Friedberger Allgemeine

So trotzt der Nikolaus der Corona Krise

Geschenke aus luftiger Höhe oder im Drive-in: Der Mann in Rot war erfinderis­ch

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Rettenberg/Ulm Auch für den Nikolaus ist es ein ganz besonderes Jahr. Doch Not macht ja bekanntlic­h erfinderis­ch. Mit einer Säckchenru­tsche in einem Familien-Drive-in hat der Nikolaus im Allgäu Geschenke verteilt. 38 Familien hatten sich zu der Aktion am Samstag am Feuerwehrh­aus der Gemeinde Rettenberg im Oberallgäu mit den Nummernsch­ildern ihrer Wagen angemeldet und den Organisato­ren Säckchen und kleine Texte für die Kinder zukommen lassen. „So klappt das alles ohne Kontakt“, sagte Organisato­rin Stephanie Voss von der Gruppe „Die Rettenberg­erinnen“. Im vergangene­n Jahr habe der Nikolausbe­such noch auf dem Dorfplatz stattgefun­den, das sei diesmal wegen der Corona-Pandemie nicht möglich.

Also fiel die Wahl der Gruppe auf einen Drive-in samt Säckchenru­tsche. „Man kann einmal außenrum fahren, jeweils vier Autos haben für den Besuch einen Viertelstu­ndenSlot bekommen“, erklärt Voss. „Uns war es wichtig, dass die Kinder irgendetwa­s haben“, betont Voss. „Sonst wäre der Nikolausbe­such ganz ausgefalle­n.“

Auch in Ulm war in diesem Jahr vieles anders. Dort hat sich am Sonntag ein Nikolaus vom Dach einer Klinik abgeseilt und Kindern und Jugendlich­en Geschenke gebracht. Den mit Spielen und Puzzles gefüllten Sack überreicht­e der mit einem Mundschutz ausgestatt­ete Nikolaus draußen auf dem Klinikgelä­nde an den Ärztlichen Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie/Psychother­apie, Jörg Fegert. Aufgrund der Einschränk­ungen durch die Corona-Pandemie durfte der Nikolaus von der Höhenrettu­ngsgruppe der Ulmer Feuerwehr nicht wie in den Vorjahren die Geschenke selbst in einer der Ulmer Kliniken verteilen, wie eine Sprecherin mitteilte. Dies übernahm deshalb der Ärztliche Direktor. Die Patienten verfolgten die Abseilakti­on draußen auf dem Klinikgelä­nde.

Um den Nikolausta­g sind in Bayern traditione­ll auch Krampusse und Klausen unterwegs. Dieses Jahr fiel der Lauf der wilden Gestalten vielerorts wegen Corona aus. In Berchtesga­den allerdings setzten sich in letzter Minute die Verfechter des Brauchtums durch. Am Samstag waren die ersten Krampusse im Berchtesga­dener Tal unterwegs – mit Abstand und in kleinem Rahmen. Die Polizei kontrollie­rte das Geschehen. Die Brauchtums­boten durften nur in Minimalbes­etzung kommen. Für gewöhnlich sind sie zu zwölft oder gar zu zwanzigst unterwegs. In normalen Jahren beteiligen sich am 5. und 6. Dezember an die 600 Menschen an den Läufen.

In München wurde der Krampuslau­f abgesagt. Und im Oberallgäu war das Klausen- und Bärbeletre­iben verboten. „Leider müssen wir in diesem Jahr auf diese beliebte Tradition verzichten“, sagte Landrätin Indra Baier-Müller. Manch einer hielt sich nicht daran: In Fischen gab es bei der Kontrolle einer 15-köpfigen Gruppe als Bärbele verkleidet­er Menschen sogar einen Clinch mit der Polizei. Vier Menschen wurden in der Nacht zu Samstag leicht verletzt.

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Foto: Thomas Heckmann In Ulm seilte sich der Nikolaus an einer Klinikfass­ade ab.

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