun zum frisch gekochten Essen zurück. Vormittags ist schon der Geruch der Kräuter wahrzunehmen, die fürs nächste Essen geschnitten werden.
Die Schüler können sich mit Wünschen an die Betreiberin wenden. Und diese bekommt sowieso unmittelbar mit, was den Kindern schmeckt und was sie eher verschmähen – und wird ihren Speiseplan entsprechend anpassen. Das sind Vorzüge, die selbst das professionellste Catering nicht bieten kann.
Kissing Bereits um 7.30 Uhr kommen die ersten Kinder, um sich am Kiosk Brezen, belegte Semmeln oder Milch für die Pause um 10.15 Uhr zu kaufen. Von 11.30 bis 13.30 Uhr essen die Klassen der offenen und gebundenen Ganztagsschule mit ihren Betreuern zu Mittag. Auch Bürgermeister Reinhard Gürtner ist täglich in der Mensa anzutreffen, entweder um sich vormittags einen Snack zur Brotzeit zu holen oder hin und wieder beim Mittagessen.
Er freut sich über die nachhaltige Küche und das familiäre Gefühl. „Fast wie bei Mama oder Oma zu Hause“, sagt er und lacht. Die Einführung des „Pädagogischen Häppchens für Betreuer“durch die Verwaltung sorge für gute Gespräche mit den Kindern und die Vermittlung von Tisch- und Esskultur. Am 8. September übernahm Manuela Knaus aus Wiedenzhausen die Leitung der Mensa der Grund- und Mittelschule Kissing. Sie kocht täglich frisch und bietet noch fünf weiteren Frauen einen Arbeitsplatz.
Im November 2014 eröffnete die Mensa der Grund- und Mittelschule Kissing. Bis zum Ende des Schuljahres 2015/16 lieferte Apetito Catering Tiefkühlware, die Speisen wurden im Kombidämpfer erwärmt. Es gab ein Tagesgericht und ein vegetarisches Essen. Von September 2016 bis Juli 2020 war Sander Catering zuständig für die schonend pasteurisierten und gekühlten Speisen wurden vor Ort im Kombidämpfer fertig gegart bzw. aufgewärmt. Es gab ein vegetarisches Gericht sowie ein Vollkost-Menü mit Beilagensalat bzw. Rohkost und Dessert bzw. Obst.
Die neue Köchin entschied sich für einen ganz neuen Weg. Sie nimmt auch gerne Wünsche der Kinder entgegen und hat ein offenes Ohr für deren Erzählungen und Probleme. Die 46-jährige Manuela Knaus aus Niederbayern wohnt seit neun Jahren in Wiedenzhausen und ist seit über zehn Jahren Küchenmeisterin. In verschiedenen Gaststätten und Hotels sammelte sie Berufserfahrung. Sie arbeitete im Hotel Almberg an der tschechischen
Grenze, aber auch schon im DreiSterne-Hotel Plaza in Berlin. Von 2011 bis 2020 war sie Küchenchefin für Kinder- und Schulcatering im
Landkreis Starnberg. „Ich bin im Tierschutz tätig und habe selbst fünf Katzen und zwei Hunde. Darum ist mir Tier- und Umweltschutz sehr wichtig“, sagt Knaus. Sie bezieht Fleisch, Obst und Gemüse vorwiegend von regionalen Anbietern und aus biologischem Anbau bzw. aus artgerechter Haltung, die Wurst für den Kiosk vom Metzger ihres Vertrauens aus ihrem Heimatort.
Jeden Tag wird ein warmes Vollwertgericht mit Fleisch und Fisch und ein vegetarisches Gericht gekocht, dazu wird abwechselnd Salat oder Gemüse und Dessert oder Obst entsprechend der Jahreszeit gereicht. „Heute gibt es Schweineoder Putensteak mit frischer Kräuterbutter, Wedges und Salat. Das zweite Gericht ist ein selbst zubereitetes Gemüseschnitzel“, verrät die Köchin. Die Portionsgrößen für die Schüler richten sich nach den Vorgaben des Kompetenzzentrums für Ernährung. 200 bis 220 Essen verkaufe sie täglich, meist nach vorheriger Bestellung. Wasser gibt es kostenlos mit oder ohne Kohlensäure aus dem Spender. Aufgrund der guten Planung bleibe fast nie mehr etwas übrig.
Sophie Saedtler, Friedrich Weichert und Nathalia Fernandez-Paes besuchen die 4. Klasse und essen täglich in der Mensa. Ihnen schmeckt es sehr gut, vor allem Spätzle mit Fleisch, sagen Friedrich und Sophie.
Nathalia liebt Spaghetti mit Tomatensauce. Auch vom Kiosk holen sie sich gerne eine Käsebreze, Croissant oder eine Semmel mit Hähnchenfleisch und Salat. Reinhard Schelzig, der Gitarren- und Bassunterricht für die Ganztagsklassen gibt, isst auch jeden Tag in der Mensa. Das Essen sei abwechslungsreich und für die Qualität sehr günstig, sagt er.
Rektorin Annika Lauter und Konrektorin Angela Hundseder kommen auch zwei- bis dreimal in der Woche. „Schon am Morgen riecht es so lecker und wir sehen, wie das Personal frische Kräuter hackt“, verraten sie. Es sei jetzt auch viel ruhiger, weil die Kinder so lange sitzen bleiben, bis der letzte der Gruppe fertig ist.