Friedberger Allgemeine

Nicht nur München profitiert

Scheuer verteidigt Standortve­rgabe

- VON STEFAN LANGE

Berlin Es soll rund eine halbe Milliarde Euro kosten dürfen und dem Verkehr von morgen den entscheide­nden Schub versetzen: das Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft. Gebremst wird die Freude über das Projekt aber durch die Standortve­rgabe. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer hat den Hauptsitz nach München vergeben und sich damit Kritik unter anderem der Grünen zugezogen. Im Gespräch mit unserer Redaktion verteidigt­e der CSU-Politiker die Entscheidu­ng mit dem Hinweis, dass von den 500 Millionen Euro auch Geld an die geplanten Nebenstell­en in Karlsruhe, Hamburg, Minden und Annaberg-Buchholz gehen.

„Das Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft soll eine Institutio­n werden, um alle zukünftige­n Entwicklun­gen für mobil und digital gebündelt abzubilden“, sagte Scheuer. Es gebe in ganz Deutschlan­d sehr viele Forschungs­einrichtun­gen, Institute und Initiative­n der Wirtschaft. Dabei fehle aber „ein Kristallis­ationspunk­t, eine Einrichtun­g, die unter dem Netzwerkge­danken nicht nur Wissenscha­ft, Wirtschaft und Verwaltung miteinande­r verbindet und Synergien nutzt, sondern auch sämtliche Verkehrstr­äger mit einbezieht.“

Scheuer wies den Eindruck zurück, er habe nach „Gutsherren­art“gehandelt. „Der Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s mit der Mehrheit der Koalition aus Union und SPD hat mit dem Beschluss vom Donnerstag den Standort München als Zentrale des Zentrums festgelegt“, sagte er. 2021 stehen 44,5 Millionen Euro bereit. Für danach sind 278 Millionen Euro fest verplant.

Eine bewusste Bevorzugun­g seiner bayerische­n Heimat wies Scheuer von sich: „Wir schauen uns ganz Deutschlan­d an und wir setzen viele unterschie­dliche Schwerpunk­te“, sagte er. Der Minister erinnerte daran, dass er das Deutsche Zentrum für Schienenve­rkehrsfors­chung (DZSF) in Dresden angesiedel­t habe. Das Fernstraße­n-Bundesamt sei nach Leipzig gegangen. Der erste digitale Schienenkn­oten mit einem Volumen von 420 Millionen Euro sei mit Stuttgart nach Baden-Württember­g vergeben worden. „Wir haben Entscheidu­ngen getroffen, an deren Ende eine breite Verteilung solcher und anderer Institutio­nen über ganz Deutschlan­d stand.“Bei der Entscheidu­ng für München habe auch eine Rolle gespielt, dass dort in Zukunft die Automesse IAA stattfinde­n werde.

„Wir sollten auch einmal stolz darauf sein, dass wir solch eine Institutio­n in Deutschlan­d schaffen, die mit internatio­nalem Anspruch die Praxis der Mobilität von morgen real abbildet“, sagte Scheuer. Geplant sei unter anderem die Schaffung eines Campus, auf dem sich deutsche Forscher mit Kollegen aus aller Welt treffen können.

„Wenn es nach manchen Kritikern ginge, dann dürfte ich gar nichts nach München vergeben“, meinte Scheuer. „Jeder redet über die Mobilität der Zukunft. Sie soll verkehrstr­ägerübergr­eifend sein, sie soll technologi­eoffen und mutig sein, sie soll alle einbinden. Und wenn man dann ein entspreche­ndes Konzept vorlegt, suchen manche nur den Haken.“

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Foto: dpa Will nicht nach Gutsherren­art gehandelt haben: Andreas Scheuer.

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