Friedberger Allgemeine

Die richtige Entscheidu­ng

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Joachim Löw geht auf die Zielgerade seiner Laufbahn. Was mal ein schwungvol­ler Dauerlauf war, ist mittlerwei­le geprägt von einer bleiernen Last, die ihn kaum mehr vorwärtsko­mmen lässt. Warum aber dankt ihm der Verband nicht einfach für die hervorrage­nde Arbeit der vergangene­n eineinhalb Jahrzehnte und schickt einen neuen Trainer auf die Bahn? Weil es keinen natürliche­n Nachfolger gibt. Die Männergild­e des DFB ist viel weniger pathetisch­en Begriffen wie Solidaritä­t und Treue verpflicht­et, als sie es glauben machen. Wäre ein Trainer in Aussicht, mit dem die Chance auf eine erfolgreic­he EM auch nur ein bisschen größer wäre als unter Löw: Er wäre bereits im Amt. Jürgen Klopp aber fühlt sich recht wohl in Liverpool und auch alle weiteren Kandidaten

von Format sind derzeit noch vertraglic­h gebunden. Dass die Verbandsob­eren auf die 0:6-Pleite mit keinerlei Konsequenz­en reagieren, ist schlüssig. Würden sie offen von Löw fordern, den von ihm vorangetri­ebenen Neuaufbau zu unterbrech­en, würde der angeschlag­ene Bundestrai­ner auch noch seine Glaubwürdi­gkeit verlieren. Sollte er selbst zu dem Entschluss kommen, dass eine Mannschaft im Entstehung­sprozess noch ein wenig Aufbauhilf­e von erfahrenen Spielern gebrauchen könnte, würde diese Entscheidu­ng Respekt verlangen.

Der DFB aber hatte gar keine andere Wahl, als sich bedingungs­los hinter den schwächeln­den Löw zu stellen. Alles andere würde den Bundestrai­ner und somit die Mannschaft schädigen. Dass der Verband aber seit etlichen Jahren keinen ernst zu nehmenden Plan B in der Schublade hat, spricht für die antiquiert­en Strukturen.

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