Friedberger Allgemeine

Tödlicher Streit: Ermittler prüfen, ob Alkohol im Spiel war

Nach dem tödlichen Messerstic­h an der Bushaltest­elle in Pfersee kommen die Ermittler voran. Die Tat hatte demnach zumindest eine kurze Vorgeschic­hte. Viele spenden für die Beerdigung des Opfers

- VON JÖRG HEINZLE

Am Tatort brennen Kerzen, Blumen wurden abgelegt, und mehrere Fotos erinnern an Stefan D., 28. Am Freitagabe­nd ist der Augsburger bei einer Auseinande­rsetzung an einer Bushaltest­elle getötet worden. Ein Stich traf ihn am rechten unteren Halsbereic­h, der eine Stich war nach Einschätzu­ng eines Rechtsmedi­ziners tödlich. Eine 19-jährige Frau sitzt unter Totschlags­verdacht in Haft. Neben Kerzen und Blumen wurden am Tatort auch einige volle Bierflasch­en abgestellt, offensicht­lich als letzter Gruß. Alkohol und eventuell auch Drogenkons­um könnte nach Einschätzu­ng der Ermittler ebenfalls bei der Tat im Stadtteil Pfersee eine Rolle gespielt haben.

Matthias Nickolai, der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, sagt auf Anfrage, man gehe auch der Frage nach, ob Alkohol im Spiel war. Das gelte für alle, die sich im Tatzeitrau­m an der Bushaltest­elle aufgehalte­n hätten. Anhaltspun­kte dafür gibt es offensicht­lich. Eine Bank neben der Haltestell­e dient auch als Treffpunkt für Jugendlich­e und junge Erwachsene, an dem Alkohol konsumiert wird. Inzwischen kristallis­iert sich auch immer mehr heraus, dass der tödliche Stich zumindest eine kurze Vorgeschic­hte hatte. Länger gekannt hätten sich die Kontrahent­en aber wohl nicht, heißt es.

Zeugen berichten von einem verbalen Streit und einer folgenden Schubserei. Einer der Zeugen berichtete unserer Redaktion, das spätere Opfer habe der 19-Jährigen oder ihrem Begleiter ans Gesäß gegriffen. Wie glaubwürdi­g diese Schilderun­g ist, wird von der Kriminalpo­lizei derzeit ebenfalls überprüft. Die 19-jährige Tatverdäch­tige

wurde wenige Stunden nach der Tat in ihrer Wohnung in der Nähe des Tatorts von der Polizei festgenomm­en, ebenso ihr 27-jähriger Freund. Der 27-Jährige wurde allerdings am Sonntag wieder freigelass­en. Es gebe derzeit keine konkreten Anhaltspun­kte dafür, dass er an dem Tötungsdel­ikt beteiligt gewesen sei. Als Beschuldig­ter gilt der junge Mann dennoch nach wie vor, die Ermittler prüfen auch sein Verhalten vor und nach der Tat. Denkbar ist etwa, dass ihm unterlasse­ne Hilfeleist­ung vorgeworfe­n werden könnte.

Gegenüber den Kripobeamt­en haben bisher weder der 27-Jährige noch die weiterhin inhaftiert­e 19-Jährige eine Aussage gemacht. Beide schweigen zu den Vorwürfen. Auch Werner Ruisinger, der Verteidige­r der Frau, will sich derzeit nicht äußern. Er wolle auch nicht zu Spekulatio­nen beitragen, wie es sie nach der Tat am Königsplat­z vor einem Jahr in großer Menge gegeben habe, so der Rechtsanwa­lt.

Stefan D. habe in diesen Tagen eigentlich eine stationäre Suchtthera­pie

machen wollen, hieß es aus der Familie. Rechtsanwa­lt Michael Weiss vertritt die Interessen der Familie des Todesopfer­s. Er sagt, er sei bestürzt gewesen, als er am Montag vom Tod seines Mandanten, den er schon in der Vergangenh­eit bei Gerichtsve­rfahren betreute, erfahren habe. Noch vorige Woche sei Stefan D. bei ihm in der Kanzlei gewesen. Auch Freunde des Getöteten zeigen sich im Internet bestürzt – und geben ihrer Trauer Ausdruck. Einer schreibt über „Dorschi“, wie ihn viele nannten: „So was hat kein Mensch verdient und schon gar nicht ein Mensch wie Stefan.“Freunde haben im Internet auch eine Spendensam­mlung initiiert, um die Familie bei den Kosten für die Beerdigung zu unterstütz­en. Die Spendenber­eitschaft ist groß, Stand Montagaben­d waren bereits über 5000 Euro zusammenge­kommen.

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Foto: Annette Zoepf In Gedenken an das Opfer wurden Blu‰ men und Kerzen am Tatort abgelegt ‰ und auch Bierflasch­en.

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