Streit um Spielplatz im Schlosspark spitzt sich zu
Bei den Anwohnern der neuen Anlage in Friedberg liegen die Nerven blank. Sie werfen Bürgermeister Eichmann vor, Lärmschutzmaßnahmen zu blockieren
Friedberg Vom Erfolg überrascht war die Stadt Friedberg nach der Eröffnung des Spielplatzes im Schlosspark. Dort tummeln sich teilweise Dutzende Kinder mit ihren Eltern. Anwohner beschweren sich seit dem Sommer über den Lärm. Mittlerweile ist ein Rechtsanwalt eingeschaltet.
Den 450.000 Euro teuren Spielplatz im Stil einer Burganlage hatte die Stadt im Rahmen der Neugestaltung des Geländes anstelle einer alten Anlage errichtet. Seitdem berichten Anwohner, ihre eigenen Kinder könnten deshalb nicht schlafen, an Wochenenden zögen die Familien zu Verwandten oder machten Ausflüge, weil sie es nicht mehr aushalten. Besonders genervt sind sie von der Rutsche – nicht wegen des Rutschens an sich, sondern weil Kinder von oben herunterschreien und darauf herumtrommeln.
Ein Problem ist die Topografie: Der Spielplatz liegt am Hang oberhalb der Privatgrundstücke, sodass der Schall diese voll trifft. Der Spielplatz sei mittlerweile in der ganzen Region bekannt und Familien kämen auch aus Augsburg, teilweise ausgerüstet mit Picknick, für den ganzen Tag, berichten die Anwohner. Auch die Verkehrssituation in der Schützenstraße unterhalb des Parks sei dadurch gefährlich geworden. Mehrere Male wäre ein Kind fast überfahren worden.
Die Stadt reagierte nach einigen Wochen, begrenzte die Öffnungszeiten und stellte entsprechende Schilder auf. Weitere Maßnahmen seien geplant, sagt Bürgermeister Roland Eichmann auf Anfrage unserer Redaktion. Den Nachbarn geht das nicht schnell genug und sie kritisieren die Pläne als unzureichend. Die Schuld daran trage der Bürgermeister, der Vorschläge abschmettere. Ihm werfen sie Blockadehaltung vor. Wie sind die Positionen?
Die Anwohner fordern eine Einhausung der Rutsche, eine Mittagspause oder einen Schließungstag am Wochenende, überwacht durch Mitarbeiter von Stadt oder Sicherheitswacht, die Schließung von Lücken in der Hecke und ein Schallschutzgutachten. Selbst Plakate, die zur Rücksichtnahme auffordern, habe man ihnen zwar versprochen, sie seien aber noch immer nicht angebracht.
Der Bürgermeister sagt, wie besprochen seien Punkte in Arbeit, etwa Plakate, die Bepflanzung der Hecke und die Verlängerung des Zaunes. Die Einhausung werde mit dem Hersteller der Rutsche ausgearbeitet. Sie koste 50.000 Euro. Er hat das Thema in der Januarsitzung des Bauausschusses auf die Tagesordnung gesetzt. Eine Mittagspause oder gar einen Ruhetag lehnt er ab: Eine Stadt könne die Überwachung der Einhaltung solcher Regeln nicht leisten. Selbst in Sachen Einhausung gehen die Meinungen auseinander. Während Eichmann betont, ein Akustiker halte hier wegen der Trichterwirkung die Einhausung des Rutschenausgangs für sinnvoll, fordern die Nachbarn mehr, bis hin zu einem Abbau.
Kinderlärm beschäftigt immer wieder die Gerichte durch alle Instanzen. In der Regel unterliegen die Kläger; nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz muss der Lärm von Kindertageseinrichtungen oder Spielplätzen in der Regel hingenommen werden. Diese sind daher in Wohngebieten zulässig.
Diese Regelungen kennen auch die Menschen in der Schützenstraße. Sie berufen sich aber auf ein Papier des Landesamtes für Umwelt. Dort werden unter dem Punkt „Schallschutz bei der Planung von Kinderspielplätzen“unter anderem schalltechnisch optimierte Anordnung und Spielgeräte, Schallschutzwälle oder -wände, schallgedämpftes Material und organisatorische Maßnahmen wie eine Mittagspause aufgeführt. Allerdings sind dies keine Vorschriften, sondern Vorschläge. Nach einem Ortstermin vor einigen Wochen, der nach übereinstimmenden Auskünften emotional aus dem Ruder lief sowie mehreren E-Mails, auch an die Stadtratsfraktionen, sind die Fronten verhärtet. Die Nachbarn fordern daher einen Runden Tisch mit Anwohnern, Stadtverwaltung, Fraktionen, einem Schallschutzgutachter und einem Mediator.
Thomas Kleist (CSU) als Vorsitzender der größten Fraktion im Stadtrat, hält das – abgesehen von dem Mediator – für den besten Weg. Zwar hat sich Kleist, wie auch Vertreter der anderen Parteien, die Situation vor Ort angeschaut. Wer aber was wem versprochen habe und was möglich sei, das könne er nicht beurteilen. „Wir lesen momentan nur die E-Mails.“Er ist überzeugt, dass eine politische Lösung nötig sei. Vor der öffentlichen Diskussion darüber in einer Sitzung sei es aber nötig, eine Grundlage zu schaffen.
Der Bürgermeister ist strikt dagegen. Für ihn ist alles gesagt. Zwar räumt er ein: „Die Situation ist schwierig. Auch ich wäre von dem Lärm genervt.“Es gebe dort Fehlentwicklungen, und die Stadtverwaltung werde aus Kulanz versuchen, sie zu minimieren. „Letztlich geht es um zwei betroffene Familien.“Doch das brauche seine Zeit und sei bei Weitem nicht das einzige Thema, das die Stadtverwaltung abzuarbeiten habe.