Christbäume sind in Corona Zeiten gefragt
Die Weihnachtsmärkte in Augsburg und Umgebung fallen aus, die Stimmung der Händler ist vielerorts getrübt. Den Verkäufern von Tannen und Co. scheint die Pandemie keine wirtschaftlichen Sorgen zu bereiten. Im Gegenteil
Für viele Familien ist der Christbaumkauf ein ganz besonderes Ereignis. Auch wenn es dieses Jahr in Augsburg wegen der Corona-Pandemie keinen Christkindlesmarkt gibt und auch sonst einiges anders ist in der Vorweihnachtszeit, der Christbaumkauf kann trotzdem zu einem schönen Erlebnis werden – etwa in der Fuggerei oder in Wellenburg im Westen der Stadt. Teils fehlt nicht einmal der Glühweinund Bratwurstduft.
Seit 1998 gibt es in der Fuggerei in der Jakobervorstadt den Christbaumverkauf. Geöffnet ist bis zum 22. Dezember täglich von 10 bis 18 Uhr. „Wir haben die Abstände vergrößert, eine klare Linie zum Anstehen, ein gutes Hygienekonzept – und es gibt keinen Alkohol“, sagt Fuggerei-Sprecherin Astrid Gabler auf die Frage, was dieses Jahr anders ist. „Aber Kinderpunsch und Bratwurst to go kann man sich schon holen.“Die kleine Weihnachtshütte inmitten der Christbäume, die von den Betreibern des Restaurants Tafeldecker gepachtet wurde, bietet
weitere Gerichte an. Essen darf man dies zwar nicht direkt am Häuschen, jedoch bei einem kleinen Spaziergang durch die Fuggerei. Ein kleines Lagerfeuer sorgt für eine heimelige Atmosphäre.
Der Christbaumverkauf dient auch dem Erhalt der historischen Sozialsiedlung. Die Bäume stammen aus den Fuggerschen Stiftungswäldern in Blumenthal bei Aichach und aus dem Holzwinkel bei Welden. Der Erlös des Verkaufes fließt in die Renovierung der Fuggereiwohnungen. Als Geschenk gibt es zu jedem gekauften Baum eine Jahreskarte für die Fuggerei, die für zwei Personen gültig ist.
Ist die Corona-Krise ein Nachteil für das Christbaumgeschäft? Fuggerei-Sprecherin Gabler glaubt das nicht – sie rechnet sogar mit mehr Kunden als sonst: „Da man dieses Jahr nicht in den Urlaub fahren kann, ist es, so glaube ich, für viele ganz besonders wichtig, es sich zu
Weihnachten zuhause gemütlich zu machen.“
Walter und Petra Bobinger sind Stammkunden des Christbaummarktes in der Fuggerei, sie kaufen ihren Baum jedes Jahr hier. Immer am zweiten Advent stehe der Christbaum fertig geschmückt in ihrem Wohnzimmer. „Wir haben uns ganz genauso auf den Kauf gefreut wie sonst auch“, so Petra Bobinger. Dass es keinen Glühwein gebe, sehen die beiden als keinen großen Verzicht. Auch Sofie Kämpf ist Stammkundin. Sie schätzt den sozialen Aspekt des Christbaumverkaufes. Dass es dieses Jahr keinen Alkohol zu kaufen gibt, findet Kämpf nicht schlimm. „Das Einzige, was fehlt, ist die Geselligkeit. Sonst hat man sich immer in Grüppchen zusammengestellt und sich unterhalten, aber da muss man jetzt eben durch“, sagt sie. Das erste Mal zum Christbaumkauf in der Fuggerei ist Leonardo Verdura. Er ist von der Atmosphäre angetan, selbst unter Corona-Bedingungen. Um einiges schöner sei das als der Verkauf auf dem Supermarkt-Parkplatz.
Die Baumschule Schlegel im Bäauch renkeller bietet Bäume aus Augsburger Kulturen an. „Da die Bäume direkt bei uns wachsen, haben sie kurze Transportwege, was gut für die Umwelt ist“, sagt Peter Schlegel, Geschäftsführer der Baumschule. Abstriche gebe es aber wegen Corona: „Leider ist in diesem Jahr alles anders. Wir können keinen Glühwein anbieten und auch das Schäfchenfüttern für Kinder und das Lagerfeuer
fällt weg.“Auch muss eine Maske getragen werden und die Bäume sind in größeren Abständen zueinander aufgereiht. Dennoch glaubt er an eine höhere Kundenzahl als im Vorjahr. „Die Leute sind heuer zuhause, da machen sie es sich eben dort mit einem Christbaum schön.“Bis zum 23. Dezember ist der Christbaumverkauf werktags von 9 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Auf Anfrage ist auch eine Anlieferung möglich.
Auch die Schlossgaststätte Wellenburg lädt in ihrem Biergarten zum Christbaumkauf ein. Punsch und Würste vom Grill gibt es zum Mitnehmen. „Man kann sich natürlich auch auf Vorbestellung Gerichte aus unserer Küche mitnehmen“, sagt Walter Nemeth, Inhaber der Gaststätte. Man dürfe zwar nicht im Biergarten essen, wo Maskenpflicht herrscht, aber bei einem Spaziergang durch den Wald – oder eben zuhause. Der Verkauf findet am Wochenende von 10 bis 18 Uhr und unter der Woche von Mittwoch bis Freitag, 11 bis 18 statt. „Dieses Jahr liefern wir die Bäume auf Wunsch auch an einem Sammeltermin aus“, so Nemeth.
Wer es noch nicht so eilig hat, kann am Freitag, 11., und Samstag, 12. Dezember, seinen Christbaum auch auf dem Gelände des städtischen Forstbetriebshofes in Haunstetten (Tattenbachstraße 15) kaufen. Dort gibt es frisch geschlagene Nordmanntannen aus dem Stadtwald. Allerdings mit Abstrichen in Sachen Weihnachtsstimmung. Eine Bewirtung sei dieses Jahr laut Stadt nicht möglich und auch hier muss der Mundschutz beim Kauf getragen werden.
Erlös fließt in die Fuggerei Wohnungen
Auch die Bäume stehen in größeren Abständen